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Finanzkrise 2008 Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Dotcom-Blase (2000–2002) Nächster Begriff: COVID-19-Pandemie (2020)

Eine durch spekulative Kreditvergaben und komplexe, hochriskante Finanzprodukte ausgelöste Krise, die zu enormen wirtschaftlichen Schäden und einer globalen Rezession führte

Die Finanzkrise 2008, auch als Weltfinanzkrise oder Subprime-Krise bezeichnet, war eine globale Wirtschaftskrise, die durch den Zusammenbruch des Immobilien- und Finanzmarktes in den USA ausgelöst wurde. Sie gilt als eine der schwersten Finanzkrisen seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren und führte weltweit zu Rezessionen, hohen Arbeitslosenzahlen und erheblichen Verlusten für Investoren, Unternehmen und Haushalte. Die Finanzkrise 2008 hatte nachhaltige Auswirkungen auf die globale Finanzwelt und führte zu Reformen im Bankensektor und der Finanzregulierung.

Ursachen der Finanzkrise 2008

Die Finanzkrise entstand durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die zu einer übermäßigen Risikobereitschaft im Finanzsektor und einer Spekulationsblase auf dem Immobilienmarkt führten:

  1. Immobilienblase und Subprime-Kredite: In den Jahren vor der Krise boomte der US-Immobilienmarkt. Banken vergaben zunehmend Kredite an Kreditnehmer mit geringer Bonität, sogenannte Subprime-Kredite. Diese Kredite waren risikoreich, da viele Kreditnehmer nicht in der Lage waren, die Zahlungen langfristig zu leisten. Die lockere Kreditvergabe wurde durch niedrige Zinsen und die Annahme unterstützt, dass Immobilienpreise stetig steigen würden.

  2. Verbriefung und Derivate: Banken bündelten die risikoreichen Hypotheken in komplexe Finanzprodukte, sogenannte Mortgage-Backed Securities (MBS) und Collateralized Debt Obligations (CDOs), die weltweit an Investoren verkauft wurden. Durch diese Verbriefungen wurden die Risiken der Hypothekenkredite global verteilt, und viele Investoren unterschätzten das Risiko dieser Produkte.

  3. Fehlende Regulierung und Ratingfehler: Ratingagenturen bewerteten viele dieser verpackten Kredite als sicher und vergaben hohe Ratings, was dazu führte, dass Investoren sie als relativ risikoarme Anlagen ansahen. Die regulatorischen Aufsichtsbehörden zeigten sich ebenfalls zurückhaltend und konnten das Ausmaß der Risiken im System nicht erkennen.

  4. Spekulation und Risikobereitschaft: Banken und Investoren spekulierten auf die stetig steigenden Immobilienpreise und die hohen Renditen der strukturierten Kreditprodukte. Viele Finanzinstitute nahmen hohe Fremdkapitalbeträge auf, um ihre Renditen zu steigern, und setzten dadurch zusätzliche Hebeleffekte ein, die ihre Anfälligkeit gegenüber Marktschwankungen erhöhten.

  5. Fehlende Risikokontrolle: Viele Finanzinstitute waren sich des tatsächlichen Risikos nicht bewusst oder unterschätzten es. Die Komplexität der Finanzprodukte und die global verteilten Risiken führten zu einer Verschleierung des tatsächlichen Ausfallrisikos im System.

Verlauf und Höhepunkt der Finanzkrise

Die Krise eskalierte, als die Immobilienpreise in den USA zu fallen begannen und viele Kreditnehmer ihre Hypotheken nicht mehr bedienen konnten. Dies führte zu Zahlungsausfällen bei Subprime-Krediten und großen Verlusten bei den Inhabern von MBS und CDOs.

  1. Kollaps großer Finanzinstitute: Der dramatische Höhepunkt der Krise ereignete sich im September 2008, als die Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmelden musste. Der Kollaps von Lehman Brothers führte zu einem Vertrauensverlust im gesamten Finanzsystem und zu Panikverkäufen an den Börsen. Weitere Großbanken und Versicherungsunternehmen wie AIG gerieten in massive Schwierigkeiten und mussten durch staatliche Rettungsmaßnahmen gestützt werden.

  2. Liquiditätsengpässe und Kreditklemme: Die Unsicherheit und das Misstrauen führten dazu, dass Banken einander kein Geld mehr liehen. Dies führte zu einer Kreditklemme, bei der selbst kreditwürdige Unternehmen und Haushalte Schwierigkeiten hatten, Zugang zu Finanzierungen zu erhalten.

  3. Globale Auswirkungen: Die Krise breitete sich rasch auf andere Länder und Märkte aus, da viele ausländische Banken und Investoren in US-Hypothekenprodukte investiert hatten. Die Finanzmärkte weltweit erlebten starke Einbrüche, und viele Länder gerieten in wirtschaftliche Rezessionen.

  4. Rezession und Arbeitsplatzverlust: Die Wirtschaftskrise führte weltweit zu einem Rückgang des Wirtschaftswachstums und einem drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit. In den USA verloren Millionen Menschen ihre Arbeit und ihre Häuser, und die Weltwirtschaft verzeichnete das größte Wachstumstief seit Jahrzehnten.

Rettungsmaßnahmen und Reaktionen

Die Regierungen und Zentralbanken weltweit reagierten mit einer Reihe von Notfallmaßnahmen, um das Finanzsystem zu stabilisieren und eine tiefe Depression zu verhindern:

  1. Staatliche Rettungspakete: In den USA wurde der Troubled Asset Relief Program (TARP) ins Leben gerufen, der 700 Milliarden US-Dollar zur Stabilisierung des Bankensektors bereitstellte. Ähnliche Rettungspakete wurden auch in Europa und anderen Regionen aufgelegt, um das Vertrauen in den Finanzsektor wiederherzustellen.

  2. Niedrige Zinssätze und quantitative Lockerung: Die Federal Reserve und andere Zentralbanken senkten die Zinssätze auf historische Tiefststände und führten quantitative Lockerungen (QE) durch, bei denen sie Staatsanleihen und andere Vermögenswerte aufkauften, um die Liquidität zu erhöhen und die Wirtschaft anzukurbeln.

  3. Stärkung der Finanzregulierung: In den Folgejahren wurden neue regulatorische Maßnahmen eingeführt, um ähnliche Krisen zu verhindern. Der Dodd-Frank Act in den USA und die Basel III-Richtlinien für Banken weltweit verschärften die Anforderungen an die Kapitalausstattung, das Risikomanagement und die Transparenz der Finanzinstitute.

  4. Stresstests und Aufsicht: Viele Länder führten regelmäßige Stresstests für Banken ein, um deren Krisenfestigkeit zu überprüfen. Die Finanzaufsichtsbehörden begannen, den Bankensektor und systemrelevante Institutionen strenger zu überwachen, um sicherzustellen, dass diese über ausreichende Kapitalpuffer verfügen.

Auswirkungen der Finanzkrise 2008

Die Finanzkrise hatte tiefgreifende und langfristige Auswirkungen auf die globale Wirtschaft und das Finanzwesen:

  1. Verschärfte Regulierung und Bankenreformen: Die Finanzkrise führte zu einem starken Anstieg der Regulierung im Bankensektor. Viele Banken mussten ihre Geschäftsmodelle überdenken und sind heute verpflichtet, deutlich höhere Kapitalreserven zu halten, um ihre Stabilität zu gewährleisten.

  2. Langsame wirtschaftliche Erholung: Die globale Wirtschaft erholte sich nur langsam, und viele Länder sahen sich mit anhaltender Arbeitslosigkeit und niedrigen Wachstumsraten konfrontiert. Die Krise hinterließ in vielen Ländern hohe Staatsschulden, die teilweise bis heute nicht vollständig abgebaut sind.

  3. Veränderte Geldpolitik: Die Politik der extrem niedrigen Zinssätze und der quantitativen Lockerungen wurde von den Zentralbanken über Jahre beibehalten und führte zu einer Neuorientierung der Geldpolitik. Diese expansive Geldpolitik wird bis heute zur Stimulierung der Wirtschaft und zur Steuerung der Inflation eingesetzt.

  4. Vertrauensverlust in den Finanzsektor: Das Vertrauen der Öffentlichkeit in Banken und Finanzinstitutionen nahm deutlich ab. Die Krise zeigte, wie riskante Praktiken im Finanzsektor zu massiven Problemen für die gesamte Wirtschaft führen können, was eine kritische Haltung gegenüber Banken und Finanzinstituten verstärkte.

  5. Steigendes Interesse an alternativen Anlagen: Durch die niedrigen Zinssätze und das mangelnde Vertrauen in traditionelle Banken gewannen alternative Anlagen wie Rohstoffe, Immobilien und später auch Kryptowährungen an Bedeutung. Viele Investoren suchten nach neuen Wegen zur Diversifizierung und Absicherung ihres Vermögens.

Fazit

Die Finanzkrise 2008 war ein einschneidendes Ereignis, das die globalen Finanzmärkte nachhaltig veränderte. Ausgelöst durch spekulative Kreditvergaben und komplexe, hochriskante Finanzprodukte, führte die Krise zu enormen wirtschaftlichen Schäden und einer globalen Rezession. Die darauf folgenden Reformen und Maßnahmen haben das Finanzsystem widerstandsfähiger gemacht und die Stabilität der Banken erhöht. Die Finanzkrise bleibt jedoch eine Mahnung vor den Risiken unkontrollierter Spekulation und dem mangelnden Risikobewusstsein im Finanzsektor und prägt bis heute die Geldpolitik und das Risikomanagement in der globalen Wirtschaft.