Forward-Pricing Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Fortsetzungsformation Nächster Begriff: Forward Rate Agreement (FRA)

Ein zentraler Mechanismus in der Welt der Derivate und der Termingeschäfte, der es Unternehmen und Investoren ermöglicht, den zukünftigen Preis eines Vermögenswerts im Voraus festzulegen

Forward-Pricing bezeichnet den Prozess der Festlegung eines zukünftigen Preises für den Kauf oder Verkauf eines Vermögenswerts im Rahmen eines Forward-Kontrakts. Bei diesem Verfahren wird der Preis eines Vermögenswerts, wie Währungen, Rohstoffe, Aktien oder Zinssätze, im Voraus für eine Lieferung oder Transaktion zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt. Forward-Pricing ist ein entscheidendes Element von Forwards und Futures, da es den Parteien erlaubt, sich gegen zukünftige Preis- oder Zinsänderungen abzusichern und das Risiko von Marktschwankungen zu reduzieren.

Funktionsweise von Forward-Pricing

Forward-Pricing basiert auf der aktuellen Marktbewertung und berücksichtigt verschiedene Faktoren, um den zukünftigen Preis eines Vermögenswerts zu bestimmen. Der Forward-Preis wird durch einen ökonomischen Bewertungsprozess festgelegt, der unter anderem folgende Faktoren berücksichtigt:

  1. Aktueller Spot-Preis:
    Der Spot-Preis ist der aktuelle Marktpreis eines Vermögenswerts, zu dem er sofort gehandelt werden kann. Der Forward-Preis leitet sich vom Spot-Preis ab, wird aber an zukünftige Transaktionen angepasst.

  2. Zinsdifferenz (bei Währungs- oder Zinsforwards):
    Bei Finanzinstrumenten, die Zinsen oder Währungen betreffen, ist die Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungen oder der relevanten Zinssätze entscheidend für die Festlegung des Forward-Preises. Der Unterschied in den Zinssätzen beeinflusst, ob der Forward-Preis höher oder niedriger als der aktuelle Spot-Preis ist.

  3. Lager- und Finanzierungskosten (bei Rohstoffforwards):
    Bei Rohstoffen spielen die Lagerkosten (z. B. bei Öl oder Getreide) sowie die Finanzierungskosten für das Halten des Rohstoffs bis zum Fälligkeitsdatum eine Rolle bei der Bestimmung des Forward-Preises. Diese Kosten werden auf den Spot-Preis aufgeschlagen, um den zukünftigen Preis zu ermitteln.

  4. Risikoaufschläge:
    Forward-Pricing kann auch Risikoprämien berücksichtigen, die das Risiko von Preisschwankungen bis zum Fälligkeitsdatum reflektieren. Je volatiler der Markt oder je höher das Risiko, desto größer kann der Aufschlag auf den Forward-Preis sein.

Beispiel für Forward-Pricing

Nehmen wir an, ein Unternehmen möchte in sechs Monaten 1.000 Barrel Rohöl kaufen, der aktuelle Spot-Preis liegt bei 70 USD pro Barrel. Unter Berücksichtigung von Lager- und Finanzierungskosten könnte der Forward-Preis für die Lieferung in sechs Monaten auf 75 USD pro Barrel festgelegt werden. Das Unternehmen kann diesen Forward-Preis akzeptieren, um sich gegen Preisschwankungen abzusichern. Wenn der Marktpreis in sechs Monaten auf 80 USD steigt, profitiert das Unternehmen von der Absicherung, da es das Öl zu einem niedrigeren Preis kaufen kann. Umgekehrt, wenn der Preis auf 65 USD fällt, könnte das Unternehmen einen Verlust erleiden, da es verpflichtet ist, den höheren Forward-Preis zu zahlen.

Bedeutung von Forward-Pricing

  1. Absicherung gegen Preisschwankungen:
    Forward-Pricing ermöglicht es Unternehmen und Investoren, sich gegen künftige Preisschwankungen abzusichern. Indem sie den Preis im Voraus festlegen, können sie potenzielle Verluste aufgrund unvorhergesehener Preisbewegungen vermeiden.

  2. Planungssicherheit:
    Unternehmen, die regelmäßig Rohstoffe kaufen oder in internationalen Märkten tätig sind, können mithilfe von Forward-Pricing ihre zukünftigen Kosten und Einnahmen genau kalkulieren. Dies erleichtert die Finanzplanung und reduziert die Unsicherheit.

  3. Spekulation:
    Forward-Pricing bietet auch Spekulanten die Möglichkeit, auf zukünftige Preisbewegungen zu setzen. Investoren können Forward-Kontrakte nutzen, um von erwarteten Preissteigerungen oder -senkungen zu profitieren.

Risiken des Forward-Pricing

  1. Ungünstige Preisentwicklungen:
    Das Hauptproblem beim Forward-Pricing besteht darin, dass der tatsächliche Marktpreis am Fälligkeitstag von der Erwartung abweichen kann. Sollte der Marktpreis unter den vereinbarten Forward-Preis fallen, muss der Käufer den Vermögenswert dennoch zum höheren Preis erwerben, was zu Verlusten führen kann.

  2. Kosten für Lagerung und Finanzierung:
    Bei Rohstoffforwards kann es vorkommen, dass Lager- und Finanzierungskosten unterschätzt werden. Diese Kosten sind Teil des Forward-Pricing-Prozesses und können den Preis signifikant erhöhen, was den Handel weniger attraktiv macht.

  3. Kontrahentenrisiko:
    Da Forward-Kontrakte oft außerbörslich (OTC) gehandelt werden, besteht das Risiko, dass eine der Vertragsparteien ihre Verpflichtungen nicht erfüllt. Wenn dies geschieht, kann die Absicherung unwirksam werden.

Forward-Pricing bei verschiedenen Vermögenswerten

  1. Währungsforwards:
    Beim Handel mit Währungen beeinflusst die Zinsdifferenz zwischen den beteiligten Währungen den Forward-Preis. Wenn ein Investor beispielsweise US-Dollar gegen Euro tauscht, bestimmt die Zinsdifferenz zwischen den USA und der Eurozone den Forward-Preis für den zukünftigen Wechselkurs.

  2. Rohstoffforwards:
    Der Forward-Preis bei Rohstoffen wird in erster Linie durch den Spot-Preis sowie die Lager- und Finanzierungskosten beeinflusst. Diese werden auf den Spot-Preis aufgeschlagen, um den zukünftigen Preis zu bestimmen.

  3. Zinsforwards:
    Zinsforwards basieren auf den aktuellen Zinssätzen und der erwarteten Zinsentwicklung in der Zukunft. Der Forward-Zinssatz wird auf der Basis der Differenz zwischen den aktuellen und den zukünftigen erwarteten Zinssätzen festgelegt.

  4. Aktienforwards:
    Aktienforwards basieren auf dem aktuellen Aktienkurs und den erwarteten Dividendenzahlungen. Diese werden im Forward-Preis berücksichtigt, da der Käufer in Zukunft die Dividenden erhält, die während der Laufzeit des Forward-Kontrakts anfallen.

Fazit

Forward-Pricing ist ein zentraler Mechanismus in der Welt der Derivate und der Termingeschäfte, der es Unternehmen und Investoren ermöglicht, den zukünftigen Preis eines Vermögenswerts im Voraus festzulegen. Es hilft, Unsicherheiten zu reduzieren, indem es den Preis für zukünftige Transaktionen stabilisiert, und dient sowohl zur Absicherung als auch zur Spekulation. Der Prozess berücksichtigt Faktoren wie den aktuellen Spot-Preis, Finanzierungskosten, Lagerkosten und Zinsdifferenzen. Während Forward-Pricing zahlreiche Vorteile bietet, wie Planungssicherheit und Risikoabsicherung, birgt es auch Risiken, insbesondere wenn sich die Marktbedingungen unerwartet ändern.