Euro-Bund-Future Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Unverzinsliche Schatzanweisungen des Bundes (Bubills) Nächster Begriff: Euro-Bund-Future-Option
Ein zentraler Bestandteil des europäischen Zinsderivatemarktes
Der Euro-Bund-Future ist ein standardisierter Terminkontrakt, der sich auf eine fiktive deutsche Staatsanleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren und einem Nominalwert von 100.000 Euro bezieht. Dieser Future-Kontrakt wird an der Eurex, einer der weltweit führenden Terminbörsen, gehandelt und dient dazu, die zukünftige Preisentwicklung von deutschen Staatsanleihen abzubilden und abzusichern. Er ist eines der meistgehandelten Zinsderivate und ein wichtiger Indikator für die Zinsentwicklung im Euroraum.
Merkmale des Euro-Bund-Futures
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Underlying (Basiswert): Der Basiswert des Euro-Bund-Futures ist eine fiktive deutsche Staatsanleihe mit einer Restlaufzeit von 8,5 bis 10,5 Jahren und einem jährlichen Kupon von 6 %.
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Kontraktgröße: Jeder Future-Kontrakt hat einen Nominalwert von 100.000 Euro.
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Laufzeiten: Euro-Bund-Futures werden quartalsweise mit Verfallsterminen im März, Juni, September und Dezember gehandelt.
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Erfüllung: Die Erfüllung des Kontrakts erfolgt in der Regel durch Barausgleich, nicht durch physische Lieferung der Anleihen.
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Preisdarstellung: Die Preise des Euro-Bund-Futures werden in Prozent des Nominalwerts angegeben, mit zwei Dezimalstellen. Ein Preis von 163,45 bedeutet beispielsweise, dass der Marktwert der fiktiven Anleihe 163.450 Euro beträgt.
Funktionsweise des Euro-Bund-Futures
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Handel: Anleger und Händler können Euro-Bund-Futures kaufen oder verkaufen, um auf die zukünftige Entwicklung der Zinsen zu spekulieren oder sich gegen Zinsänderungsrisiken abzusichern. Der Preis des Futures bewegt sich invers zu den Zinssätzen: Steigende Zinsen führen zu fallenden Future-Preisen und umgekehrt.
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Hebelwirkung: Da Futures-Kontrakte mit einer Margin gehandelt werden, bieten sie eine Hebelwirkung. Das bedeutet, dass Händler nur einen Bruchteil des gesamten Kontraktwerts als Sicherheitsleistung hinterlegen müssen, was sowohl die potenziellen Gewinne als auch die Verluste erhöht.
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Absicherung: Institutionelle Anleger, Banken und Unternehmen nutzen Euro-Bund-Futures zur Absicherung gegen Zinsänderungsrisiken. Beispielsweise können sie sich gegen steigende Zinsen absichern, die den Wert ihrer Anleiheportfolios mindern würden.
Anwendung und Bedeutung
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Zinsprognose: Der Euro-Bund-Future wird häufig als Indikator für die Markterwartungen hinsichtlich der zukünftigen Zinsentwicklung und der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verwendet.
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Handelsstrategien: Händler verwenden den Euro-Bund-Future für verschiedene Handelsstrategien, einschließlich kurzfristiger Spekulationen und längerfristiger Positionierungen basierend auf makroökonomischen Analysen.
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Liquidität: Der Euro-Bund-Future ist ein sehr liquides Instrument, das es Anlegern ermöglicht, große Positionen mit geringen Transaktionskosten zu handeln.
Beispiel für den Handel mit Euro-Bund-Futures
Ein Investor erwartet, dass die Zinssätze in der Eurozone in den nächsten Monaten sinken werden, was zu steigenden Anleihepreisen führt. Er kauft daher Euro-Bund-Futures zu einem Preis von 160,00. Drei Monate später sind die Zinssätze gesunken und der Preis des Euro-Bund-Futures ist auf 164,00 gestiegen. Der Investor verkauft seine Futures-Kontrakte und realisiert einen Gewinn von 4,00 Punkten pro Kontrakt. Bei einer Kontraktgröße von 100.000 Euro entspricht dies einem Gewinn von 4.000 Euro pro Kontrakt.
Risiken und Herausforderungen
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Marktrisiko: Wie bei allen Derivaten besteht ein erhebliches Marktrisiko, da sich die Future-Preise stark bewegen können.
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Hebelwirkung: Die Hebelwirkung kann sowohl zu hohen Gewinnen als auch zu erheblichen Verlusten führen, weshalb ein sorgfältiges Risikomanagement erforderlich ist.
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Liquiditätsrisiko: Obwohl der Euro-Bund-Future sehr liquide ist, können extreme Marktbedingungen die Liquidität beeinträchtigen und die Handelsmöglichkeiten einschränken.
Fazit
Der Euro-Bund-Future ist ein zentraler Bestandteil des europäischen Zinsderivatemarktes und bietet Investoren und Händlern eine effiziente Möglichkeit, auf die zukünftige Entwicklung der Zinssätze zu spekulieren oder sich gegen Zinsänderungsrisiken abzusichern. Durch seine hohe Liquidität und die Hebelwirkung ist er ein beliebtes Instrument für eine Vielzahl von Marktteilnehmern, von institutionellen Investoren bis hin zu kurzfristig orientierten Spekulanten. Trotz der Vorteile ist es wichtig, die Risiken zu verstehen und angemessene Risikomanagementstrategien anzuwenden, um potenzielle Verluste zu minimieren.