Naturalgeld Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Warengeld Nächster Begriff: Gebrauchsgeld

Die erste Form des Geldes, die eine zentrale Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung von Zivilisationen spielte

Naturalgeld ist eine frühe Form des Geldes, die aus physischen Gütern mit intrinsischem Wert besteht. Es diente in der Vergangenheit als Zahlungsmittel, bevor sich standardisierte Münzen und später Papiergeld etablierten. Naturalgeld umfasst Waren wie Vieh, Getreide, Salz, Muscheln oder Edelmetalle, die neben ihrer Funktion als Tauschmittel auch eine eigenständige wirtschaftliche Nutzung hatten.

Dieses Geldsystem war in verschiedenen Kulturen verbreitet und stellte die Grundlage für spätere Währungsformen dar, darunter Warengeld, Münzgeld und Fiatgeld.

Eigenschaften von Naturalgeld

  1. Materieller Eigenwert

    • Naturalgeld bestand aus Gütern, die auch unabhängig von ihrer Funktion als Zahlungsmittel nützlich waren.
    • Beispiel: Salz konnte als Nahrungskonservierungsmittel genutzt werden, Vieh als Nahrungsquelle.
  2. Tauschbarkeit

    • Naturalgeld erleichterte den Handel, indem es als allgemein anerkanntes Zahlungsmittel diente.
    • Allerdings war es oft schwer teilbar oder transportierbar.
  3. Begrenzte Haltbarkeit

    • Viele Naturalgeldformen, wie Getreide oder Vieh, waren verderblich und daher nur bedingt zur langfristigen Wertaufbewahrung geeignet.
    • Edelmetalle oder Muscheln waren haltbarer und wurden bevorzugt.
  4. Knappheit als Wertgrundlage

    • Der Wert eines Naturalgeldes hing von seiner Seltenheit und Nachfrage ab.
    • In bestimmten Regionen waren beispielsweise Kaurimuscheln oder Salz sehr wertvoll.

Historische Entwicklung von Naturalgeld

1. Frühzeit und Antike

  • In frühen Gesellschaften wurden Nutztiere (Rinder, Schafe, Ziegen) als eine der ersten Geldformen verwendet.
  • In Mesopotamien (ca. 3000 v. Chr.) wurde Gerste als Standardzahlungsmittel genutzt.
  • Die Ägypter nutzten Kupferbarren und Getreide als Zahlungsmittel.

2. Mittelalterliche Währungen

  • In Europa und Asien war Salz („weißes Gold“) ein wichtiges Zahlungsmittel.
  • Im skandinavischen Raum wurden Pelze und Felle als Geld verwendet.
  • In Afrika galten Kaurimuscheln bis ins 19. Jahrhundert als Zahlungsmittel.

3. Übergang zu Münzgeld und Warengeld

  • Ab ca. 700 v. Chr. wurden erste Münzen aus Gold, Silber und Bronze eingeführt, die Naturalgeld zunehmend ersetzten.
  • In der Neuzeit wurde Naturalgeld nur noch in Notzeiten oder abgeschiedenen Regionen genutzt.

Vorteile und Nachteile von Naturalgeld

Vorteile

  1. Eigenwert: Naturalgeld hatte auch abseits seiner Funktion als Geld einen praktischen Nutzen.
  2. Natürlich begrenzte Geldmenge: Keine Inflation durch unbegrenztes Drucken von Geld möglich.
  3. Einfaches Tauschmittel: Erleichterte wirtschaftliche Transaktionen in frühen Gesellschaften.

Nachteile

  1. Schwere Transportierbarkeit: Naturalgeld war oft sperrig oder verderblich.
  2. Geringe Teilbarkeit: Ein Rind war schwer in kleinere Einheiten teilbar.
  3. Unterschiedliche Wertmaßstäbe: Der Wert von Naturalgeld variierte stark je nach Region und Verfügbarkeit.

Fazit

Naturalgeld war die erste Form des Geldes und spielte eine zentrale Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung von Zivilisationen. Es wurde schließlich durch Warengeld, Münzgeld und später Fiatgeld ersetzt, bleibt aber ein historisch bedeutendes Konzept. In Krisenzeiten oder isolierten Gemeinschaften kann Naturalgeld noch heute als Tauschmittel genutzt werden.