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High-Quality Liquid Assets (HQLA) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Capital Requirements Directive (CRD) Nächster Begriff: Leverage Ratio

Ein essenzielles Instrument zur Sicherstellung der Liquidität von Banken und zur Stärkung der Finanzmarktstabilität, das gewährleistet, dass Banken auch in Krisenzeiten über ausreichend liquide Mittel verfügen, um kurzfristige Verpflichtungen zu erfüllen

High-Quality Liquid Assets (HQLA) sind Vermögenswerte, die von Banken gehalten werden, um kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überstehen. Sie sind ein zentraler Bestandteil der Liquidity Coverage Ratio (LCR), einer regulatorischen Kennzahl, die im Rahmen der Basel-III-Reformen eingeführt wurde.

Die HQLA stellen sicher, dass Banken über ausreichend liquide Mittel verfügen, um ihre kurzfristigen Verpflichtungen im Falle einer Finanzkrise oder eines Stressszenarios mindestens 30 Tage lang erfüllen zu können.

Hintergrund und Bedeutung von HQLA

Die globale Finanzkrise 2008 zeigte, dass viele Banken stark von kurzfristigen Finanzierungsquellen abhängig waren und nicht genügend liquide Reserven hielten. Dies führte dazu, dass einige Institute bei plötzlichen Marktverwerfungen in Zahlungsschwierigkeiten gerieten.

Um die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors zu erhöhen, führte der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) im Rahmen von Basel III die Liquidity Coverage Ratio (LCR) ein. Die LCR verlangt, dass Banken einen bestimmten Anteil ihres Vermögens in hochliquiden Aktiva (HQLA) halten.

Definition und Eigenschaften von HQLA

HQLA sind Vermögenswerte, die bestimmte Kriterien erfüllen müssen, um als hochliquide anerkannt zu werden:

  1. Hohe Marktliquidität

    • Die Vermögenswerte müssen jederzeit auf dem Markt verkauft werden können, ohne erhebliche Preisverluste zu erleiden.
  2. Geringes Kreditrisiko

    • HQLA müssen von erstklassigen Emittenten stammen, wie z. B. Staaten mit hoher Bonität oder solide finanzierte Unternehmen.
  3. Geringe Volatilität

    • Die Wertschwankungen der Vermögenswerte müssen begrenzt sein, um in Stressphasen Stabilität zu gewährleisten.
  4. Akzeptanz als Sicherheit

    • Die Vermögenswerte müssen von Zentralbanken als Sicherheiten für Liquiditätsgeschäfte anerkannt werden.

Klassifizierung der HQLA

Die HQLA werden in drei Stufen eingeteilt: Level-1, Level-2A und Level-2B.

Level-1-Assets (Höchste Qualität, 100 % Anrechnung)

  • Bargeld und Zentralbankreserven
  • Staatsanleihen hoher Bonität (AAA bis AA-)
  • Schuldtitel supranationaler Institutionen (z. B. Europäische Investitionsbank, Weltbank)

Kein Abschlag („Haircut“) erforderlich

Level-2A-Assets (Hohe Qualität, 85 % Anrechnung)

  • Hochwertige Unternehmensanleihen (mindestens AA-)
  • Gedeckte Schuldverschreibungen (Covered Bonds)

15 % Abschlag erforderlich

Level-2B-Assets (Mittlere Qualität, 50 % Anrechnung)

  • Aktien aus wichtigen Aktienindizes (z. B. DAX, S&P 500)
  • Unternehmensanleihen mit Rating A+ bis BBB-

Bis zu 50 % Abschlag erforderlich

Berechnung der LCR mit HQLA

Die HQLA sind die zentrale Komponente der Liquidity Coverage Ratio (LCR), die wie folgt berechnet wird:

LCR=HQLANetto-Liquidita¨tsabflu¨sse u¨ber 30 Tage100% \text{LCR} = \frac{\text{HQLA}}{\text{Netto-Liquiditätsabflüsse über 30 Tage}} \geq 100\%

Das bedeutet, dass die HQLA mindestens so hoch sein müssen wie die erwarteten Netto-Liquiditätsabflüsse innerhalb von 30 Tagen in einer Stresssituation.

Auswirkungen der HQLA-Anforderungen auf Banken

Die Einführung der HQLA-Vorgaben hatte erhebliche Auswirkungen auf Banken:

  1. Erhöhung der Liquiditätsreserven

    • Banken müssen mehr hochliquide Vermögenswerte halten, was Kapital bindet und die Rentabilität senkt.
  2. Veränderung der Anlagepolitik

    • Banken investieren verstärkt in sichere Staatsanleihen und Zentralbankreserven, um die LCR-Anforderungen zu erfüllen.
  3. Höhere Refinanzierungskosten

    • Da kurzfristige Refinanzierungen in Stresssituationen weniger zuverlässig sind, setzen Banken vermehrt auf langfristige Finanzierungen.
  4. Reduzierung von risikoreichen Vermögenswerten

    • Banken meiden riskantere Anlagen, da diese nicht als HQLA anerkannt werden.

Herausforderungen und Kritik an HQLA

Obwohl die HQLA-Vorgaben die Finanzstabilität stärken, gibt es auch Herausforderungen und Kritikpunkte:

  1. Geringe Renditen auf HQLA

    • Hochliquide Vermögenswerte wie Staatsanleihen bieten oft niedrige Renditen, was die Profitabilität von Banken beeinträchtigen kann.
  2. Verknappung von Level-1-Assets

    • Die hohe Nachfrage nach erstklassigen Staatsanleihen könnte zu Knappheiten führen, insbesondere in kleineren Märkten.
  3. Unterschiedliche Umsetzung in verschiedenen Ländern

    • Während die Basel-III-Regeln weltweit anerkannt sind, gibt es regionale Abweichungen in der Definition von HQLA.
  4. Potenzielle Marktverzerrungen

    • Die Bevorzugung von Staatsanleihen könnte dazu führen, dass Banken weniger in Unternehmensfinanzierungen investieren.

Internationale Umsetzung der HQLA-Regeln

Die Anforderungen an HQLA wurden weltweit unterschiedlich umgesetzt:

Region Umsetzung der HQLA-Vorgaben
Europäische Union Durch die Capital Requirements Regulation (CRR) vollständig eingeführt
USA Umsetzung durch die Federal Reserve mit leicht angepassten HQLA-Kriterien
Schweiz Volle Implementierung durch die Schweizerische Nationalbank (SNB)
Asien Unterschiedliche Implementierungen je nach Land

Verhältnis von HQLA zur Net Stable Funding Ratio (NSFR)

Neben der LCR gibt es mit der Net Stable Funding Ratio (NSFR) eine weitere wichtige Liquiditätskennzahl. Während die LCR kurzfristige Liquiditätsanforderungen für 30 Tage definiert, bezieht sich die NSFR auf eine langfristige stabile Finanzierung über 1 Jahr.

Kennzahl Fokus Zeitraum
LCR Kurzfristige Liquidität (HQLA) 30 Tage
NSFR Langfristige stabile Finanzierung 1 Jahr

Fazit

Die High-Quality Liquid Assets (HQLA) sind ein essenzielles Instrument zur Sicherstellung der Liquidität von Banken und zur Stärkung der Finanzmarktstabilität. Sie gewährleisten, dass Banken auch in Krisenzeiten über ausreichend liquide Mittel verfügen, um kurzfristige Verpflichtungen zu erfüllen.

Trotz einiger Herausforderungen, wie geringeren Renditen und möglicher Verknappung erstklassiger Staatsanleihen, bleibt die Einführung der HQLA-Anforderungen ein zentraler Bestandteil der Bankenregulierung und trägt zur Widerstandsfähigkeit des globalen Finanzsystems bei.