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CPMI-IOSCO Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Basel III Nächster Begriff: LCH.Clearnet

Eine entscheidende Partnerschaft im globalen Finanzsystem, die mit den Principles for Financial Market Infrastructures (PFMI) internationale Standards für die Regulierung von Finanzmarktinfrastrukturen geschaffen hat

CPMI-IOSCO ist eine internationale Zusammenarbeit zwischen dem Committee on Payments and Market Infrastructures (CPMI) und der International Organization of Securities Commissions (IOSCO). Die beiden Organisationen entwickeln gemeinsame Standards und Leitlinien für die Regulierung und Überwachung von Finanzmarktinfrastrukturen (FMI) wie Zahlungssysteme, Wertpapierabwicklungssysteme, zentrale Gegenparteien (CCPs) und Transaktionsregister. Ziel von CPMI-IOSCO ist es, die Stabilität und Transparenz der Finanzmärkte zu stärken und Risiken in Finanzmarktinfrastrukturen zu minimieren, um so die Widerstandsfähigkeit des globalen Finanzsystems zu erhöhen.

Hintergrund und Bedeutung von CPMI-IOSCO

Die Finanzkrise von 2008 offenbarte, wie wichtig robuste und stabile Finanzmarktinfrastrukturen für das globale Finanzsystem sind. Schwachstellen in der Marktinfrastruktur – wie mangelnde Transparenz und unzureichende Risikomanagementpraktiken – trugen zur Krise bei und machten deutlich, dass ein einheitliches Regelwerk notwendig ist, um Finanzmärkte krisenfester zu gestalten. 2012 veröffentlichten CPMI und IOSCO daher gemeinsam die Principles for Financial Market Infrastructures (PFMI), die seitdem als internationale Standards für die Regulierung und das Risikomanagement in der Finanzmarktinfrastruktur gelten.

Organisationen hinter CPMI-IOSCO

  1. CPMI (Committee on Payments and Market Infrastructures): Das CPMI ist ein Ausschuss der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und setzt sich aus Vertretern führender Zentralbanken zusammen. Das CPMI befasst sich mit der Sicherheit und Effizienz globaler Zahlungssysteme und Marktinfrastrukturen und entwickelt Standards zur Risikominimierung und Marktstabilität.

  2. IOSCO (International Organization of Securities Commissions): IOSCO ist der internationale Zusammenschluss von Wertpapieraufsichtsbehörden und arbeitet an der Schaffung globaler Standards für den Schutz der Anleger und die Förderung fairer, effizienter und transparenter Finanzmärkte. Die Mitglieder von IOSCO sind Aufsichtsbehörden und Regulatoren aus über 115 Ländern.

Zusammen formulieren CPMI und IOSCO Leitlinien, die weltweit als Best Practices für die Regulierung und Überwachung von Finanzmarktinfrastrukturen gelten.

Die Principles for Financial Market Infrastructures (PFMI)

Die PFMI enthalten 24 Prinzipien, die Standards für die Sicherheit und Stabilität von Finanzmarktinfrastrukturen festlegen. Diese Prinzipien sind für verschiedene Arten von Finanzmarktinfrastrukturen, wie zentrale Gegenparteien (CCPs), Wertpapierabwicklungssysteme, Zahlungssysteme und Transaktionsregister, verbindlich. Die wichtigsten Themen und Anforderungen der PFMI umfassen:

  1. Governance: Die PFMI verlangen eine klare und transparente Governance-Struktur, um sicherzustellen, dass die Geschäftsführung und der Vorstand der Finanzmarktinfrastrukturen im Interesse des Unternehmens und seiner Nutzer handeln. Eine gute Governance ist entscheidend, um Interessenkonflikte zu vermeiden und Verantwortlichkeiten klar zu definieren.

  2. Risikomanagement: Finanzmarktinfrastrukturen müssen robuste Risikomanagementpraktiken implementieren, um Risiken wie Kredit-, Liquiditäts- und operationelle Risiken zu minimieren. Dazu gehört auch, dass Finanzmarktinfrastrukturen Sicherheiten und Margins erheben, um das Ausfallrisiko der Marktteilnehmer zu reduzieren.

  3. Liquiditäts- und Kreditrisiko: Die PFMI schreiben vor, dass Finanzmarktinfrastrukturen über ausreichende Mittel verfügen müssen, um Liquiditäts- und Kreditrisiken effektiv zu steuern. Dies bedeutet, dass sie in der Lage sein müssen, Verpflichtungen auch unter extremen Marktbedingungen zu erfüllen.

  4. Effizienz und Transparenz: Finanzmarktinfrastrukturen sollen transparent arbeiten und den Marktteilnehmern klare Informationen über ihre Dienstleistungen, Gebühren und Abwicklungsverfahren zur Verfügung stellen. Die PFMI verlangen, dass Infrastrukturen effizient arbeiten, um Kosten für die Nutzer zu senken und die Transparenz zu verbessern.

  5. Zugang und Fairness: Die PFMI stellen sicher, dass der Zugang zu Finanzmarktinfrastrukturen fair und diskriminierungsfrei ist. Zugangsbedingungen müssen transparent und objektiv sein, um den Wettbewerb zu fördern und einer Monopolbildung entgegenzuwirken.

  6. Kontinuität und Krisenmanagement: Die PFMI legen Standards für das Krisenmanagement und die Geschäftskontinuität fest. Finanzmarktinfrastrukturen müssen Notfallpläne und Mechanismen zur Wiederherstellung und Abwicklung von Geschäften im Krisenfall entwickeln.

Vorteile und Bedeutung der PFMI-Standards

Die PFMI-Standards spielen eine zentrale Rolle für die Sicherheit und Stabilität der globalen Finanzmärkte:

  1. Förderung der Finanzstabilität: Durch die Implementierung der PFMI-Prinzipien wird das Finanzsystem widerstandsfähiger gegen Krisen, da Finanzmarktinfrastrukturen besser in der Lage sind, Risiken zu identifizieren und zu managen.

  2. Schutz vor Systemausfällen: Die PFMI reduzieren das Risiko systemischer Ausfälle, die durch Zahlungsausfälle, Liquiditätsengpässe oder andere Marktereignisse verursacht werden könnten. Dies trägt dazu bei, das Risiko einer Kettenreaktion im Finanzsystem zu verringern.

  3. Erhöhung der Transparenz und des Vertrauens: Die PFMI verlangen von den Finanzmarktinfrastrukturen eine transparente Struktur und faire Zugangsbedingungen. Dies stärkt das Vertrauen der Marktteilnehmer und erhöht die Transparenz in den Finanzmärkten.

  4. Förderung der Marktintegration: Die PFMI erleichtern die internationale Marktintegration und schaffen einheitliche Standards, die für Finanzmarktinfrastrukturen weltweit gelten. Dies erleichtert den grenzüberschreitenden Handel und fördert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Finanzinstitutionen.

Herausforderungen und Kritik an CPMI-IOSCO und PFMI

Trotz der Vorteile der PFMI-Standards und der Arbeit von CPMI-IOSCO gibt es auch Herausforderungen und Kritikpunkte:

  1. Hohe Umsetzungskosten: Die Einhaltung der PFMI-Standards kann kostspielig sein, insbesondere für kleinere Finanzmarktinfrastrukturen. Die Umsetzung der Vorgaben erfordert Investitionen in Technologie, Risikomanagement und Transparenz, was für kleinere Institutionen schwierig sein kann.

  2. Unterschiedliche regulatorische Umsetzungen: Die PFMI sind zwar internationale Standards, aber deren Implementierung und Durchsetzung erfolgt national, was zu Unterschieden in der Anwendung führen kann. Länder mit unterschiedlichen regulatorischen Rahmenbedingungen können die PFMI unterschiedlich umsetzen, was die Einheitlichkeit der Standards beeinträchtigen kann.

  3. Komplexität und Bürokratie: Die PFMI sind komplex und erfordern detaillierte Berichterstattung und regelmäßige Überwachung. Dies erhöht den Verwaltungsaufwand und kann die Flexibilität der Marktinfrastrukturen einschränken.

  4. Abhängigkeit von Aufsichtsbehörden: Die Wirksamkeit der PFMI hängt von der Aufsicht und Durchsetzung durch nationale Regulierungsbehörden ab. Wenn diese Behörden nicht konsequent überwachen, können sich Schwachstellen in der Implementierung der Standards ergeben.

Fazit

CPMI-IOSCO ist eine entscheidende Partnerschaft im globalen Finanzsystem, die mit den Principles for Financial Market Infrastructures (PFMI) internationale Standards für die Regulierung von Finanzmarktinfrastrukturen geschaffen hat. Die PFMI tragen maßgeblich zur Stabilität, Sicherheit und Transparenz der Finanzmärkte bei und stellen sicher, dass zentrale Gegenparteien, Zahlungssysteme und andere Finanzmarktinfrastrukturen robust und krisenresistent sind.

Trotz der Herausforderungen bei der Umsetzung bieten die PFMI wichtige Leitlinien für den Schutz des Finanzsystems vor systemischen Risiken und fördern die Markttransparenz und das Vertrauen der Marktteilnehmer. CPMI-IOSCO bleibt ein zentraler Akteur im globalen Finanzwesen und spielt eine Schlüsselrolle in der Entwicklung und Förderung von Standards, die auf eine sichere und nachhaltige Finanzmarktinfrastruktur abzielen.