Enkeltrick Börsenlexikon Vorheriger Begriff: WhatsApp-Betrug Nächster Begriff: Telefonbetrug

Eine hinterhältige Betrugsmasche, die auf das Vertrauen und die Hilfsbereitschaft älterer Menschen abzielt

Der Enkeltrick ist eine perfide Betrugsmasche, bei der sich Kriminelle als nahe Verwandte – meist als Enkel oder Kinder – ausgeben, um ältere Menschen zur Herausgabe von Geld oder Wertgegenständen zu bewegen. Die Betrüger nutzen gezielt die Gutgläubigkeit, Hilfsbereitschaft und emotionale Verbundenheit ihrer Opfer aus. Der Enkeltrick ist eine besonders hinterhältige Form des Vorschussbetrugs, da er oft erhebliche finanzielle Verluste verursacht und zusätzlich großes emotionales Leid bei den Betroffenen hinterlässt.

Funktionsweise des Enkeltricks

Der Enkeltrick folgt einem klaren Muster, das darauf abzielt, das Opfer emotional unter Druck zu setzen und es zur schnellen Übergabe von Geld zu bewegen.

  1. Kontaktaufnahme durch den Betrüger:

    • Das Opfer erhält einen Anruf von einer unbekannten Nummer.
    • Der Anrufer beginnt oft mit einer vagen Frage wie: „Rate mal, wer hier spricht?“ oder sagt einfach „Hallo Oma, ich bin’s!“.
    • In der Hoffnung, einen Verwandten zu erkennen, nennt das Opfer von selbst einen Namen – diesen greift der Betrüger auf und gibt sich als diese Person aus.
  2. Schaffung eines Notfallszenarios:

    • Der Betrüger erzählt eine glaubwürdige, aber dramatische Geschichte:
      • Er sei in einen Unfall verwickelt und müsse dringend Geld für Kaution oder Krankenhauskosten zahlen.
      • Er habe eine einmalige Investitionschance, brauche aber sofort Geld.
      • Er wolle eine Wohnung oder ein Auto kaufen und brauche eine kurzfristige Finanzspritze.
    • Die Betrüger setzen ihr Opfer unter Druck und drängen auf schnelle Entscheidungen.
  3. Forderung nach Geld oder Wertgegenständen:

    • Das Opfer wird gebeten, eine größere Summe Bargeld abzuheben oder Wertgegenstände zu übergeben.
    • Da der Anrufer angeblich verhindert sei, schickt er einen „Freund“ oder „Mitarbeiter“, der das Geld persönlich abholt.
  4. Verschwinden der Betrüger:

    • Sobald das Opfer das Geld übergeben hat, brechen die Betrüger den Kontakt ab.
    • Oft versuchen sie, erneut anzurufen und noch mehr Geld zu ergaunern.

Varianten des Enkeltricks

Mit der Digitalisierung haben sich neue Formen des Enkeltricks entwickelt, die über Telefonanrufe hinausgehen:

  • WhatsApp-Enkeltrick („Hallo Mama, ich habe eine neue Nummer!“)

    • Betrüger geben sich per WhatsApp als Sohn oder Tochter aus und behaupten, das alte Handy sei kaputt.
    • Sie bitten um eine schnelle Überweisung für eine dringende Rechnung.
  • Polizei- oder Anwaltstrick

    • Der Betrüger gibt sich als Polizist oder Anwalt aus und behauptet, ein Verwandter sei in einen Unfall oder eine Straftat verwickelt.
    • Eine hohe Kaution müsse gezahlt werden, um eine Inhaftierung zu verhindern.
  • Bankmitarbeiter-Trick

    • Betrüger rufen an und warnen das Opfer vor angeblichen Betrügern – und fordern es auf, Geld an eine „sichere“ Adresse zu überweisen.

Beispiel für einen Enkeltrick-Anruf

"Hallo Oma, ich bin’s! Ich hatte einen schlimmen Unfall und brauche dringend 10.000 € für den Anwalt. Ich kann nicht selbst kommen, aber ein Freund holt das Geld ab. Bitte mach schnell, sonst habe ich große Probleme!"

Warum fallen Menschen auf den Enkeltrick herein?

  • Psychologischer Druck: Die Täter nutzen Zeitdruck und emotionale Manipulation, um das Opfer zu überrumpeln.
  • Unwissenheit über Betrugsmaschen: Besonders ältere Menschen kennen moderne Betrugstechniken nicht und vertrauen dem Anrufer.
  • Angst um Angehörige: Wenn es um vermeintliche Notfälle oder Unfälle geht, wollen viele Menschen sofort helfen.
  • Seriös wirkende Täter: Betrüger sprechen oft ruhig und höflich, um Vertrauen zu erwecken.

Schutzmaßnahmen gegen den Enkeltrick

  1. Misstrauisch bleiben: Niemals auf unerwartete Geldforderungen am Telefon oder per WhatsApp eingehen.
  2. Rückfrage bei echten Verwandten: Direkt die Person unter der bekannten Nummer anrufen und nachfragen.
  3. Codewörter vereinbaren: Familien können geheime Sicherheitswörter festlegen, die nur echte Angehörige kennen.
  4. Keine persönlichen Daten preisgeben: Nie Namen oder Informationen über die Familie verraten.
  5. Bank und Polizei einschalten: Bei Verdacht sofort die Polizei informieren und keine Überweisungen tätigen.

Fazit

Der Enkeltrick ist eine hinterhältige Betrugsmasche, die auf das Vertrauen und die Hilfsbereitschaft älterer Menschen abzielt. Durch emotionale Manipulation und geschicktes Vorgehen gelingt es den Tätern immer wieder, hohe Summen zu erbeuten. Ein aufgeklärtes Umfeld, regelmäßige Gespräche über Betrugsmaschen und eine gesunde Portion Skepsis sind die besten Schutzmaßnahmen gegen diese Art des Betrugs.