Bookbuilding-Verfahren Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Bookbuilding-Spanne Nächster Begriff: Bookrunner
Ein effektives Instrument zur Preisfindung und Platzierung von Aktien bei einem Börsengang oder einer Kapitalerhöhung
Das Bookbuilding-Verfahren ist ein weit verbreiteter Prozess zur Preisfindung und Platzierung von Aktien bei einem Börsengang (Initial Public Offering, IPO) oder einer Kapitalerhöhung. Es ermöglicht Emittenten und ihren Underwritern (Banken oder Konsortialführern), den Marktpreis für die neuen Aktien durch die Ermittlung der Nachfrage potenzieller Investoren zu bestimmen.
Ablauf des Bookbuilding-Verfahrens
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Vorbereitungsphase:
- Der Emittent entscheidet sich, Aktien zu emittieren und beauftragt ein oder mehrere Investmentbanken als Underwriter.
- Ein Emissionsprospekt wird erstellt, der alle wesentlichen Informationen über das Unternehmen und die Emission enthält.
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Festlegung der Preisspanne:
- Basierend auf der Bewertung des Unternehmens und den Marktbedingungen legen die Underwriter eine Preisspanne fest, innerhalb derer die Aktien angeboten werden sollen.
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Roadshow und Investorenansprache:
- Die Underwriter organisieren eine Roadshow, bei der das Management des Unternehmens potenziellen Investoren das Unternehmen vorstellt und Fragen beantwortet.
- Während der Roadshow sammeln die Underwriter Rückmeldungen und Interessenbekundungen der Investoren bezüglich der Zeichnung der Aktien innerhalb der vorgegebenen Preisspanne.
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Buchführung (Bookbuilding):
- Die Underwriter eröffnen das Orderbuch, in dem sie die Zeichnungsaufträge der Investoren sammeln. Diese Aufträge enthalten die Anzahl der gewünschten Aktien und den Preis, den die Investoren bereit sind zu zahlen.
- Die Orderbuchführung erfolgt während eines bestimmten Zeitraums, in dem die Nachfrage ermittelt und analysiert wird.
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Preisfestsetzung:
- Am Ende der Bookbuilding-Phase schließen die Underwriter das Orderbuch und bewerten die gesammelten Zeichnungsaufträge.
- Der endgültige Ausgabepreis wird festgelegt, basierend auf der ermittelten Nachfrage und dem Ziel, eine optimale Platzierung der Aktien zu erreichen.
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Zuteilung der Aktien:
- Die Underwriter entscheiden über die Zuteilung der Aktien an die Investoren. Dabei werden oft institutionelle Investoren bevorzugt, aber auch Privatanleger können berücksichtigt werden.
- Die Aktien werden dann zu dem festgelegten Ausgabepreis an die Investoren ausgegeben.
Vorteile des Bookbuilding-Verfahrens
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Marktorientierte Preisfindung: Das Verfahren ermöglicht eine realistische und marktorientierte Festlegung des Ausgabepreises, da die tatsächliche Nachfrage und Zahlungsbereitschaft der Investoren berücksichtigt wird.
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Optimale Platzierung: Durch die Ermittlung der Nachfrage kann eine breite und ausgewogene Platzierung der Aktien erreicht werden, was zur Stabilität des Aktienkurses nach dem Börsengang beitragen kann.
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Flexibilität: Das Bookbuilding-Verfahren bietet Flexibilität bei der Preisfestsetzung und ermöglicht Anpassungen an die Marktbedingungen und die Nachfrage während des Platzierungsprozesses.
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Transparenz: Investoren erhalten detaillierte Informationen über das Unternehmen und die Emission, was das Vertrauen in den Börsengang stärkt.
Nachteile und Herausforderungen
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Kosten: Das Bookbuilding-Verfahren ist aufwendig und mit hohen Kosten verbunden, insbesondere für die Organisation der Roadshow und die Vergütung der Underwriter.
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Zeitaufwand: Der Prozess kann zeitintensiv sein, da die Roadshow und die Orderbuchführung mehrere Wochen in Anspruch nehmen können.
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Marktrisiken: Schwankungen an den Finanzmärkten während des Bookbuilding-Prozesses können die Nachfrage und den Ausgabepreis beeinflussen.
Beispiel
Ein Technologieunternehmen plant einen Börsengang und beauftragt eine Investmentbank als Underwriter. Nach der Erstellung des Emissionsprospekts wird eine Preisspanne von 20 bis 25 Euro pro Aktie festgelegt. Während der zweiwöchigen Roadshow trifft das Management des Unternehmens potenzielle Investoren und präsentiert das Geschäftsmodell und die Wachstumsstrategie.
Die Underwriter eröffnen das Orderbuch und sammeln Zeichnungsaufträge von Investoren. Am Ende der Bookbuilding-Phase schließen die Underwriter das Orderbuch und analysieren die Nachfrage. Basierend auf der hohen Nachfrage legen sie den endgültigen Ausgabepreis auf 24 Euro fest und entscheiden über die Zuteilung der Aktien.
Fazit
Das Bookbuilding-Verfahren ist ein effektives Instrument zur Preisfindung und Platzierung von Aktien bei einem Börsengang oder einer Kapitalerhöhung. Es ermöglicht eine marktgerechte Festlegung des Ausgabepreises und eine optimale Verteilung der Aktien, was zur Stabilität des Aktienkurses und zum Erfolg der Emission beitragen kann. Trotz der Herausforderungen und Kosten bietet das Verfahren zahlreiche Vorteile, insbesondere in Bezug auf Transparenz und Flexibilität.