Cash-and-Carry-Arbitrage Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Cash Nächster Begriff: Cashflow

Eine Handelsstrategie, die Preisunterschiede zwischen dem Kassamarkt und dem Terminmarkt ausnutzt, um risikofreie Gewinne zu erzielen

Cash-and-Carry-Arbitrage ist eine Handelsstrategie, die auf der Ausnutzung von Preisunterschieden zwischen dem Kassamarkt (Spotmarkt) und dem Terminmarkt (Futures-Markt) basiert. Diese Strategie wird hauptsächlich in Märkten für Finanzinstrumente und Rohstoffe eingesetzt. Das Ziel von Cash-and-Carry-Arbitrage ist es, risikofreie Gewinne zu erzielen, indem man gleichzeitig eine Position im Kassamarkt und eine entgegengesetzte Position im Terminmarkt eingeht.

Funktionsweise der Cash-and-Carry-Arbitrage

  1. Erkennen der Arbitragemöglichkeit: Der erste Schritt besteht darin, eine Diskrepanz zwischen dem Kassapreis eines Vermögenswertes und dem Futures-Preis desselben Vermögenswertes zu identifizieren. Dies geschieht, wenn der Futures-Preis höher ist als der Kassapreis zuzüglich der Kosten für das Halten des Vermögenswertes (z.B. Finanzierungskosten, Lagerkosten).

  2. Kauf des Basiswertes: Der Arbitrageur kauft den Basiswert im Kassamarkt zu dessen aktuellem Spotpreis.

  3. Verkauf des Futures-Kontrakts: Gleichzeitig verkauft der Arbitrageur einen Futures-Kontrakt auf denselben Basiswert. Der Futures-Kontrakt verpflichtet den Verkäufer, den Basiswert zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu einem festgelegten Preis zu liefern.

  4. Halten des Basiswertes: Der Arbitrageur hält den gekauften Basiswert bis zur Fälligkeit des Futures-Kontrakts. Während dieser Zeit können Lagerkosten und Finanzierungskosten anfallen.

  5. Lieferung des Basiswertes: Zum Fälligkeitsdatum des Futures-Kontrakts liefert der Arbitrageur den Basiswert und erhält den Futures-Preis. Der Gewinn ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Futures-Preis und den Gesamtkosten des Basiswertes (einschließlich Kaufpreis und Haltekosten).

Beispiel für Cash-and-Carry-Arbitrage

Angenommen, der Spotpreis einer Aktie beträgt 100 Euro und der Futures-Preis für einen 6-Monats-Kontrakt auf diese Aktie beträgt 105 Euro. Die Finanzierungskosten für den Kauf der Aktie betragen 2 Euro und es fallen keine Lagerkosten an.

  1. Kauf der Aktie: Der Arbitrageur kauft die Aktie im Kassamarkt für 100 Euro.
  2. Verkauf des Futures-Kontrakts: Gleichzeitig verkauft der Arbitrageur einen Futures-Kontrakt für 105 Euro.
  3. Halten der Aktie: Die Aktie wird für 6 Monate gehalten, wobei Finanzierungskosten von 2 Euro anfallen.
  4. Lieferung der Aktie: Am Ende der 6 Monate liefert der Arbitrageur die Aktie und erhält den Futures-Preis von 105 Euro.

Der Gewinn aus dieser Arbitrage-Transaktion beträgt:

\[ \text{Gewinn} = \text{Futures-Preis} - (\text{Spotpreis} + \text{Finanzierungskosten}) = 105 \text{ Euro} - (100 \text{ Euro} + 2 \text{ Euro}) = 3 \text{ Euro} \]

Voraussetzungen für Cash-and-Carry-Arbitrage

  1. Marktineffizienz: Es muss eine Diskrepanz zwischen den Preisen im Kassamarkt und im Terminmarkt bestehen, die groß genug ist, um nach Abzug aller Kosten einen Gewinn zu erzielen.

  2. Niedrige Transaktionskosten: Transaktionskosten für den Kauf und Verkauf von Basiswerten und Futures-Kontrakten müssen niedrig sein, damit die Arbitrage-Strategie profitabel bleibt.

  3. Kapital und Finanzierung: Der Arbitrageur muss über ausreichendes Kapital und Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten verfügen, um den Basiswert kaufen und halten zu können.

  4. Marktliquidität: Der Kassamarkt und der Terminmarkt müssen ausreichend liquide sein, um die erforderlichen Positionen ohne signifikante Preisbeeinflussung eingehen und auflösen zu können.

Risiken und Herausforderungen

  1. Basisrisiko: Die Preisunterschiede zwischen Kassamarkt und Terminmarkt könnten sich ändern, bevor die Arbitrage abgeschlossen ist, was zu Verlusten führen kann.

  2. Finanzierungskosten: Schwankungen in den Finanzierungskosten können die Rentabilität der Arbitrage beeinträchtigen.

  3. Lagerkosten: Insbesondere bei Rohstoffen können Lagerkosten die Gewinnmargen erheblich beeinflussen.

  4. Marktrisiken: Allgemeine Marktbewegungen und unvorhergesehene Ereignisse können die geplante Arbitrage-Strategie stören.

Fazit

Cash-and-Carry-Arbitrage ist eine Handelsstrategie, die Preisunterschiede zwischen dem Kassamarkt und dem Terminmarkt ausnutzt, um risikofreie Gewinne zu erzielen. Sie erfordert präzises Timing, ausreichendes Kapital und Zugang zu Finanzierungsmitteln. Obwohl sie theoretisch risikofrei sein sollte, kann die Praxis verschiedene Risiken und Herausforderungen mit sich bringen. Erfolgreiche Arbitrageure müssen daher die Marktbedingungen genau überwachen und ihre Strategien sorgfältig planen und umsetzen.