Floyd Mayweather Jr. (Centra Tech, 2018) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: DJ Khaled (Centra Tech, 2018) Nächster Begriff: Herdentrieb
Ein Fall, der exemplarisch zeigt, wie gefährlich die Kombination aus fehlender Regulierung, Promi-Reichweite und spekulativen Finanzprodukten sein kann
Der Fall Floyd Mayweather Jr. (Centra Tech, 2018) steht exemplarisch für die Risiken, die entstehen, wenn Prominente ungeprüft für hochspekulative Finanzprodukte werben – insbesondere im Bereich Kryptowährungen und Initial Coin Offerings (ICOs). Der ehemalige US-amerikanische Profiboxer und mehrfache Weltmeister Floyd Mayweather Jr. wurde im Jahr 2018 von der US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) sanktioniert, weil er für das Krypto-Projekt Centra Tech geworben hatte, ohne die dafür erhaltene Vergütung ordnungsgemäß offenzulegen. Gemeinsam mit dem Musikproduzenten DJ Khaled war Mayweather Teil einer umfassenderen Untersuchung, die sich mit der Vermarktung irreführender oder betrügerischer ICOs befasste.
Hintergrund: Der ICO-Hype und Centra Tech
Im Jahr 2017 erreichte der Markt für Initial Coin Offerings seinen Höhepunkt. Viele Start-ups nutzten diese Finanzierungsform, um Kapital über die Ausgabe eigener Kryptowährungen (Tokens) einzusammeln – häufig ohne regulative Kontrolle und mit wenig Substanz. Das Unternehmen Centra Tech Inc., gegründet von Sohrab Sharma, Robert Farkas und Raymond Trapani, versprach die Einführung einer Krypto-Debitkarte, mit der Nutzer Kryptowährungen direkt für alltägliche Einkäufe verwenden könnten. Es wurde behauptet, Centra Tech arbeite mit etablierten Kreditkartenunternehmen wie Visa und Mastercard zusammen – was sich später als unwahr herausstellte.
Floyd Mayweather war einer der prominentesten Unterstützer des Projekts. In mehreren Posts auf Twitter und Instagram bewarb er Centra Tech und andere ICOs, unter anderem mit Aussagen wie:
„You can call me Floyd Crypto Mayweather from now on.“
„Centra’s (CTR) ICO starts in a few hours. Get yours before they sell out, I got mine…“
Solche Aussagen suggerierten, dass Mayweather persönlich von den Investmentchancen überzeugt sei, ohne dass er offengelegt hatte, dass er bezahlte Werbung machte.
SEC-Ermittlungen und rechtliche Bewertung
Die SEC stellte im Rahmen ihrer Untersuchungen fest, dass Mayweather gegen § 17(b) des Securities Act von 1933 verstoßen hatte. Diese Vorschrift verpflichtet jede Person, die gegen Entgelt Werbung für Wertpapiere macht, die Art und Höhe der Vergütung sowie den werblichen Charakter der Aussage klar und deutlich zu kennzeichnen.
Da die SEC die Centra Tech Token als wertpapierähnlich (Securities) einstufte, hätte Mayweather seine bezahlte Partnerschaft offenlegen müssen. Laut SEC hatte er für seine Promotions:
- 100.000 US-Dollar von Centra Tech erhalten,
- sowie weitere 200.000 US-Dollar für die Werbung zweier weiterer ICOs.
Die Nichtoffenlegung dieser Zahlungen wurde als Verstoß gegen US-Wertpapierrecht gewertet.
Sanktionen gegen Floyd Mayweather Jr.
Im November 2018 einigte sich die SEC mit Mayweather im Rahmen eines Vergleichsverfahrens. Die Sanktionen umfassten:
- Rückzahlung der erhaltenen Werbevergütungen
- Zahlung von Zinsen und einer zivilrechtlichen Strafe, insgesamt über 600.000 US-Dollar
- Verpflichtung, für drei Jahre keine Werbung für Finanzinstrumente (einschließlich ICOs und Kryptowährungen) mehr zu machen
Mayweather räumte die Vorwürfe nicht öffentlich ein, akzeptierte jedoch die Strafen im Rahmen des Vergleichs.
Die Rolle von Centra Tech und strafrechtliche Dimension
Parallel zu den Maßnahmen gegen Mayweather liefen strafrechtliche Verfahren gegen die Centra-Tech-Gründer. Die US-Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen:
- Betrugs
- Falscher Angaben über Partnerschaften
- Irreführender Werbung
- Geldwäsche
Im Jahr 2021 wurde einer der Mitgründer, Sohrab Sharma, zu einer Haftstrafe von acht Jahren verurteilt. Die von Investoren über das ICO eingesammelten Gelder beliefen sich auf rund 25 Millionen US-Dollar, wobei ein Großteil nachweislich für private Zwecke oder zur Marktmanipulation verwendet wurde.
Markt- und Regulierungsfolgen
Der Fall Floyd Mayweather Jr. hatte weitreichende Folgen für die Regulierung und öffentliche Wahrnehmung von Prominentenwerbung im Finanzbereich:
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Stärkung der SEC-Position
Die US-Börsenaufsicht machte deutlich, dass alle Personen, die für Wertpapiere werben – unabhängig von ihrer Bekanntheit – den Vorschriften unterliegen. Prominente genießen keine Sonderrechte. -
Sensibilisierung der Öffentlichkeit
Der Fall sorgte dafür, dass Anleger sich kritischer mit Influencer-Werbung und Promi-Testimonials auseinandersetzten, insbesondere im Bereich Krypto-Investments. -
Anpassung von Plattformrichtlinien
Social-Media-Plattformen wie Instagram, YouTube oder Twitter verschärften ihre Richtlinien zur Werbekennzeichnung, insbesondere bei Finanzprodukten. -
Erste Leitlinien zur Krypto-Werbung
Die SEC veröffentlichte in Folge der Ereignisse Investor Alerts, in denen sie explizit vor nicht offengelegter Werbung und der Nachahmung prominenter Investoren warnte.
Vergleichbare Fälle
Neben Floyd Mayweather Jr. wurden weitere Prominente für ähnliche Verstöße zur Rechenschaft gezogen:
- DJ Khaled: Strafe von über 150.000 US-Dollar wegen Werbung für Centra Tech ohne Offenlegung
- Kim Kardashian (2022): Verurteilung durch die SEC zu einer Strafe von 1,26 Millionen US-Dollar wegen Werbung für EthereumMax
- Logan Paul (2023): Sammelklage wegen des gescheiterten NFT-Projekts „CryptoZoo“ und möglicher Täuschung von Investoren
Diese Fälle zeigen, dass Prominentenwerbung im Finanzbereich kein Randphänomen ist, sondern erheblichen Einfluss auf Anlageentscheidungen – und mögliche Verluste – haben kann.
Fazit
Der Fall Floyd Mayweather Jr. (Centra Tech, 2018) zeigt exemplarisch, wie gefährlich die Kombination aus fehlender Regulierung, Promi-Reichweite und spekulativen Finanzprodukten sein kann. Die Werbung für nicht geprüfte, teils betrügerische Krypto-Projekte ohne ordnungsgemäße Offenlegung verletzt nicht nur gesetzliche Pflichten, sondern kann erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen – sowohl bei Anlegern als auch für das Vertrauen in neue Technologien wie Blockchain und Kryptowährungen.
Die Reaktion der SEC machte deutlich, dass Prominente bei der Werbung für Finanzprodukte an dieselben rechtlichen Maßstäbe gebunden sind wie professionelle Finanzdienstleister. Der Fall trug wesentlich dazu bei, das Bewusstsein für Anlegerschutz, Transparenzpflichten und Regulierung im digitalen Finanzmarkt zu schärfen – ein Thema, das angesichts des rasanten Wachstums von Finfluencern, NFT-Projekten und Social-Media-Investments auch in Zukunft hohe Relevanz behalten wird.