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Eugen von Böhm-Bawerk Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Österreichische Schule Nächster Begriff: Carl Menger

Einer der einflussreichsten Ökonomen der Österreichischen Schule

Eugen von Böhm-Bawerk war ein bedeutender österreichischer Ökonom und einer der führenden Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Er gilt als Pionier der Kapital- und Zinstheorie und lieferte eine umfassende Kritik an der marxistischen Arbeitswerttheorie. Seine Arbeiten zur Zeitpräferenz und Kapitalstruktur haben die moderne Wirtschaftswissenschaft nachhaltig geprägt und beeinflussen bis heute wirtschaftsliberale Denkrichtungen.

Leben und akademischer Werdegang

Eugen von Böhm-Bawerk wurde am 12. Februar 1851 in Brünn (heute Brno, Tschechien) geboren. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien, wo er mit den Arbeiten von Carl Menger, dem Begründer der Österreichischen Schule, in Berührung kam. Mengers Theorie des subjektiven Werts beeinflusste Böhm-Bawerk maßgeblich und legte den Grundstein für seine späteren Arbeiten zur Kapital- und Zinstheorie.

Nach seinem Studium arbeitete Böhm-Bawerk zunächst im österreichischen Finanzministerium, bevor er sich der Wissenschaft widmete. Er wurde Professor für Nationalökonomie in Innsbruck und später in Wien. Zwischen 1895 und 1904 war er mehrmals österreichischer Finanzminister und setzte sich für eine solide Geld- und Finanzpolitik ein.

Sein Hauptwerk besteht aus drei Bänden zur Kapital- und Zinstheorie:

  1. „Kapital und Kapitalzins“ (1884)
  2. „Positive Theorie des Kapitals“ (1889)
  3. „Weitere Essays zur Kapital- und Zinstheorie“ (1921, posthum veröffentlicht)

Die Kapital- und Zinstheorie

Böhm-Bawerk beschäftigte sich intensiv mit der Frage, warum Kapital einen Zins abwirft und warum Kreditgeber bereit sind, ihr Geld zu verleihen. Seine Zinstheorie basiert auf drei zentralen Prinzipien:

  1. Zeitpräferenz
    Menschen bewerten gegenwärtige Güter höher als zukünftige Güter. Dies bedeutet, dass ein Verzicht auf Konsum heute durch eine Prämie (Zins) in der Zukunft belohnt werden muss.

  2. Produktivität des Kapitals
    Kapital ermöglicht produktivere Produktionsmethoden. Durch längere und kapitalintensivere Produktionsprozesse kann die Produktivität gesteigert werden, was zu höheren Erträgen führt.

  3. Risikoprämie
    Wer Kapital verleiht, trägt ein Risiko (z. B. Zahlungsausfälle). Der Zins dient als Kompensation für dieses Risiko.

Diese Argumente stehen in direktem Gegensatz zur marxistischen Theorie, die Zins und Kapitalrendite als Ausbeutung der Arbeiter ansieht. Böhm-Bawerk widerlegte Karl Marx’ Annahme, dass nur Arbeit einen Wert schafft, indem er zeigte, dass Kapital und Unternehmerische Planung ebenso entscheidend sind.

Kritik an Karl Marx’ Arbeitswerttheorie

In seinem Werk „Kapital und Kapitalzins“ widerlegte Böhm-Bawerk Marx’ zentrale Annahmen über Kapitalismus und Mehrwert. Marx behauptete, dass der Wert eines Produkts durch die aufgewendete Arbeitszeit bestimmt wird und dass Kapitalisten die Arbeiter durch Mehrwertaneignung ausbeuten.

Böhm-Bawerk hielt dagegen:

  • Subjektive Werttheorie: Der Wert eines Gutes entsteht nicht durch Arbeit, sondern durch die subjektive Bewertung der Konsumenten.
  • Kapital als Produktionsfaktor: Unternehmer und Kapitalgeber leisten einen entscheidenden Beitrag zur Wirtschaft, indem sie Investitionen ermöglichen und Produktionsprozesse organisieren.
  • Zins als natürliche Folge von Zeitpräferenz: Kapitalisten zahlen Löhne vor, übernehmen Risiken und verzichten auf Konsum – dafür ist der Zins eine legitime Belohnung.

Diese Kritik hatte weitreichende Auswirkungen und gilt als eine der stärksten theoretischen Widerlegungen des Marxismus.

Einfluss auf die Österreichische Schule

Böhm-Bawerk war nicht nur ein eigenständiger Theoretiker, sondern auch ein bedeutender Mentor für spätere Ökonomen der Österreichischen Schule, insbesondere Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek. Seine Erkenntnisse flossen in spätere Arbeiten zur Geld- und Konjunkturtheorie ein.

Seine wichtigsten Beiträge zur Österreichischen Schule:

  • Weiterentwicklung der subjektiven Werttheorie von Carl Menger
  • Erklärung der Rolle von Kapital und Zeitpräferenz in der Wirtschaftsstruktur
  • Theorie der intertemporalen Allokation von Ressourcen

Kritik an Böhm-Bawerk

Trotz seiner bedeutenden Beiträge wurde Böhm-Bawerks Theorie in einigen Punkten kritisiert:

  • Überbetonung der Zeitpräferenz: Einige Ökonomen argumentieren, dass Zinsen nicht nur durch Zeitpräferenz, sondern auch durch Angebot und Nachfrage auf Kapitalmärkten bestimmt werden.
  • Vernachlässigung von Unsicherheit und Erwartungen: Moderne Wirtschaftstheorien, insbesondere die Keynesianische Makroökonomie, betrachten Erwartungen und Unsicherheiten als zentrale Faktoren für Investitionsentscheidungen.
  • Keine vollständige Erklärung von Konjunkturzyklen: Obwohl seine Kapitaltheorie die langfristige Wirtschaftsstruktur erklärt, liefert sie keine direkte Theorie für kurzfristige Wirtschaftsschwankungen.

Bedeutung für die moderne Wirtschaft

Böhm-Bawerks Theorien sind heute noch von großer Bedeutung, insbesondere in folgenden Bereichen:

  1. Zinstheorie
    Seine Erklärung, dass Zinsen eine natürliche Konsequenz von Zeitpräferenz und Kapitalproduktivität sind, beeinflusst moderne Modelle der Kapitalmärkte.

  2. Kritik an Sozialismus und staatlicher Planung
    Seine Argumente gegen die Arbeitswerttheorie von Marx werden bis heute als zentrale Kritikpunkte am Sozialismus genutzt.

  3. Wirtschaftspolitik und Finanzmärkte
    Viele Wirtschaftsliberale und Libertäre beziehen sich auf Böhm-Bawerk, um für niedrige Steuern, freie Märkte und eine unabhängige Geldpolitik zu argumentieren.

Fazit

Eugen von Böhm-Bawerk war einer der einflussreichsten Ökonomen der Österreichischen Schule. Seine Arbeiten zur Kapital- und Zinstheorie, seine Widerlegung der marxistischen Wirtschaftstheorie und seine Beiträge zur subjektiven Wertlehre haben die Wirtschaftswissenschaft nachhaltig geprägt.

Sein Denken lebt insbesondere in den modernen Konzepten des Marktwirtschaftlichen Kapitalismus, der Finanzmarkttheorie und der Kritik an staatlicher Intervention weiter. Während einige seiner Ansätze weiterentwickelt oder ergänzt wurden, bleibt seine Theorie ein fundamentales Werk für das Verständnis von Kapital, Zins und wirtschaftlicher Entwicklung.