Bretton-Woods-System Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Break Even Kurs Nächster Begriff: Brokervergleich
Ein bedeutendes Experiment in der internationalen Währungskooperation und schuf die Grundlage für die Nachkriegswirtschaftsordnung
Das Bretton-Woods-System war eine internationale Währungsordnung, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurde und von 1944 bis 1973 das globale Finanzsystem dominierte. Es beruhte auf festen Wechselkursen, bei denen nationale Währungen an den US-Dollar gebunden waren, der wiederum mit Gold gedeckt wurde. Das System sollte wirtschaftliche Stabilität fördern, Währungskrisen verhindern und internationalen Handel erleichtern.
Seinen Namen erhielt das System von der Bretton-Woods-Konferenz, die im Juli 1944 im Mount Washington Hotel in Bretton Woods, New Hampshire, USA, stattfand. Dort wurden die Grundlagen für das System und die Gründung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank beschlossen.
Hintergrund und Entstehung des Bretton-Woods-Systems
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Weltwirtschaft von Unsicherheit und Währungsinstabilität geprägt. In den 1930er Jahren hatten viele Länder ihre Währungen stark abgewertet, um ihre Exporte zu fördern, was zu Währungskriegen und Protektionismus führte. Die daraus resultierenden Handelshemmnisse verschärften die Weltwirtschaftskrise und trugen zur wirtschaftlichen Destabilisierung bei.
Um solche Entwicklungen künftig zu verhindern, wurde auf der Bretton-Woods-Konferenz beschlossen, ein stabileres Währungssystem mit festen Wechselkursen zu schaffen. Gleichzeitig sollten internationale Institutionen wie der IWF und die Weltbank die wirtschaftliche Zusammenarbeit fördern und Ländern mit Zahlungsbilanzproblemen helfen.
Grundprinzipien des Bretton-Woods-Systems
Das Bretton-Woods-System basierte auf drei zentralen Säulen:
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Feste, aber anpassbare Wechselkurse
- Jede Währung wurde an den US-Dollar gebunden, mit einem festen Wechselkurs, der nur innerhalb einer Bandbreite von ±1 % schwanken durfte.
- Falls wirtschaftliche Probleme auftraten, konnten Länder in Ausnahmefällen eine Abwertung oder Aufwertung ihrer Währung beantragen.
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Goldbindung des US-Dollars
- Der US-Dollar war direkt an Gold gekoppelt: 1 Feinunze Gold entsprach 35 US-Dollar.
- Andere Länder hielten ihre Währungsreserven hauptsächlich in US-Dollar, da dieser jederzeit in Gold umtauschbar war.
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Errichtung internationaler Finanzinstitutionen
- Internationaler Währungsfonds (IWF): Überwachung des Systems, Vergabe von Krediten an Länder mit Zahlungsbilanzproblemen.
- Weltbank: Finanzierung des Wiederaufbaus nach dem Krieg und Förderung wirtschaftlicher Entwicklung.
Vorteile des Bretton-Woods-Systems
Das Bretton-Woods-System brachte viele wirtschaftliche Vorteile:
- Stabilität im internationalen Finanzsystem: Feste Wechselkurse schufen Vertrauen und erleichterten den internationalen Handel.
- Vermeidung von Währungskriegen: Abwertungswettläufe wurden verhindert, da die Wechselkurse an den Dollar gekoppelt waren.
- Förderung des weltweiten Wachstums: Stabile Wechselkurse und offene Märkte führten zu einem Wirtschaftsboom in den 1950er und 1960er Jahren.
- Stärkung des internationalen Handels: Länder konnten durch die Berechenbarkeit der Wechselkurse langfristige Handelsabkommen schließen.
- Schaffung von globalen Finanzinstitutionen: Der IWF und die Weltbank spielten eine zentrale Rolle bei der wirtschaftlichen Stabilisierung und Entwicklung.
Probleme und Herausforderungen des Bretton-Woods-Systems
Trotz seiner Vorteile gab es von Beginn an strukturelle Probleme:
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Dominanz des US-Dollars
- Da der US-Dollar als Leitwährung diente, waren alle Länder indirekt von der Geldpolitik der USA abhängig.
- Die USA mussten große Mengen an Dollar in Umlauf bringen, um das System funktionsfähig zu halten, was langfristig zu Inflation führte.
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Handelsungleichgewichte
- Länder mit hohen Exportüberschüssen (z. B. Deutschland und Japan) sammelten große Dollarreserven an, während die USA hohe Handelsdefizite hatten.
- Es gab keinen automatischen Mechanismus, um diese Ungleichgewichte zu korrigieren.
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Goldknappheit und Vertrauensverlust
- Die US-Regierung musste ihre Goldreserven aufrechterhalten, um die Umtauschbarkeit des Dollars zu garantieren.
- Ab den 1960er Jahren überstiegen die weltweiten Dollarreserven die Goldbestände der USA, was zu einem Vertrauensverlust führte.
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Spekulative Angriffe und Kapitalverkehrskontrollen
- Währungsspekulationen nahmen zu, da einige Länder mit Abwertungen rechneten.
- Kapitalverkehrskontrollen wurden eingeführt, um spekulative Angriffe auf Währungen zu verhindern.
Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems
Der endgültige Zusammenbruch des Systems begann in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren:
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1965–1971: Vertrauensverlust in den US-Dollar
- Durch den Vietnamkrieg und soziale Programme erhöhte die US-Regierung die Geldmenge, was zu Inflation führte.
- Länder wie Frankreich forderten ihre Dollarreserven gegen Gold zurück, was die US-Goldreserven stark reduzierte.
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15. August 1971: „Nixon-Schock“
- US-Präsident Richard Nixon hob die Goldbindung des Dollars auf und verhängte Importzölle.
- Dies bedeutete das Ende der direkten Dollar-Gold-Konvertierbarkeit und löste eine Währungskrise aus.
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1973: Übergang zu flexiblen Wechselkursen
- Die wichtigsten Industrieländer gaben das System fester Wechselkurse auf und führten flexible Wechselkurse ein.
- Seitdem bestimmen Angebot und Nachfrage die Wechselkurse auf den Devisenmärkten.
Nachwirkungen und Bedeutung des Bretton-Woods-Systems
Obwohl das System scheiterte, hatte es langfristige Auswirkungen auf das globale Finanzsystem:
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Der US-Dollar blieb die wichtigste Reservewährung
- Auch nach dem Ende des Goldstandards behielt der Dollar seine zentrale Rolle im internationalen Handel und Finanzwesen.
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Flexible Wechselkurse wurden zum neuen Standard
- Länder wechselten zu marktbestimmten Wechselkursen, die heute das globale Finanzsystem dominieren.
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Der IWF und die Weltbank bestehen bis heute
- Beide Institutionen spielen weiterhin eine zentrale Rolle bei der wirtschaftlichen Stabilisierung und Entwicklungsfinanzierung.
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Neue Währungsabkommen und Finanzsysteme
- Die G7- und G20-Treffen sowie Abkommen wie das Jamaika-Abkommen (1976) bauten auf den Prinzipien von Bretton Woods auf.
Fazit
Das Bretton-Woods-System war eines der bedeutendsten Währungssysteme des 20. Jahrhunderts. Es schuf nach dem Zweiten Weltkrieg wirtschaftliche Stabilität, förderte den Welthandel und legte die Grundlagen für die heutigen globalen Finanzinstitutionen.
Sein Zusammenbruch zeigte jedoch, dass ein System mit festen Wechselkursen langfristig schwer aufrechtzuerhalten ist, wenn Handelsungleichgewichte und wirtschaftspolitische Divergenzen bestehen. Trotz seines Scheiterns prägt Bretton Woods bis heute das internationale Finanzsystem – sei es durch die fortwährende Bedeutung des US-Dollars oder die Existenz von IWF und Weltbank.
Die Idee einer internationalen Währungsordnung bleibt aktuell, insbesondere angesichts neuer Herausforderungen wie digitaler Zentralbankwährungen (CBDCs), Kryptowährungen und globaler Finanzinstabilität.