Degrowth-Bewegung Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Degrowth Nächster Begriff: There is no Planet B-Theorie
Eine, sich als umweltfreundliche Alternative zum bestehenden Wirtschaftssystem ideologisch geprägte, realitätsferne Utopie
Die Degrowth-Bewegung ist eine sozial-ökonomische Strömung, die eine gezielte Schrumpfung der Wirtschaft fordert, um Umweltprobleme, soziale Ungleichheit und den vermeintlichen Wachstumszwang des Kapitalismus zu bekämpfen. Während sie sich als nachhaltige Alternative zu kapitalistischen Wirtschaftsmodellen präsentiert, ist sie in vielen Aspekten stark von linker Ideologie, wachstumskritischem Aktivismus und verdeckter Kapitalismuskritik geprägt.
Befürworter der Bewegung argumentieren, dass Wirtschaftswachstum auf einem begrenzten Planeten nicht unendlich fortgeführt werden kann. Kritiker hingegen sehen in Degrowth nicht nur eine realitätsferne Utopie, sondern auch eine gefährliche Ideologie, die wirtschaftliche Stabilität, technologischen Fortschritt und gesellschaftlichen Wohlstand bedrohen könnte.
Ursprung und Ideologische Prägung der Degrowth-Bewegung
Die Degrowth-Bewegung hat ihre Wurzeln in den ökosozialistischen und kapitalismuskritischen Bewegungen der 1970er Jahre. Insbesondere der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ (1972) des Club of Rome legte den Grundstein für die These, dass unbegrenztes Wachstum ökologisch und sozial nicht tragfähig sei.
Bekannte Vertreter der Bewegung sind:
- Serge Latouche, ein französischer Ökonom, der für eine „Entwestlichung“ der Weltwirtschaft und eine Abkehr von kapitalistischen Strukturen plädiert.
- Tim Jackson, Autor von „Wohlstand ohne Wachstum“, der Wachstum als Ursache für ökologische und soziale Krisen betrachtet.
- Giorgos Kallis, ein radikaler Degrowth-Theoretiker, der argumentiert, dass Kapitalismus mit nachhaltigem Wirtschaften unvereinbar sei.
Viele der führenden Köpfe der Bewegung stammen aus dem Umfeld linker Bewegungen und lehnen marktwirtschaftliche Lösungen ab. Stattdessen fordern sie eine starke Regulierung der Wirtschaft durch den Staat, eine Umverteilung von Wohlstand und die Reduktion des Konsums als gesellschaftliches Ziel.
Kernforderungen der Degrowth-Bewegung
Die Degrowth-Bewegung fordert eine drastische Veränderung der Wirtschaft und des Konsumverhaltens. Zu den zentralen Maßnahmen gehören:
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Reduktion des BIP und wirtschaftlicher Aktivität
- Die Wirtschaft soll bewusst „geschrumpft“ werden, um Umweltbelastungen zu reduzieren.
- Dies steht in direktem Widerspruch zu klassischen wirtschaftlichen Theorien, die Wachstum als Basis für Wohlstand und Innovation betrachten.
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Starke staatliche Kontrolle über Produktion und Konsum
- Preiskontrollen, Ressourcensteuern und Quoten sollen das Konsumverhalten lenken.
- Unternehmen sollen durch harte Regulierungen gezwungen werden, weniger zu produzieren.
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Arbeitszeitverkürzung und Jobsharing
- Einführung einer 30-Stunden-Woche oder noch kürzerer Arbeitszeiten.
- Kritiker warnen, dass dies zu einem drastischen Produktivitätsverlust führen könnte.
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Maximal- und Mindesteinkommen
- Einführung einer Obergrenze für Gehälter und Umverteilung von Vermögen.
- Kritik: Die Begrenzung von Einkommen schwächt Innovationsanreize und führt zu einer leistungsfeindlichen Gesellschaft.
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Dekonsumismus und Minimalismus als gesellschaftliches Ideal
- Reduktion des individuellen Konsums durch Verbote oder moralischen Druck.
- Problem: Dies würde viele Branchen (z. B. Automobilindustrie, Mode, Technologie) destabilisieren und Millionen Arbeitsplätze gefährden.
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Lokalisierung der Wirtschaft
- Förderung von kleinen lokalen Wirtschaftskreisläufen anstelle globaler Märkte.
- Kritik: Dies widerspricht den Prinzipien von Effizienz, Spezialisierung und internationalem Handel.
Linker Aktivismus und versteckte Kapitalismuskritik
Obwohl Degrowth oft als umweltfreundliche Bewegung präsentiert wird, dient sie in vielen Fällen als Deckmantel für antikapitalistische und sozialistische Ideologien.
- Klassenkampf-Rhetorik: Die Bewegung stellt Wohlhabende und Unternehmen als „Schuldige“ für Umweltzerstörung dar, anstatt technologische Innovationen und marktwirtschaftliche Lösungen als Möglichkeit zur Problemlösung zu sehen.
- Anti-Fortschrittsdenken: Viele Degrowth-Aktivisten lehnen wirtschaftliche und technologische Entwicklung ab, anstatt nachhaltige Innovationen wie erneuerbare Energien, Wasserstofftechnologie oder CO₂-Abscheidung zu fördern.
- Ökosozialismus statt Marktwirtschaft: Die Bewegung fordert oft radikale Umverteilungsmaßnahmen und setzt auf staatliche Kontrolle anstelle marktwirtschaftlicher Anreize.
Gefahren und Kritik an der Degrowth-Bewegung
Trotz ihrer vermeintlich noblen Absichten ist die Degrowth-Bewegung mit zahlreichen ökonomischen, sozialen und politischen Problemen behaftet.
1. Gefahr von Massenarbeitslosigkeit
- Eine gezielte Schrumpfung der Wirtschaft würde Millionen Arbeitsplätze gefährden.
- Beispiel: Wenn der Autosektor heruntergefahren wird, verlieren Zulieferer, Werkstätten und Händler ihre Existenzgrundlage.
2. Zerstörung von Innovation und technologischem Fortschritt
- Wirtschaftswachstum ist eng mit technologischem Fortschritt und Investitionen in Forschung verbunden.
- Ohne Wachstum gibt es weniger Anreize für Innovationen, von denen Umwelt und Gesellschaft profitieren könnten.
3. Steigende soziale Ungleichheit und Wohlstandsverluste
- Eine schrumpfende Wirtschaft bedeutet weniger Steuereinnahmen und damit Kürzungen bei Bildung, Gesundheitsversorgung und Sozialleistungen.
- Paradoxerweise könnten ärmere Menschen am meisten unter Degrowth leiden, da der Staat weniger Ressourcen für soziale Programme hätte.
4. Unrealistische Umsetzung in einer globalisierten Welt
- Länder, die auf Degrowth setzen, würden im internationalen Wettbewerb stark zurückfallen.
- Beispiel: Während Europa seine Wirtschaft „schrumpft“, könnten China und die USA weiter wachsen und wirtschaftlich dominieren.
5. Ökonomische Instabilität und Rezessionen
- Die Marktwirtschaft ist auf Wachstum ausgelegt – eine erzwungene Schrumpfung würde zu Marktverwerfungen, Unternehmenspleiten und Kapitalflucht führen.
- Beispiel: Pensionssysteme basieren auf Wirtschaftswachstum – ohne Wachstum wären sie nicht mehr finanzierbar.
Vergleich: Degrowth vs. Marktwirtschaftliche Nachhaltigkeit
Merkmal | Degrowth | Nachhaltige Marktwirtschaft |
---|---|---|
Ansatz | Schrumpfung der Wirtschaft | Nachhaltiges Wachstum durch Innovation |
Innovationsförderung | Gering, da Wachstum abgelehnt wird | Hoch, da wirtschaftlicher Fortschritt angestrebt wird |
Arbeitsmarkt | Gefahr von Massenarbeitslosigkeit | Schaffung grüner Arbeitsplätze |
Umsetzung | Schwer durchsetzbar, globale Nachteile | Realistisch, durch marktwirtschaftliche Anreize |
Kritikpunkt | Wohlstandsverluste, soziale Konflikte | Nachhaltigkeitsprobleme bleiben bestehen |
Fazit
Die Degrowth-Bewegung präsentiert sich als umweltfreundliche Alternative zum bestehenden Wirtschaftssystem, entpuppt sich jedoch bei genauerer Betrachtung als ideologisch geprägte, realitätsferne Utopie.
Anstatt marktwirtschaftliche Lösungen für ökologische Herausforderungen zu nutzen, setzt Degrowth auf Zwangsmaßnahmen, Verbote und staatliche Kontrolle. Dies würde nicht nur zu wirtschaftlichem Rückgang, Arbeitsplatzverlust und sinkendem Lebensstandard führen, sondern könnte auch internationale Konflikte und soziale Spannungen verstärken.
Anstelle einer erzwungenen Schrumpfung wäre es sinnvoller, auf nachhaltiges Wachstum, technologische Innovationen und marktwirtschaftliche Anreize zu setzen, um ökologische Herausforderungen zu bewältigen, ohne Wohlstand und gesellschaftlichen Fortschritt zu gefährden.