Forward-Kontrakt Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Forschungsquote Nächster Begriff: Fraktion

Ein flexibles und maßgeschneidertes Finanzinstrument, das Unternehmen und Investoren die Möglichkeit bietet, sich gegen zukünftige Preisschwankungen abzusichern oder auf künftige Preisentwicklungen zu spekulieren

Ein Forward-Kontrakt ist eine Art von Termingeschäft, bei dem zwei Parteien einen Vertrag abschließen, um einen bestimmten Vermögenswert (z. B. Währungen, Rohstoffe, Aktien oder Zinssätze) zu einem festgelegten Preis und zu einem zukünftigen Datum zu kaufen oder zu verkaufen. Im Gegensatz zu Futures, die an regulierten Börsen gehandelt werden, sind Forward-Kontrakte außerbörsliche (OTC) Vereinbarungen, die individuell zwischen den Parteien ausgehandelt werden. Forward-Kontrakte werden oft zur Absicherung gegen Preisschwankungen oder zur Spekulation auf zukünftige Preisentwicklungen genutzt.

Funktionsweise eines Forward-Kontrakts

Ein Forward-Kontrakt besteht aus der Vereinbarung zwischen einem Käufer und einem Verkäufer, einen Vermögenswert zu einem festen Preis zu einem festgelegten zukünftigen Zeitpunkt zu handeln. Der Käufer des Forward-Kontrakts verpflichtet sich, den Vermögenswert zum vereinbarten Preis zu erwerben, während der Verkäufer sich verpflichtet, ihn zu liefern. Der Preis und das Fälligkeitsdatum des Kontrakts werden im Vorfeld festgelegt und ändern sich nicht, unabhängig davon, wie sich der Marktpreis des zugrunde liegenden Vermögenswerts bis zum Fälligkeitsdatum entwickelt.

Beispiel:

Ein Unternehmen erwartet, in sechs Monaten eine bestimmte Menge Rohöl zu benötigen. Um sich gegen mögliche Preissteigerungen abzusichern, schließt es einen Forward-Kontrakt mit einem Lieferanten ab. Der vereinbarte Preis liegt bei 70 USD pro Barrel. Wenn der Marktpreis in sechs Monaten auf 80 USD steigt, profitiert das Unternehmen von der Absicherung, da es das Öl zum festgelegten Preis von 70 USD kaufen kann. Fällt der Marktpreis hingegen auf 60 USD, muss das Unternehmen dennoch den höheren Preis von 70 USD zahlen, was zu einem Verlust führen kann.

Merkmale eines Forward-Kontrakts

  1. Individuell ausgehandelte Verträge:
    Forward-Kontrakte sind nicht standardisiert, sondern werden zwischen den Parteien individuell ausgehandelt. Die Vertragsparteien legen den Preis, die Menge und das Fälligkeitsdatum fest. Diese Flexibilität ist ein Hauptmerkmal von Forward-Kontrakten, im Gegensatz zu standardisierten Futures.

  2. Außerbörslicher Handel (OTC):
    Da Forward-Kontrakte im Over-the-Counter (OTC)-Markt gehandelt werden, gibt es keine zentrale Börse oder Clearingstelle, die das Geschäft abwickelt. Dies kann Vorteile in Bezug auf Flexibilität bieten, birgt jedoch auch Risiken, insbesondere das Kontrahentenrisiko.

  3. Verpflichtende Vereinbarung:
    Im Gegensatz zu Optionen, die das Recht, aber nicht die Verpflichtung zum Kauf oder Verkauf eines Vermögenswerts bieten, sind Forward-Kontrakte verpflichtend. Das bedeutet, dass beide Parteien die Vereinbarung zum festgelegten Zeitpunkt ausführen müssen, unabhängig davon, wie sich der Marktpreis des Vermögenswerts entwickelt.

  4. Kein täglicher Margenausgleich:
    Anders als bei Futures gibt es bei Forward-Kontrakten keinen täglichen Marktausgleich. Das bedeutet, dass Gewinne oder Verluste erst am Ende der Laufzeit des Kontrakts realisiert werden. Dies kann das Liquiditätsmanagement für die Vertragsparteien vereinfachen, erhöht aber auch das Risiko von plötzlichen Verlusten oder Gewinnen am Fälligkeitstag.

Vorteile von Forward-Kontrakten

  1. Absicherung gegen Preisschwankungen:
    Forward-Kontrakte bieten eine effektive Möglichkeit, sich gegen zukünftige Preisschwankungen abzusichern. Unternehmen können so ihre zukünftigen Kosten oder Einnahmen stabilisieren, indem sie den Preis im Voraus festlegen.

  2. Flexibilität bei der Vertragsgestaltung:
    Da Forward-Kontrakte individuell ausgehandelt werden, bieten sie eine große Flexibilität hinsichtlich der Vertragsbedingungen. Dies ist besonders vorteilhaft für Unternehmen oder Institutionen mit spezifischen Bedürfnissen, die an standardisierte Verträge wie Futures nicht angepasst werden können.

  3. Planungssicherheit:
    Unternehmen, die regelmäßig Rohstoffe kaufen oder verkaufen, oder solche, die Währungsrisiken managen müssen, können Forward-Kontrakte nutzen, um Planungssicherheit zu gewinnen und sich gegen unerwartete Preis- oder Wechselkursschwankungen zu schützen.

  4. Keine direkte Kapitalbindung:
    Forward-Kontrakte erfordern in der Regel keine sofortige Zahlung oder Leistungserbringung, was es den Parteien ermöglicht, den Vertrag zu schließen, ohne unmittelbar Kapital zu binden.

Risiken von Forward-Kontrakten

  1. Kontrahentenrisiko:
    Da Forward-Kontrakte außerbörslich (OTC) gehandelt werden, besteht das Risiko, dass eine der Parteien ihren Verpflichtungen nicht nachkommen kann. Es gibt keine zentrale Clearingstelle, die das Risiko absichert, sodass eine Partei potenziell Verluste erleiden kann, wenn die Gegenpartei zahlungsunfähig wird.

  2. Marktrisiko:
    Ein weiteres Risiko besteht darin, dass sich der Marktpreis des Vermögenswerts in eine ungünstige Richtung für eine der Parteien entwickelt. Wenn der Marktpreis am Fälligkeitstag deutlich über oder unter dem vereinbarten Forward-Preis liegt, kann dies zu erheblichen Verlusten für den Käufer oder den Verkäufer führen.

  3. Illiquidität:
    Da Forward-Kontrakte individuell ausgehandelt werden, sind sie weniger liquide als standardisierte Finanzinstrumente wie Futures. Es kann schwierig sein, einen Forward-Kontrakt vor dem Fälligkeitsdatum zu beenden oder ihn an eine andere Partei zu verkaufen.

  4. Verpflichtung zur Ausführung:
    Da Forward-Kontrakte verpflichtende Vereinbarungen sind, müssen beide Parteien die Transaktion zum vereinbarten Preis und Zeitpunkt durchführen. Dies kann problematisch sein, wenn sich der Markt in eine unerwartete Richtung bewegt und eine Partei gezwungen ist, zu einem unvorteilhaften Preis zu handeln.

Arten von Forward-Kontrakten

  1. Währungsforwards:
    Diese Forward-Kontrakte beziehen sich auf den zukünftigen Kauf oder Verkauf von Währungen zu einem festgelegten Kurs. Sie werden oft von Unternehmen genutzt, um sich gegen Wechselkursrisiken abzusichern.

  2. Rohstoffforwards:
    Diese Kontrakte beziehen sich auf den zukünftigen Kauf oder Verkauf von Rohstoffen wie Öl, Gold, Weizen oder anderen Gütern. Sie sind besonders wichtig für Unternehmen in der Rohstoffindustrie, die sich gegen Preisrisiken absichern wollen.

  3. Zinsforwards:
    Bei Zinsforwards wird ein zukünftiger Zinssatz für einen bestimmten Zeitraum festgelegt. Diese Kontrakte dienen der Absicherung gegen Zinsänderungsrisiken.

  4. Aktienforwards:
    Diese Forward-Kontrakte ermöglichen den Kauf oder Verkauf von Aktien zu einem festgelegten Preis in der Zukunft. Sie werden häufig von institutionellen Investoren und Unternehmen zur Absicherung oder Spekulation verwendet.

Fazit

Ein Forward-Kontrakt ist ein flexibles und maßgeschneidertes Finanzinstrument, das Unternehmen und Investoren die Möglichkeit bietet, sich gegen zukünftige Preisschwankungen abzusichern oder auf künftige Preisentwicklungen zu spekulieren. Im Vergleich zu standardisierten Terminkontrakten wie Futures bietet der Forward-Kontrakt mehr Flexibilität, birgt jedoch auch höhere Risiken, insbesondere das Kontrahentenrisiko. Trotz dieser Risiken bleibt der Forward-Kontrakt ein wichtiger Bestandteil des modernen Finanzsystems, insbesondere für Unternehmen, die ihre zukünftigen Kosten oder Einnahmen stabilisieren möchten.