CBOE Volatility Index (VIX) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Volatilitätsindex (VIX) Nächster Begriff: New York Stock Exchange (NYSE)
Ein wesentlicher Indikator zur Messung der erwarteten Volatilität und Unsicherheit am US-amerikanischen Aktienmarkt
Der CBOE Volatility Index (VIX), oft als „Angstindex“ bezeichnet, ist ein bedeutender Indikator, der die erwartete Volatilität des US-amerikanischen Aktienmarkts misst. Der VIX wird von der Chicago Board Options Exchange (CBOE) berechnet und basiert auf den Optionspreisen des S&P 500 Index. Er spiegelt die von Marktteilnehmern erwarteten Preisschwankungen des S&P 500 über die nächsten 30 Tage wider. Ein höherer VIX-Wert zeigt eine erhöhte Marktunsicherheit an, während ein niedriger VIX-Wert auf eine stabilere Marktstimmung hinweist. Der VIX gilt als eines der wichtigsten Barometer für die Risikoeinschätzung und Marktstimmung im globalen Finanzwesen.
Funktionsweise und Berechnung des VIX
Der VIX misst die implizite Volatilität des S&P 500, die aus den Preisen von Optionen auf diesen Index abgeleitet wird. Optionen sind Finanzinstrumente, die das Recht, aber nicht die Verpflichtung geben, den zugrunde liegenden Vermögenswert (in diesem Fall den S&P 500) zu einem bestimmten Preis und Zeitpunkt in der Zukunft zu kaufen oder zu verkaufen. Die Preise dieser Optionen hängen von den Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich künftiger Preisschwankungen ab.
Der VIX wird auf der Grundlage von Call- und Put-Optionen auf den S&P 500 berechnet. Durch die Analyse der Optionen mit verschiedenen Ausübungspreisen wird die erwartete Schwankungsintensität des Marktes ermittelt. Der VIX gibt daher an, wie stark der S&P 500 in den nächsten 30 Tagen voraussichtlich schwanken wird, gemessen in Jahresprozenten. Zum Beispiel bedeutet ein VIX-Wert von 20, dass der Markt eine jährliche Schwankung von 20 % erwartet.
Interpretation des VIX
Der VIX ist ein Maß für die Unsicherheit am Markt. Ein hoher VIX-Wert deutet auf eine angespannte und unsichere Marktlage hin, während ein niedriger VIX-Wert auf eine ruhige Marktphase hindeutet. Die Werte des VIX können wie folgt interpretiert werden:
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Hoher VIX (über 30): Ein hoher VIX-Wert zeigt, dass die Anleger mit starken Preisschwankungen und erhöhter Unsicherheit rechnen. Solche Phasen treten häufig in Krisenzeiten oder bei negativen wirtschaftlichen Ereignissen auf. Während der Finanzkrise 2008 und der COVID-19-Pandemie stieg der VIX beispielsweise auf außergewöhnlich hohe Werte von über 60, was auf extreme Unsicherheit hinwies.
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Mittlerer VIX (zwischen 20 und 30): Ein VIX-Wert in diesem Bereich deutet auf eine gewisse Unsicherheit hin, die jedoch noch keine extreme Marktpanik widerspiegelt. Investoren sind vorsichtig, erwarten aber keine extremen Marktbewegungen.
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Niedriger VIX (unter 20): Ein niedriger VIX-Wert zeigt, dass der Markt eine ruhige Phase ohne starke Preisschwankungen erwartet. In diesen Phasen herrscht häufig Optimismus, und die Risikobereitschaft der Investoren ist höher.
Anwendung des VIX
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Risikomanagement: Der VIX ist ein wichtiges Instrument für Investoren, um die Unsicherheit an den Märkten zu bewerten. In Zeiten hoher Unsicherheit neigen Anleger dazu, risikoärmere Anlagen wie Staatsanleihen oder Gold zu bevorzugen, während sie in Phasen niedriger Unsicherheit risikoreichere Anlagen wie Aktien in Erwägung ziehen. Fondsmanager nutzen den VIX, um das Risikoprofil ihrer Portfolios anzupassen.
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Handel mit Volatilität: Der VIX selbst ist auch ein handelbares Finanzinstrument. Anleger können in VIX-Futures, VIX-Optionen oder in ETNs (Exchange Traded Notes) investieren, die den VIX nachbilden. Diese Produkte bieten die Möglichkeit, auf zukünftige Volatilitätsveränderungen zu spekulieren. Ein Anstieg des VIX kann Gewinne für diejenigen bringen, die auf steigende Volatilität setzen, während ein sinkender VIX Verluste für solche Positionen bedeuten kann.
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Marktstimmungsindikator: Der VIX wird oft als ein Indikator für die allgemeine Marktstimmung verwendet. In Zeiten erhöhter Volatilität, wie während einer wirtschaftlichen Rezession oder geopolitischer Spannungen, steigt der VIX oft stark an, was auf eine nervöse Anlegerbasis hindeutet. Ein niedriges Niveau signalisiert dagegen Optimismus und Vertrauen in die Stabilität des Marktes.
Historische Entwicklungen des VIX
Der VIX hat in seiner Geschichte einige markante Spitzen erreicht, die häufig mit schweren Marktturbulenzen oder globalen Krisen einhergingen:
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Finanzkrise 2008: Während der globalen Finanzkrise stieg der VIX auf ein Allzeithoch von über 80. Dies reflektierte die extreme Unsicherheit und die starken Kursverluste an den Aktienmärkten weltweit.
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COVID-19-Pandemie (2020): Im März 2020, als die Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie ihren Höhepunkt erreichte, kletterte der VIX auf über 60. Dies markierte eine Phase erheblicher Unsicherheit und Panik an den Märkten.
Diese Phasen zeigen, wie stark der VIX in Krisenzeiten als Indikator für Angst und Unsicherheit am Markt dient.
Grenzen des VIX
Trotz seiner weit verbreiteten Verwendung hat der VIX auch einige Einschränkungen:
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Kurzfristige Perspektive: Der VIX misst die erwartete Volatilität für die nächsten 30 Tage und gibt daher nur einen kurzfristigen Ausblick auf die Marktentwicklung. Langfristige Trends lassen sich aus dem VIX nicht ablesen.
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Volatilität misst keine Richtung: Der VIX zeigt die erwartete Schwankungsbreite des Marktes an, jedoch nicht die Richtung der Preisbewegungen. Ein hoher VIX kann sowohl mit steigenden als auch mit fallenden Märkten einhergehen.
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Abhängigkeit von Optionen: Da der VIX auf den Optionspreisen basiert, kann er durch Schwankungen im Optionsmarkt verzerrt werden, die nicht unbedingt die tatsächliche Unsicherheit im Gesamtmarkt widerspiegeln.
Fazit
Der CBOE Volatility Index (VIX) ist ein wesentlicher Indikator zur Messung der erwarteten Volatilität und Unsicherheit am US-amerikanischen Aktienmarkt. Er bietet Anlegern wertvolle Einblicke in die Marktstimmung und hilft dabei, das Risiko in ihren Portfolios zu managen. Obwohl der VIX nicht die Richtung der Marktbewegungen anzeigt, ist er ein wichtiger Frühindikator für Phasen erhöhter Unsicherheit und wird häufig von Investoren und Marktteilnehmern genutzt, um Marktrisiken zu bewerten und Handelsstrategien zu entwickeln.