Erbschaftsbetrug Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Telefonbetrug Nächster Begriff: Online-Dating-Betrug

Eine klassische Masche des Vorschussbetrugs, die auf die Gier und Gutgläubigkeit der Opfer setzt

Erbschaftsbetrug ist eine perfide Betrugsmasche, bei der Kriminelle Menschen glauben lassen, sie hätten eine hohe Erbschaft von einer unbekannten oder entfernten Verwandtschaft erhalten. Die Betrüger fordern dann eine Vorauszahlung für angebliche Anwaltsgebühren, Steuern oder Verwaltungsgebühren, um die Erbschaft freizugeben. Tatsächlich existiert die Erbschaft jedoch nicht, und die Opfer verlieren ihr Geld.

Diese Betrugsform gehört zum sogenannten Vorschussbetrug, da das Opfer Geld im Voraus zahlen soll, um eine angebliche größere Summe zu erhalten. Erbschaftsbetrug wird häufig per E-Mail, Brief, Telefon oder über soziale Medien verbreitet und ist weltweit verbreitet.

Funktionsweise des Erbschaftsbetrugs

Der Betrug folgt einem typischen Muster, das sich in mehreren Schritten vollzieht:

  1. Unerwartete Nachricht über eine Erbschaft:

    • Das Opfer erhält eine E-Mail, einen Brief oder einen Anruf von einem angeblichen Anwalt, Notar oder Nachlassverwalter.
    • Es wird behauptet, dass ein weit entfernter Verwandter oder ein wohlhabender Unbekannter verstorben sei und das Opfer als Erben eingesetzt habe.
    • Der Betrag ist meist sehr hoch (z. B. mehrere Millionen Euro), um das Opfer zu ködern.
  2. Dringlichkeit und Geheimhaltung:

    • Der Betrüger fordert das Opfer auf, schnell zu handeln, da die Erbschaft sonst verfällt.
    • Oft wird gesagt, dass das Opfer mit niemandem über die Erbschaft sprechen darf, um „rechtliche Probleme“ zu vermeiden.
  3. Forderung einer Vorauszahlung:

    • Um die angebliche Erbschaft freizugeben, müsse das Opfer zunächst Notarkosten, Bearbeitungsgebühren, Steuern oder Überweisungsgebühren bezahlen.
    • Es wird versprochen, dass das gesamte Erbe nach der Zahlung sofort überwiesen wird.
    • In einigen Fällen wird das Opfer aufgefordert, persönliche Daten preiszugeben, die dann für Identitätsdiebstahl genutzt werden.
  4. Fortgesetzte Forderungen:

    • Nachdem das Opfer die erste Zahlung geleistet hat, fordern die Betrüger immer weitere Zahlungen für „zusätzliche Kosten“.
    • Dies kann sich über mehrere Wochen oder Monate hinziehen, bis das Opfer misstrauisch wird oder kein Geld mehr hat.
  5. Ende des Betrugs:

    • Sobald das Opfer nicht mehr zahlt oder Nachweise für die Erbschaft verlangt, brechen die Betrüger den Kontakt ab.
    • Das versprochene Erbe existiert nie, und das Opfer bleibt mit einem finanziellen Verlust zurück.

Beispiel für eine Betrugs-E-Mail

Betreff: Dringende Mitteilung über Ihr Erbe von 8.500.000 USD

*"Sehr geehrte(r) [Name],

Mein Name ist Dr. Richard Thompson, ich bin Notar in London. Ich kontaktiere Sie im Namen der Nachlassverwaltung eines verstorbenen Kunden, Herrn Wilhelm Müller, der kürzlich in Großbritannien verstorben ist.

Herr Müller hat ein Vermögen von 8.500.000 USD hinterlassen, und nach sorgfältiger Recherche wurde festgestellt, dass Sie der einzige rechtmäßige Erbe sind.

Um die Erbschaft auf Ihr Konto zu übertragen, müssen einige rechtliche Formalitäten erledigt werden. Bitte überweisen Sie eine einmalige Gebühr von 4.500 USD für die notarielle Beglaubigung.

Bitte antworten Sie umgehend, da das Erbe sonst an den Staat fällt.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Richard Thompson
Anwaltskanzlei London"*

Warum fallen Menschen auf Erbschaftsbetrug herein?

  • Hoffnung auf unerwarteten Reichtum: Die Aussicht auf eine große Geldsumme verleitet viele Menschen dazu, vorschnell zu handeln.
  • Mangel an Betrugswissen: Viele Opfer kennen diese Betrugsmasche nicht und halten den Anruf oder Brief für echt.
  • Psychologischer Druck: Die Betrüger setzen Opfer unter Zeitdruck und fordern Geheimhaltung.
  • Seriös wirkende Dokumente: Betrüger verwenden gefälschte Briefe, Anwaltslogos und offizielle Siegel, um glaubwürdig zu erscheinen.

Schutzmaßnahmen gegen Erbschaftsbetrug

  • Misstrauisch sein: Niemand erbt Geld von einer unbekannten Person ohne vorherige Ankündigung oder rechtliche Dokumente.
  • Keine Vorauszahlungen leisten: Seriöse Erbschaften erfordern keine Gebühren im Voraus.
  • Anwalt oder Familie konsultieren: Vor einer Antwort sollte man einen echten Rechtsanwalt oder Verwandte um Rat fragen.
  • Kontaktadresse prüfen: Betrüger verwenden oft kostenlose E-Mail-Adressen wie @gmail.com oder @yahoo.com anstelle offizieller Adressen.
  • Keine persönlichen Daten weitergeben: Diese könnten für Identitätsdiebstahl missbraucht werden.
  • Betrugsversuche melden: Verdächtige Nachrichten können bei Verbraucherzentralen oder der Polizei gemeldet werden.

Fazit

Erbschaftsbetrug ist eine klassische Masche des Vorschussbetrugs, die auf die Gier und Gutgläubigkeit der Opfer setzt. Durch gefälschte Anwaltsbriefe und überzeugende Geschichten bringen Betrüger Menschen dazu, Geld für eine nie existierende Erbschaft zu zahlen. Wachsamkeit, gesunder Menschenverstand und das Wissen über diese Betrugsform sind die besten Schutzmaßnahmen gegen diesen finanziellen Betrug.