Financial Accounting Standards (FAS) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Neue Seidenstraße (Seewege) Nächster Begriff: Bitfinex Pay
Ein grundlegendes Element der Finanzberichterstattung in den Vereinigten Staaten
Financial Accounting Standards (FAS) sind ein zentrales Element des internationalen Finanzwesens und der Unternehmensberichterstattung. Sie dienen der Vereinheitlichung und Systematisierung von Buchführungs- und Bilanzierungsvorgaben und tragen somit zur Vergleichbarkeit und Transparenz von Finanzinformationen bei. Der Begriff „Financial Accounting Standards“ wird insbesondere im US-amerikanischen Kontext verwendet und steht im Zusammenhang mit den vom Financial Accounting Standards Board (FASB) entwickelten Richtlinien.
Entstehung und Institutionelle Einbindung
Die Financial Accounting Standards wurden vom FASB (Financial Accounting Standards Board) eingeführt, das seit seiner Gründung im Jahr 1973 als unabhängige, private Institution fungiert. Das FASB hat die Aufgabe, Prinzipien und Standards zur Finanzberichterstattung in den Vereinigten Staaten zu entwickeln und zu pflegen.
Die FAS unterliegen der Aufsicht durch die U.S. Securities and Exchange Commission (SEC), was ihre Bedeutung im regulierten Kapitalmarkt unterstreicht. Während das FASB Standards für private Unternehmen erstellt, gelten sie auch für börsennotierte Gesellschaften, sofern sie nicht ausdrücklich durch SEC-Vorschriften ergänzt oder ersetzt werden.
Inhalt und Struktur der FAS
Die Financial Accounting Standards umfassen ein breites Spektrum von Themen im Bereich der Finanzberichterstattung, darunter:
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Bilanzierung von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten
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Umsatzrealisierung
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Bewertung von Finanzinstrumenten
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Goodwill und immaterielle Vermögenswerte
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Pensions- und Sozialverpflichtungen
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Leasingverhältnisse und Mietverträge
Einzelne Standards wurden dabei mit einer eindeutigen Nummer versehen – z. B. FAS 13 (Leasing), FAS 141 (Unternehmenszusammenschlüsse), FAS 157 (Fair Value Measurement). Diese Standards waren bis zur Überführung in das Accounting Standards Codification (ASC) im Jahr 2009 gültig.
Heute gelten sie in kodifizierter Form weiter, z. B. wird FAS 157 im ASC als Topic 820 – Fair Value Measurement geführt.
Ziele der Financial Accounting Standards
Die primären Zielsetzungen der FAS lassen sich in drei Hauptkategorien unterteilen:
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Transparenz: Einheitliche Standards fördern die Klarheit von Jahresabschlüssen und ermöglichen einen nachvollziehbaren Einblick in die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens.
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Vergleichbarkeit: Investoren, Analysten und Regulierungsbehörden können Unternehmen auf Basis einheitlicher Rechnungslegungsgrundsätze miteinander vergleichen.
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Verlässlichkeit und Relevanz: Die bereitgestellten Informationen sollen sowohl objektiv als auch entscheidungsrelevant sein.
Diese Ziele tragen zur Effizienz von Kapitalmärkten bei, indem sie Informationsasymmetrien abbauen und Vertrauen schaffen.
Mathematische Relevanz in der Rechnungslegung
Die Anwendung der FAS erfolgt in hohem Maße unter Zuhilfenahme finanzmathematischer Konzepte. Ein Beispiel ist die Abzinsung zukünftiger Zahlungsflüsse zur Ermittlung des Barwerts von Vermögenswerten oder Verbindlichkeiten, etwa bei Pensionsverpflichtungen oder Leasingverträgen.
Die allgemeine Formel zur Berechnung des Barwerts lautet:
wobei:
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= Barwert (Present Value)
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= erwarteter Zahlungsfluss im Jahr
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= Diskontierungszinssatz
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= Anzahl der Perioden
Diese Berechnungen fließen u. a. in die Bewertung von Rückstellungen, langfristigen Leasingverhältnissen und derivativen Finanzinstrumenten ein.
Übergang zum Accounting Standards Codification (ASC)
Im Jahr 2009 erfolgte eine grundlegende Umstrukturierung: Alle bestehenden FAS wurden in das Accounting Standards Codification (ASC) überführt. Dieses System ist thematisch gegliedert und erleichtert die Auffindbarkeit einzelner Standards.
Beispiel:
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FAS 13 → ASC Topic 842 (Leases)
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FAS 157 → ASC Topic 820 (Fair Value Measurement)
Zwar wird in der Praxis oft noch von „FAS“-Standards gesprochen, doch formal betrachtet hat das ASC die FAS-Struktur ersetzt. Das ASC ist heute die maßgebliche Grundlage der US-GAAP (Generally Accepted Accounting Principles in den USA).
Abgrenzung zu internationalen Standards (IFRS)
Ein wichtiger Aspekt bei der Betrachtung der FAS ist deren Verhältnis zu den International Financial Reporting Standards (IFRS). Während die IFRS vom International Accounting Standards Board (IASB) herausgegeben werden und weltweit Anwendung finden, gelten die FAS (bzw. das ASC) vorwiegend in den USA.
Wesentliche Unterschiede bestehen in:
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Grundlagen der Rechnungslegung: IFRS sind stärker prinzipienbasiert („principles-based“), während FAS bzw. US-GAAP eher regelbasiert („rules-based“) aufgebaut sind.
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Bewertungsmethoden: Unterschiede zeigen sich u. a. bei der Behandlung von Leasingverhältnissen, Vorräten oder Fair-Value-Bewertungen.
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Abschreibungs- und Wertminderungsregeln: Die Methodik und Häufigkeit von Impairment-Tests unterscheidet sich.
Für international tätige Unternehmen bedeutet dies oft die Notwendigkeit, Doppelsysteme zu führen oder Abschlüsse entsprechend zu konvertieren.
Kritik und Weiterentwicklung
Die Financial Accounting Standards waren wiederholt Gegenstand von Kritik:
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Komplexität und Detailtiefe: Viele Standards enthalten zahlreiche Ausnahmeregelungen und Interpretationen, was die Anwendung erschwert.
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Ermessensspielräume: Trotz Regelorientierung sind zahlreiche Bewertungsspielräume enthalten, die zu Bilanzpolitik führen können.
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Verzögerungen bei der Umsetzung neuer Themen: Die schnelle wirtschaftliche Entwicklung erfordert laufende Anpassungen – etwa bei der Bilanzierung von Kryptowährungen oder Umweltverpflichtungen.
Trotzdem gelten die FAS bzw. das ASC als eines der robustesten und etabliertesten Systeme weltweit. Durch kontinuierliche Updates, sog. Accounting Standards Updates (ASU), wird das Regelwerk an neue Herausforderungen angepasst.
Fazit
Die Financial Accounting Standards (FAS) sind ein grundlegendes Element der Finanzberichterstattung in den Vereinigten Staaten. Sie wurden entwickelt, um Transparenz, Vergleichbarkeit und Verlässlichkeit von Finanzinformationen zu gewährleisten und die Effizienz der Kapitalmärkte zu fördern. Trotz ihrer formalen Ablösung durch das Accounting Standards Codification (ASC) behalten die FAS in der Praxis und im historischen Kontext hohe Relevanz.
Für Unternehmen, Investoren und Regulierungsbehörden bieten sie ein verlässliches Fundament zur Bewertung wirtschaftlicher Verhältnisse. Gleichzeitig erfordert ihre Anwendung ein hohes Maß an Fachwissen und finanzmathematischem Verständnis. In einer globalisierten Wirtschaft mit international agierenden Unternehmen bleibt das Zusammenspiel zwischen FAS und internationalen Standards wie den IFRS eine zentrale Herausforderung der modernen Finanzwelt.