Fat-Finger-Trade Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Pump-and-Dump-System Nächster Begriff: Mizuho Securities (2005)
Ein oft simpler Tippfehler, der aber enorme Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben kann
Ein Fat-Finger-Trade bezeichnet eine fehlerhafte Handelsorder an der Börse, die durch einen Tippfehler oder eine falsche Eingabe im Handelssystem verursacht wird. Solche Fehler können gravierende Auswirkungen auf den Markt haben und in manchen Fällen sogar kurzzeitige Kursstürze oder unerwartete Preisschwankungen auslösen. Der Begriff „Fat Finger“ (englisch für „dicker Finger“) spielt auf die Idee an, dass der Händler versehentlich eine falsche Zahl eingibt – beispielsweise durch das Drücken einer falschen Taste oder durch eine fehlerhafte Ordermenge.
Ursachen eines Fat-Finger-Trades
Fat-Finger-Trades entstehen in der Regel durch menschliche oder technische Fehler. Die häufigsten Ursachen sind:
- Falsche Eingabe der Ordergröße: Ein Händler möchte 1.000 Aktien kaufen, gibt aber versehentlich 100.000 Aktien ein.
- Falsche Platzierung von Dezimalstellen: Eine Aktie sollte für 50,00 € gekauft werden, aber durch eine falsche Eingabe wird die Order bei 5,00 € oder 500,00 € platziert.
- Verwechslung von Kauf und Verkauf: Statt eine Aktie zu kaufen (Buy), wird sie versehentlich verkauft (Sell).
- Automatisierte Handelsalgorithmen: Fehlerhafte Programmierung oder fehlerhafte Daten können dazu führen, dass ein Algorithmus falsche Orders platziert.
Auswirkungen auf den Markt
Je nach Umfang der falschen Order können Fat-Finger-Trades massive Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben:
- Extreme Kursschwankungen: Große Fehlorders können plötzliche Kursbewegungen auslösen, insbesondere bei weniger liquiden Wertpapieren.
- Kurzzeitige Flash-Crashes: Ein drastischer Kursrückgang innerhalb weniger Minuten oder Sekunden, oft ausgelöst durch eine fatale Order.
- Stornierung von Trades: Börsen und Regulierungsbehörden können fatale Fehlorders nachträglich annullieren, wenn sie nachweislich auf einem Fehler beruhen.
- Verluste für Händler und Investoren: Händler, die unabsichtlich eine falsche Order platzieren, können große finanzielle Verluste erleiden, insbesondere wenn sie den Fehler nicht sofort bemerken.
Bekannte Beispiele für Fat-Finger-Trades
- 2010 – Flash-Crash an der Wall Street: Am 6. Mai 2010 verlor der Dow Jones Industrial Average innerhalb weniger Minuten fast 1.000 Punkte, was teilweise auf algorithmische Handelsfehler und Fat-Finger-Trades zurückgeführt wurde.
- 2005 – Japanische Börse (Mizuho Securities): Ein Händler wollte eine Aktie für 610.000 Yen verkaufen, gab aber stattdessen eine Order zum Verkauf von 610.000 Aktien zu je 1 Yen auf – ein milliardenschwerer Fehler.
- 2014 – Deutsche Bank: Ein Händler der Deutschen Bank gab versehentlich eine Order von 6 Milliarden US-Dollar ein, die später storniert wurde.
Schutzmaßnahmen gegen Fat-Finger-Trades
Um Fat-Finger-Fehler zu vermeiden, setzen Unternehmen und Börsen verschiedene Sicherheitsmaßnahmen ein:
- Orderlimits: Händler können feste Ordergrenzen setzen, um unrealistische Eingaben zu verhindern.
- Zweistufige Bestätigung: Bestätigungssysteme prüfen ungewöhnlich große Orders, bevor sie ausgeführt werden.
- Algorithmen mit Schutzmechanismen: Handelsalgorithmen werden mit „Circuit Breakers“ ausgestattet, um extrem fehlerhafte Trades zu blockieren.
- Manuelle Kontrolle: Insbesondere bei großen Transaktionen erfolgt oft eine zusätzliche manuelle Prüfung durch einen zweiten Händler.
Fazit
Fat-Finger-Trades sind oft simple Tippfehler, können aber enorme Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben. Während einzelne Fehler harmlos sein können, haben einige fatale Fehlorders in der Vergangenheit erhebliche Marktstörungen verursacht. Börsen und Finanzinstitute setzen daher verstärkt auf technische Sicherheitsmaßnahmen, um solche Fehler zu minimieren und extreme Marktschwankungen zu verhindern.