Economic Value Added (EVA) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: EUWAX Nächster Begriff: Ewige Anleihe
Eine der wichtigsten Kennzahlen zur Messung der realen Wertschöpfung eines Unternehmens
Economic Value Added (EVA) ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die den ökonomischen Mehrwert eines Unternehmens misst. Sie gibt an, ob ein Unternehmen seinen Kapitaleinsatz effizient nutzt und ob es tatsächlich einen Wert für seine Kapitalgeber schafft. Der EVA wird berechnet, indem die erzielte Rendite mit den Kapitalkosten verglichen wird. Ist der EVA positiv, bedeutet dies, dass das Unternehmen einen echten wirtschaftlichen Gewinn erwirtschaftet.
Ursprung und Entwicklung von EVA
Das Konzept des Economic Value Added wurde in den 1980er-Jahren von der Unternehmensberatung Stern Stewart & Co. populär gemacht. Ursprünglich basiert EVA auf älteren Konzepten der Residualgewinne, die bereits im 19. Jahrhundert diskutiert wurden. Die Idee hinter EVA ist, dass Unternehmen nicht nur Gewinne erzielen, sondern auch die Kosten des eingesetzten Kapitals decken müssen.
In den 1990er-Jahren wurde EVA von zahlreichen großen Unternehmen als Leistungsmaßstab eingeführt. Unternehmen wie Coca-Cola, Siemens und General Electric nutzten EVA zur Unternehmenssteuerung und zur Messung der Profitabilität einzelner Geschäftsbereiche.
Berechnung des EVA
Der Economic Value Added berechnet sich nach der folgenden Formel:
Dabei stehen:
- NOPAT (Net Operating Profit After Taxes): Operativer Gewinn nach Steuern, also der Gewinn, den das Unternehmen aus seinem Kerngeschäft erzielt.
- WACC (Weighted Average Cost of Capital): Durchschnittliche Kapitalkosten, die sich aus dem gewichteten Eigen- und Fremdkapitalzinssatz berechnen.
- Investiertes Kapital: Das gesamte Kapital, das zur Finanzierung des Unternehmens verwendet wird.
Eine alternative Darstellung der Formel:
wobei ROIC (Return on Invested Capital) die Rendite auf das investierte Kapital angibt. Ist ROIC > WACC, dann erwirtschaftet das Unternehmen einen ökonomischen Mehrwert.
Beispiel für die EVA-Berechnung
Angenommen, ein Unternehmen hat folgende Kennzahlen:
- NOPAT = 50 Millionen Euro
- Investiertes Kapital = 400 Millionen Euro
- WACC = 8 %
Dann beträgt der EVA:
Da der EVA positiv ist, bedeutet dies, dass das Unternehmen einen echten wirtschaftlichen Mehrwert für seine Kapitalgeber geschaffen hat.
Bedeutung des EVA für Unternehmen
Der Economic Value Added wird in der Praxis häufig zur Unternehmensbewertung und -steuerung genutzt:
- Messung der Wertschöpfung: EVA zeigt, ob ein Unternehmen wirklich wirtschaftlichen Mehrwert generiert oder nur eine buchhalterische Rentabilität aufweist.
- Vergleich von Geschäftsbereichen: Unternehmen mit mehreren Geschäftssegmenten können EVA verwenden, um die Profitabilität verschiedener Bereiche objektiv zu messen.
- Steuerung von Managemententscheidungen: Manager können Investitionsentscheidungen anhand des EVA treffen und unrentable Projekte vermeiden.
- Vergütungssysteme für Führungskräfte: Viele Unternehmen verknüpfen die Boni von Managern mit der EVA-Entwicklung, um wertorientierte Entscheidungen zu fördern.
Vorteile von EVA
Die Nutzung des Economic Value Added bietet zahlreiche Vorteile:
- Realistische Erfolgsmessung: EVA berücksichtigt Kapitalkosten und ist daher aussagekräftiger als reine Gewinnkennzahlen wie EBIT oder EBITDA.
- Langfristige Wertorientierung: Unternehmen werden dazu ermutigt, nachhaltigen Wert zu schaffen, anstatt kurzfristige Gewinnmaximierung zu betreiben.
- Vermeidung ineffizienter Investitionen: EVA hilft dabei, nur solche Investitionen zu tätigen, die langfristig eine höhere Rendite als die Kapitalkosten erzielen.
- Vergleichbarkeit: EVA ermöglicht eine bessere Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen und Branchen.
Kritik und Grenzen von EVA
Trotz seiner Vorteile gibt es auch einige Kritikpunkte am EVA-Konzept:
- Komplexität der Berechnung: Die Ermittlung des EVA erfordert zahlreiche Anpassungen in der Buchhaltung, was den Aufwand erhöht.
- Abhängigkeit von Kapitalkosten-Schätzungen: Die Berechnung des WACC ist oft subjektiv und kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
- Fokus auf kurzfristige Wertschöpfung: Unternehmen könnten langfristige Investitionen meiden, wenn sie kurzfristig den EVA steigern wollen.
- Nicht für alle Branchen geeignet: In stark regulierten oder forschungsintensiven Branchen kann EVA weniger aussagekräftig sein.
EVA im Vergleich zu anderen Kennzahlen
Der Economic Value Added unterscheidet sich von anderen finanziellen Leistungskennzahlen, insbesondere:
Kennzahl | Bedeutung | Berücksichtigt Kapitalkosten? | Fokus |
---|---|---|---|
EVA | Wirtschaftlicher Mehrwert nach Kapitalkosten | Ja | Langfristige Wertsteigerung |
EBITDA | Operativer Gewinn vor Abschreibungen | Nein | Kurzfristige Ertragskraft |
ROIC | Rendite auf investiertes Kapital | Ja | Effizienz des Kapitaleinsatzes |
Free Cash Flow | Liquidität nach Investitionen | Nein | Finanzielle Stabilität |
Fazit
Economic Value Added (EVA) ist eine der wichtigsten Kennzahlen zur Messung der realen Wertschöpfung eines Unternehmens. Sie hilft, Unternehmensentscheidungen wertorientiert zu steuern und sicherzustellen, dass das eingesetzte Kapital effizient genutzt wird.
Obwohl die Berechnung komplex ist, setzen viele große Unternehmen EVA als zentrale Steuerungsgröße ein. Kritiker bemängeln allerdings, dass EVA kurzfristige Anreize schaffen kann, wenn langfristige Investitionen vernachlässigt werden. Dennoch bleibt EVA ein wertvolles Instrument für Unternehmen, Investoren und Analysten, um den tatsächlichen ökonomischen Mehrwert eines Unternehmens zu bestimmen.