Euro Short-Term Rate (€STR) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Exchange Traded Notes (ETNs) Nächster Begriff: Value-at-Risk (VaR)
Ein moderner und transparenter Referenzzinssatz, der die Zinssätze für unbesicherte Übernachtkredite im Euro-Raum abbildet
Die Euro Short-Term Rate (€STR) ist ein wichtiger Referenzzinssatz im Euro-Raum, der von der Europäischen Zentralbank (EZB) veröffentlicht wird. Der €STR spiegelt die Zinssätze wider, zu denen Banken und Finanzinstitute im Euro-Raum unbesicherte Übernachtkredite von verschiedenen Finanzakteuren erhalten. Er wurde im Oktober 2019 eingeführt, um eine zuverlässige und transparente Alternative zu den traditionellen Referenzzinssätzen wie dem EONIA (Euro Overnight Index Average) und teilweise dem EURIBOR zu bieten.
Funktionsweise und Berechnung des €STR
Der €STR basiert auf tatsächlichen Transaktionen zwischen Banken und anderen Finanzakteuren auf dem unbesicherten Geldmarkt. Jeden Tag melden rund 50 Banken ihre Transaktionen an die EZB, die dann den €STR berechnet. Der Zinssatz gibt den gewichteten Durchschnitt der Zinsen an, die für diese unbesicherten Übernachtkredite gezahlt wurden.
Im Gegensatz zu anderen Referenzzinssätzen, die teilweise auf Schätzungen basieren, stützt sich der €STR ausschließlich auf reale Transaktionsdaten. Dies macht ihn besonders robust und weniger anfällig für Manipulationen, da er die tatsächlichen Marktbedingungen widerspiegelt.
Unterschied zum EONIA und EURIBOR
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EONIA: Vor der Einführung des €STR war der EONIA der wichtigste Referenzzinssatz für Übernachtkredite im Euro-Raum. Der EONIA basierte auf Schätzungen von Banken und wurde zunehmend durch den €STR ersetzt, da letzterer ausschließlich auf tatsächlichen Transaktionen beruht. Nach einer Übergangsphase wurde der EONIA im Januar 2022 vollständig eingestellt.
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EURIBOR: Der EURIBOR misst die Zinssätze, zu denen Banken sich untereinander für verschiedene Laufzeiten (von einer Woche bis zu zwölf Monaten) Geld leihen. Im Gegensatz zum €STR deckt der EURIBOR also verschiedene kurzfristige Zeiträume ab, während sich der €STR auf Übernachtkredite konzentriert. Der EURIBOR basiert zudem sowohl auf Transaktionen als auch auf Schätzungen, während der €STR vollständig transaktionsbasiert ist.
Verwendung des €STR
Der €STR dient als Referenzzinssatz für verschiedene Finanzprodukte und Transaktionen im Euro-Raum. Dazu gehören:
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Geldmarktgeschäfte: Finanzinstitute nutzen den €STR als Basiszinssatz für die Preisgestaltung von kurzfristigen Krediten und anderen Finanztransaktionen auf dem Geldmarkt.
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Derivate: Der €STR wird als Benchmark für Derivate wie Zinsswaps und Futures verwendet. Diese Instrumente ermöglichen es den Marktteilnehmern, sich gegen Zinsänderungen abzusichern oder auf die zukünftige Entwicklung der Zinssätze zu spekulieren.
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Kredite und Hypotheken: Variable Zinssätze für Kredite und Hypotheken können an den €STR gekoppelt sein, insbesondere bei kurzfristigen Finanzierungen oder variabel verzinsten Finanzprodukten. Der €STR beeinflusst also direkt die Kosten von Krediten, die von Banken und anderen Finanzinstituten vergeben werden.
Bedeutung des €STR
Der €STR hat eine große Bedeutung für den europäischen Finanzmarkt, da er einen zuverlässigen und transparenten Referenzzinssatz für eine Vielzahl von Finanzprodukten bietet. Da er auf tatsächlichen Transaktionen basiert, ist er weniger anfällig für Verzerrungen oder Manipulationen im Vergleich zu anderen Zinssätzen, die auf Schätzungen oder Erwartungen beruhen. Zudem trägt er zur Stabilität und Transparenz der Finanzmärkte bei, indem er genaue Informationen über die kurzfristigen Finanzierungskosten von Banken liefert.
Darüber hinaus wird der €STR zunehmend als Alternative zum EONIA und ergänzend zum EURIBOR genutzt, insbesondere bei der Preisgestaltung von Finanzprodukten und in regulatorischen Rahmenwerken, die robuste Referenzzinssätze erfordern.
Vorteile des €STR
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Transparenz und Zuverlässigkeit: Da der €STR auf realen Transaktionen basiert, spiegelt er die tatsächlichen Marktbedingungen wider und ist weniger anfällig für Verzerrungen. Dies verbessert die Transparenz und das Vertrauen der Marktteilnehmer in den Referenzzinssatz.
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Robustheit gegen Manipulation: Der €STR ist im Vergleich zu früheren Zinssätzen wie dem LIBOR oder EONIA weniger manipulationsanfällig, da er sich auf tatsächliche Transaktionen und nicht auf Schätzungen stützt. Dies war ein entscheidender Faktor bei der Entwicklung des €STR, insbesondere nach den Skandalen um die Manipulation des LIBOR in den 2010er Jahren.
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Breite Anwendung: Der €STR kann in einer Vielzahl von Finanzprodukten verwendet werden, von Krediten über Derivate bis hin zu Geldmarktinstrumenten. Er bietet eine verlässliche Basis für die Preisgestaltung in einem breiten Spektrum von Finanztransaktionen.
Herausforderungen und Risiken des €STR
Trotz seiner Vorteile gibt es auch einige Herausforderungen bei der Einführung und Nutzung des €STR:
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Marktanpassung: Die Einführung eines neuen Referenzzinssatzes erfordert eine Umstellung von bestehenden Finanzprodukten, die zuvor an den EONIA oder andere Zinssätze gekoppelt waren. Diese Anpassung kann für Banken, Unternehmen und andere Marktteilnehmer technische und regulatorische Herausforderungen mit sich bringen.
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Beschränkte Laufzeit: Der €STR deckt nur den Übernachtmarkt ab und bietet keine Informationen über längere Laufzeiten wie der EURIBOR. Daher bleibt der EURIBOR für bestimmte Produkte, die längere Zeiträume abdecken, weiterhin relevant.
Fazit
Die Euro Short-Term Rate (€STR) ist ein moderner und transparenter Referenzzinssatz, der die Zinssätze für unbesicherte Übernachtkredite im Euro-Raum abbildet. Seine Einführung markiert einen wichtigen Schritt hin zu robusteren und verlässlicheren Finanzindikatoren, die auf realen Transaktionsdaten basieren. Der €STR ersetzt den früheren EONIA und bietet eine starke Alternative zum EURIBOR für kurzfristige Finanzierungen. Durch seine breite Anwendung in der Preisgestaltung von Krediten, Derivaten und anderen Finanzprodukten spielt der €STR eine entscheidende Rolle auf den europäischen Finanzmärkten und trägt zur Stabilität und Transparenz des Geldmarkts bei.