Ordentliche Kapitalerhöhung Börsenlexikon Vorheriger Begriff: ORD Nächster Begriff: Order

Ein wichtiges Instrument zur Kapitalbeschaffung, das es Unternehmen ermöglicht, durch die Ausgabe neuer Aktien ihre Eigenkapitalbasis zu stärken und Wachstum zu finanzieren

Eine ordentliche Kapitalerhöhung ist eine Maßnahme, bei der eine Aktiengesellschaft (AG) oder eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) ihr Eigenkapital durch die Ausgabe neuer Aktien erhöht. Die Gesellschaft beschafft sich auf diese Weise zusätzliche Mittel von den bestehenden oder neuen Aktionären, um damit beispielsweise Investitionen zu finanzieren, Schulden abzubauen oder Wachstum zu fördern. Eine ordentliche Kapitalerhöhung ist ein gängiges Mittel zur Eigenkapitalbeschaffung und erfordert die Zustimmung der Hauptversammlung der Aktionäre.

Merkmale und Ablauf der ordentlichen Kapitalerhöhung

Bei der ordentlichen Kapitalerhöhung gibt das Unternehmen neue Aktien aus, die zum Nennwert oder zu einem höheren Ausgabepreis (Agio) verkauft werden. Die Aktien werden in der Regel zum Emissionspreis angeboten, der unter dem aktuellen Marktpreis liegen kann, um die Attraktivität des Kaufs zu erhöhen. Die ordentliche Kapitalerhöhung unterliegt strengen gesetzlichen Regelungen und wird durch das Aktiengesetz (AktG) in Deutschland geregelt.

Der Ablauf einer ordentlichen Kapitalerhöhung umfasst in der Regel folgende Schritte:

  1. Beschluss der Hauptversammlung: Die Hauptversammlung der Aktionäre muss die Kapitalerhöhung mit einer qualifizierten Mehrheit beschließen. Im Rahmen dieses Beschlusses werden die Anzahl der neuen Aktien, der Ausgabepreis und das Bezugsrecht für bestehende Aktionäre festgelegt.

  2. Bezugsrecht für Altaktionäre: Um die bestehenden Aktionäre vor einer Verwässerung ihrer Anteile zu schützen, erhalten sie in der Regel ein Bezugsrecht. Dieses gibt ihnen die Möglichkeit, neue Aktien zu einem festgelegten Bezugsverhältnis zu erwerben, sodass sie ihren Anteil am Unternehmen konstant halten können. Aktionäre können entscheiden, ob sie ihr Bezugsrecht ausüben oder es an der Börse verkaufen.

  3. Emissionsphase und Handel der neuen Aktien: Die neuen Aktien werden nach Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden an der Börse platziert. In dieser Phase können sowohl bestehende Aktionäre als auch neue Investoren die Aktien zeichnen. Die Emission erfolgt oft in Zusammenarbeit mit Banken, die den Verkauf der Aktien unterstützen.

  4. Eintragung ins Handelsregister: Nach Abschluss der Kapitalerhöhung muss die Gesellschaft die neuen Aktien in das Handelsregister eintragen lassen. Erst nach der Eintragung sind die neuen Aktien offiziell ausgegeben und handelbar.

Vorteile der ordentlichen Kapitalerhöhung

  1. Stärkung des Eigenkapitals: Die ordentliche Kapitalerhöhung führt zu einer Erhöhung des Eigenkapitals und verbessert die Bilanzstruktur des Unternehmens. Ein höheres Eigenkapital bedeutet in der Regel eine größere finanzielle Stabilität und höhere Kreditwürdigkeit.

  2. Liquidität für Investitionen: Die zufließenden Mittel aus der Kapitalerhöhung können für Investitionen, Forschung und Entwicklung oder Akquisitionen verwendet werden. Dies stärkt die Position des Unternehmens und unterstützt dessen Wachstum.

  3. Verringerung der Verschuldung: Die ordentliche Kapitalerhöhung kann auch dazu genutzt werden, bestehende Schulden abzubauen. Dies reduziert das Zinsrisiko und die finanzielle Belastung des Unternehmens, was sich positiv auf die Rentabilität auswirken kann.

  4. Verbesserung der Bonität: Ein höheres Eigenkapital stärkt die Kreditwürdigkeit des Unternehmens und erleichtert den Zugang zu weiteren Finanzierungen, beispielsweise in Form von Fremdkapital zu günstigeren Konditionen.

Nachteile und Risiken der ordentlichen Kapitalerhöhung

  1. Verwässerung der Anteile: Durch die Ausgabe neuer Aktien verringert sich der prozentuale Anteil der bisherigen Aktionäre am Gesamtkapital, sofern sie ihre Bezugsrechte nicht ausüben. Diese Verwässerung kann zu einem Wertverlust der bestehenden Anteile führen, da die Gewinnbeteiligung pro Aktie sinkt.

  2. Marktdruck auf den Aktienkurs: Die Ausgabe neuer Aktien kann zu einem Überangebot am Markt führen, wodurch der Aktienkurs sinken kann. Insbesondere wenn das Unternehmen in kurzer Zeit eine hohe Anzahl neuer Aktien emittiert, könnte dies den Kurs der Altaktien unter Druck setzen.

  3. Kosten der Kapitalerhöhung: Die Durchführung einer ordentlichen Kapitalerhöhung ist mit hohen Kosten verbunden, z. B. für die Vorbereitung, den Börsenprospekt, Anwaltsgebühren und die Vermittlungsprovisionen der Banken. Diese Kosten können die Erhöhung des Eigenkapitals mindern.

  4. Signalwirkung für den Markt: Die Kapitalerhöhung könnte von Investoren als Zeichen dafür gewertet werden, dass das Unternehmen dringend Kapital benötigt, was Unsicherheiten wecken kann. Dies könnte das Vertrauen der Aktionäre beeinträchtigen und den Kurs der Aktie zusätzlich belasten.

Unterschied zur genehmigten und bedingten Kapitalerhöhung

Neben der ordentlichen Kapitalerhöhung gibt es weitere Formen der Kapitalerhöhung:

  1. Genehmigte Kapitalerhöhung: Hierbei erteilt die Hauptversammlung dem Vorstand das Recht, innerhalb eines bestimmten Zeitraums neue Aktien bis zu einem bestimmten Betrag auszugeben, ohne dass für jede Ausgabe eine erneute Hauptversammlungsentscheidung erforderlich ist. Dies ermöglicht es dem Unternehmen, flexibel und schnell auf Finanzierungsbedarfe zu reagieren.

  2. Bedingte Kapitalerhöhung: Diese Art der Kapitalerhöhung ist an bestimmte Bedingungen geknüpft, wie z. B. die Ausübung von Wandel- oder Optionsrechten durch Investoren. Eine bedingte Kapitalerhöhung dient meist dazu, Investoren, die Anleihen oder Optionen halten, die Möglichkeit zu geben, diese in Aktien umzuwandeln.

Fazit

Die ordentliche Kapitalerhöhung ist ein wichtiges Instrument zur Kapitalbeschaffung, das es Unternehmen ermöglicht, durch die Ausgabe neuer Aktien ihre Eigenkapitalbasis zu stärken und Wachstum zu finanzieren. Sie kann für das Unternehmen viele Vorteile bieten, wie die Verbesserung der Liquidität und der Kreditwürdigkeit. Gleichzeitig birgt die Kapitalerhöhung jedoch auch Risiken, insbesondere die Verwässerung der Anteile bestehender Aktionäre und potenziellen Druck auf den Aktienkurs. In jedem Fall ist die ordentliche Kapitalerhöhung ein wichtiges Werkzeug für Unternehmen, das Wachstum und finanzielle Stabilität unterstützen kann, jedoch sorgfältige Planung und Transparenz gegenüber den Aktionären erfordert.