ETC - Exchange Traded Commodities Börsenlexikon Vorheriger Begriff: EStG - Einkommensteuergesetz Nächster Begriff: ETF - Exchange Traded Funds

Ein Finanzinstrument, das Anlegern den Zugang zu Rohstoffpreisentwicklungen ermöglicht, indem es den Wert einzelner oder eines Korbes von Rohstoffen wie Metallen, Energie oder Agrarprodukten abbildet

Exchange Traded Commodities (ETCs) sind börsengehandelte Wertpapiere, die es Anlegerinnen und Anlegern ermöglichen, in Rohstoffe oder rohstoffbezogene Strategien zu investieren, ohne die zugrunde liegenden physischen Güter selbst kaufen oder lagern zu müssen. ETCs zählen zur Gruppe der Exchange Traded Products (ETPs) und sind in ihrer Struktur den bekannteren Exchange Traded Funds (ETFs) ähnlich, unterscheiden sich jedoch in wesentlichen Punkten hinsichtlich rechtlicher Konstruktion, Besicherungsform und Anlagezweck.

Grundkonzept und Funktionsweise

ETCs sind Schuldverschreibungen, die an Börsen gehandelt werden und die Wertentwicklung eines bestimmten Rohstoffs oder Rohstoffkorbs nachbilden. Anleger erwerben mit einem ETC kein Eigentum am Rohstoff selbst, sondern ein Anrecht auf dessen Wertentwicklung, typischerweise in Form eines Zertifikats. Die Preisentwicklung des jeweiligen Rohstoffs wird meist durch Terminmärkte (Futures) oder durch physische Hinterlegung abgebildet.

Typische Basiswerte für ETCs sind:

  1. Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin oder Palladium

  2. Industriemetalle wie Kupfer oder Aluminium

  3. Energieprodukte wie Rohöl oder Erdgas

  4. Agrarrohstoffe wie Weizen, Mais oder Kaffee

Je nach Struktur kann ein ETC auf einzelne Rohstoffe oder auf ganze Rohstoffindizes referenzieren. Dabei wird zwischen einfachen (single commodity) und komplexeren (diversifizierten oder indexbasierten) ETCs unterschieden.

Rechtliche Struktur und Unterschiede zu ETFs

ETCs werden in der Regel nicht als Investmentfonds, sondern als Schuldverschreibungen gemäß der EU-Prospektrichtlinie emittiert. In Deutschland sind sie keine Organismen für gemeinsame Anlagen (OGAW) im Sinne der EU-Richtlinie 2009/65/EG und unterliegen somit nicht den strengen Anforderungen an Investmentfonds.

Die wichtigsten Unterschiede zwischen ETFs und ETCs sind:

  • Rechtlicher Status: ETFs sind Sondervermögen, ETCs hingegen unbesicherte oder teilweise besicherte Schuldverschreibungen.

  • Anlagefokus: ETFs investieren typischerweise in Wertpapierindizes (z. B. Aktien- oder Rentenindizes), ETCs dagegen in Rohstoffe oder Rohstoffindizes.

  • Besicherung: Da ETCs Schuldverschreibungen darstellen, ist das Emittentenrisiko (Kreditrisiko) relevant, es sei denn, sie sind durch physische Rohstoffe oder andere Sicherheiten hinterlegt.

Physisch besicherte ETCs, vor allem im Edelmetallbereich, werden oft mit einem konkreten Bestand an Rohstoffen unterlegt, der von einem unabhängigen Treuhänder verwahrt wird. Beispiele hierfür sind Gold-ETCs, bei denen für jeden ausgegebenen ETC-Anteil eine definierte Menge Gold physisch hinterlegt ist.

Vorteile und Nutzungsmöglichkeiten

ETCs bieten eine Reihe von Vorteilen für private und institutionelle Investoren, die Zugang zu Rohstoffmärkten suchen:

  1. Einfache Handelbarkeit: ETCs sind börsennotiert und können wie Aktien während der Handelszeiten ge- und verkauft werden.

  2. Transparenz: Die Preisbildung erfolgt auf Basis eines zugrunde liegenden Index oder Rohstoffpreises, was eine transparente Nachverfolgung der Entwicklung ermöglicht.

  3. Diversifikation: Rohstoffe als Anlageklasse können zur Risikostreuung in einem Portfolio beitragen, da sie oft eine geringe Korrelation zu Aktien oder Anleihen aufweisen.

  4. Liquidität: Durch die Börsennotierung und Market-Maker-Strukturen ist in der Regel eine ausreichende Handelbarkeit gegeben.

  5. Zugang zu schwierigen Märkten: Rohstoffmärkte sind für Privatanleger oft schwer zugänglich; ETCs bieten hier eine einfache Lösung, auch ohne Terminmarktzugang.

Risiken und Besonderheiten

Trotz ihrer Vorteile bergen ETCs auch spezifische Risiken, die vor einer Investition berücksichtigt werden sollten:

  1. Emittentenrisiko: Bei unbesicherten ETCs besteht die Gefahr eines Zahlungsausfalls des Emittenten.

  2. Rollverluste: ETCs, die Rohstoffe über Futures abbilden, unterliegen dem Risiko von Rollverlusten, insbesondere bei einer sogenannten Contango-Situation, in der die zukünftigen Preise höher sind als der aktuelle Spotpreis.

  3. Währungsrisiken: Da viele Rohstoffe in US-Dollar gehandelt werden, können ETCs, die nicht währungsgesichert sind, Wechselkursschwankungen unterliegen.

  4. Volatilität: Rohstoffmärkte können stark schwanken. ETCs sind daher keine risikoarmen Anlageprodukte.

  5. Steuerliche Behandlung: Die steuerliche Behandlung von ETCs kann komplex sein und hängt von der konkreten Ausgestaltung ab. Sie unterscheiden sich dabei deutlich von klassischen Fondsanlagen.

Regulatorische Einordnung

Da ETCs keine Investmentfonds im Sinne des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) sind, gelten für sie andere aufsichtsrechtliche Regelungen. In der Europäischen Union erfolgt die Regulierung über die Prospektrichtlinie und die jeweiligen nationalen Umsetzungen. In Deutschland ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) für die Zulassung und Überwachung des Verkaufsprospekts zuständig.

Anleger sollten darauf achten, ob ein ETC in einem zentralen Register wie z. B. der Börse Frankfurt gelistet ist, ob er von einem renommierten Emittenten stammt und ob eine physische Besicherung gegeben ist. Die Auswahlkriterien und die Informationen im Verkaufsprospekt sind zentrale Entscheidungsgrundlagen.

Beispiel: Gold-ETCs

Ein typisches Beispiel für einen ETC ist ein physisch hinterlegter Gold-ETC. Hierbei wird jedem ausgegebenen Anteil eine bestimmte Menge an physischem Gold zugeordnet, das bei einem unabhängigen Verwahrer, beispielsweise in einem Hochsicherheitslager in London oder Zürich, aufbewahrt wird. Anleger profitieren so von der Preisentwicklung des Goldes, ohne das Edelmetall physisch erwerben, lagern oder versichern zu müssen.

Solche Produkte erfreuen sich besonderer Beliebtheit in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder steigender Inflationserwartungen, da Gold als „sicherer Hafen“ gilt. Die Nachfrage nach Gold-ETCs hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, auch weil sie in vielen Ländern als Sondervermögen behandelt werden und dadurch ein erhöhtes Maß an Anlegerschutz bieten.

Fazit

Exchange Traded Commodities (ETCs) stellen eine effiziente Möglichkeit dar, in Rohstoffe oder rohstoffnahe Strategien zu investieren, ohne den physischen Handel oder Zugang zu Terminmärkten zu benötigen. Sie bieten breite Diversifikationsmöglichkeiten und sind einfach über die Börse handelbar. Gleichzeitig sind sie mit spezifischen Risiken verbunden, insbesondere dem Emittentenrisiko und der Preisvolatilität der Rohstoffmärkte. Die rechtliche Struktur als Schuldverschreibung unterscheidet sie deutlich von ETFs, was auch Auswirkungen auf die Risikoanalyse und steuerliche Behandlung hat. Für informierte Anleger, die gezielt Rohstoffe in ihr Portfolio integrieren möchten, stellen ETCs ein praktikables und transparentes Anlageinstrument dar. Voraussetzung ist jedoch eine fundierte Auseinandersetzung mit der Produktstruktur, den zugrunde liegenden Märkten sowie den individuellen Anlagezielen.