Leerverkauf (Short Selling) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Latente Steuern Nächster Begriff: leichte Aktie
Ein komplexes, aber nützliches Finanzinstrument, das spekulativen Tradern die Möglichkeit bietet, von fallenden Kursen zu profitieren
Leerverkauf (Short Selling) ist eine Handelsstrategie, bei der ein Anleger Wertpapiere verkauft, die er nicht besitzt, in der Hoffnung, sie zu einem späteren Zeitpunkt zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen und dadurch einen Gewinn zu erzielen. Diese Methode wird häufig von professionellen Investoren, Hedgefonds und spekulativen Tradern genutzt, um von fallenden Kursen zu profitieren. Leerverkäufe sind besonders in volatilen Märkten von Bedeutung und können auch als Absicherungsstrategie eingesetzt werden.
Funktionsweise eines Leerverkaufs
Ein Leerverkauf verläuft in mehreren Schritten:
- Leihe der Wertpapiere: Der Investor leiht sich die Wertpapiere von einem Broker oder institutionellen Anleger, um sie auf dem Markt zu verkaufen. Diese Leihe ist oft mit Gebühren oder Zinsen verbunden.
- Verkauf der geliehenen Wertpapiere: Der Trader verkauft die geliehenen Aktien oder andere Vermögenswerte sofort auf dem Markt zum aktuellen Kurs.
- Rückkauf der Wertpapiere: Falls der Preis des Wertpapiers fällt, kauft der Investor die Wertpapiere günstiger zurück.
- Rückgabe an den Verleiher: Die zuvor geliehenen Wertpapiere werden dem ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben. Der Gewinn ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Verkaufs- und dem Rückkaufpreis, abzüglich Leihgebühren und Transaktionskosten.
Falls der Kurs jedoch steigt, muss der Anleger die Wertpapiere teurer zurückkaufen, was zu einem potenziell unbegrenzten Verlust führen kann.
Beispiel für einen Leerverkauf
Ein Trader erwartet, dass die Aktie der Firma X, die aktuell bei 100 € steht, bald auf 80 € fallen wird. Er führt folgenden Leerverkauf durch:
Schritt | Aktion | Kurs (pro Aktie) | Ergebnis |
---|---|---|---|
1 | Leihe und Verkauf von 100 Aktien | 100 € | 10.000 € Einnahmen |
2 | Rückkauf der 100 Aktien | 80 € | 8.000 € Ausgaben |
3 | Rückgabe der Aktien an den Verleiher | - | - |
Gewinn (vor Gebühren) | - | 2.000 € |
Steigt der Aktienkurs stattdessen auf 120 €, müsste der Investor für den Rückkauf 12.000 € zahlen, wodurch ein Verlust von 2.000 € entsteht.
Risiken des Leerverkaufs
Leerverkäufe bergen erhebliche Risiken, insbesondere:
- Unbegrenztes Verlustrisiko: Während der maximale Gewinn auf den Verkaufspreis begrenzt ist, kann der Verlust theoretisch unbegrenzt sein, da der Aktienkurs unendlich steigen könnte.
- Short Squeeze: Wenn viele Anleger leerverkaufen und der Kurs plötzlich steigt, müssen sie ihre Positionen schließen, indem sie Aktien zurückkaufen. Dies kann den Kurs weiter in die Höhe treiben und zu massiven Verlusten führen.
- Leihgebühren und Zinskosten: Da Wertpapiere geliehen werden, fallen Kosten an, die den potenziellen Gewinn reduzieren können.
- Regulatorische Einschränkungen: In einigen Märkten gibt es Beschränkungen für Leerverkäufe, insbesondere in Krisenzeiten, um Marktmanipulationen zu verhindern.
Leerverkäufe als Absicherungsstrategie
Nicht alle Leerverkäufe sind spekulativer Natur. Sie werden auch zur Absicherung von Portfolios verwendet. Beispielsweise kann ein Fonds, der viele Technologieaktien hält, einen Short auf den Nasdaq-Index eingehen, um sich gegen einen allgemeinen Marktrückgang abzusichern.
Fazit
Leerverkäufe sind ein komplexes, aber nützliches Finanzinstrument, das spekulativen Tradern die Möglichkeit bietet, von fallenden Kursen zu profitieren. Gleichzeitig sind sie mit erheblichen Risiken verbunden, insbesondere durch unbegrenzte Verluste und Marktvolatilität. Während professionelle Investoren und Hedgefonds regelmäßig Leerverkäufe nutzen, sollten private Anleger vorsichtig sein und die Risiken genau verstehen, bevor sie sich auf diese Handelsstrategie einlassen.