Churning Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Chinese Wall (Bankwesen) Nächster Begriff: Classic All Share

Eine unethische und oft illegale Praxis im Finanzwesen

Churning ist ein Begriff aus dem Finanzwesen, der eine exzessive Handelsaktivität in einem Anlagekonto beschreibt, die hauptsächlich darauf abzielt, Provisionen und Gebühren zu generieren, anstatt den finanziellen Interessen des Kunden zu dienen. Dieses Verhalten wird von Finanzberatern oder Maklern durchgeführt und gilt als unethisch sowie in vielen Rechtssystemen als illegal.

Merkmale und Erkennung von Churning

  1. Häufige Transaktionen: Ein Kennzeichen von Churning ist eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Kauf- und Verkaufsaufträgen in einem Anlagekonto innerhalb eines kurzen Zeitraums. Diese Handelsaktivitäten sind oft unnötig und dienen nicht der Anlagestrategie oder den Zielen des Kunden.

  2. Hohe Gebühren und Provisionen: Da jede Transaktion mit Gebühren und Provisionen verbunden ist, führt Churning zu hohen Kosten für den Kunden. Diese Kosten können die Rendite des Anlageportfolios erheblich mindern.

  3. Unangemessene Handelsstrategien: Die Handelsstrategien, die bei Churning verwendet werden, sind oft inkonsistent mit den Anlagezielen und dem Risikoprofil des Kunden. Sie zielen eher darauf ab, Transaktionen zu maximieren als langfristige Anlagerenditen zu erzielen.

  4. Vergleich mit Benchmarks: Ein weiteres Anzeichen für Churning kann sein, dass das Konto trotz vieler Transaktionen nicht besser abschneidet als eine einfache Benchmark, wie z.B. ein Marktindex.

Gründe und Motivation für Churning

  1. Provisionseinnahmen: Der Hauptgrund für Churning ist die Erzielung höherer Provisionseinnahmen für den Berater oder Makler. Jede Transaktion generiert Gebühren, die direkt an den Berater oder die Maklerfirma fließen.

  2. Versteckte Absichten: Manchmal kann Churning auch das Ziel haben, Verluste oder schlechte Anlageentscheidungen zu verschleiern, indem häufige Transaktionen durchgeführt werden, um die wahren Ergebnisse zu verschleiern.

Auswirkungen von Churning

  1. Erhebliche Kosten: Die hohen Transaktionsgebühren und Provisionen können die Rendite des Kundenportfolios stark beeinträchtigen und das Anlageziel des Kunden gefährden.

  2. Risikosteigerung: Exzessive Handelsaktivitäten können das Risiko des Anlageportfolios erhöhen, insbesondere wenn die Transaktionen spekulativer Natur sind.

  3. Vertrauensverlust: Wenn Kunden feststellen, dass ihr Berater Churning betrieben hat, kann dies zu einem erheblichen Vertrauensverlust und einem schlechten Ruf für den Berater und die Maklerfirma führen.

Schutzmaßnahmen und rechtliche Aspekte

  1. Regulierung und Aufsicht: In vielen Ländern gibt es Regulierungsbehörden, wie die U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) oder die Financial Conduct Authority (FCA) in Großbritannien, die strenge Vorschriften gegen Churning erlassen haben. Diese Vorschriften verpflichten Finanzberater und Makler, im besten Interesse ihrer Kunden zu handeln.

  2. Überwachung durch Maklerfirmen: Viele Maklerfirmen haben interne Überwachungs- und Compliance-Systeme, um exzessive Handelsaktivitäten zu erkennen und zu verhindern.

  3. Kundenschulung: Kunden sollten über die Risiken und Anzeichen von Churning informiert werden, damit sie verdächtige Aktivitäten in ihren Konten erkennen und melden können.

  4. Rechtliche Schritte: Kunden, die Opfer von Churning geworden sind, können rechtliche Schritte gegen ihren Berater oder die Maklerfirma einleiten, um Schadenersatz zu fordern.

Beispiele für Churning

  1. Fall eines Maklers: Ein Makler führt in einem Kundenkonto innerhalb eines Monats 100 Transaktionen durch, obwohl die Anlagestrategie des Kunden auf langfristigen Investitionen basiert. Die Gebühren und Provisionen aus diesen Transaktionen übersteigen die erwarteten Renditen des Portfolios.

  2. Verdächtige Handelsmuster: Ein Finanzberater tätigt regelmäßig Kauf- und Verkaufsaufträge für dieselben Aktien innerhalb kurzer Zeiträume, ohne dass sich die Marktlage oder die Anlagestrategie des Kunden geändert hat.

Fazit

Churning ist eine unethische und oft illegale Praxis im Finanzwesen, bei der Berater oder Makler exzessive Handelsaktivitäten durchführen, um Provisionen zu generieren, ohne die Interessen ihrer Kunden zu berücksichtigen. Die Auswirkungen von Churning können für Kunden erheblich sein, einschließlich hoher Kosten, erhöhter Risiken und Vertrauensverlust. Regulierung, interne Überwachung und Kundenschulung sind wesentliche Maßnahmen, um Churning zu verhindern und die Integrität der Finanzmärkte zu schützen. Kunden sollten wachsam sein und verdächtige Aktivitäten in ihren Konten melden, um sich vor den negativen Folgen von Churning zu schützen.