Bollinger-Bänder Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Bodenbildung Nächster Begriff: Bonität

Bollinger-Bänder sind ein technisches Analysewerkzeug, das von John Bollinger in den 1980er Jahren entwickelt wurde. Sie dienen dazu, die Volatilität eines Finanzinstruments zu messen und potenzielle Kauf- oder Verkaufssignale zu identifizieren. Die Bänder bestehen aus drei Linien: einem einfachen gleitenden Durchschnitt (SMA) und zwei Standardabweichungsbändern, die über und unter diesem Durchschnitt verlaufen.

Bestandteile der Bollinger-Bänder

1. Mittleres Band (SMA): Dies ist der einfache gleitende Durchschnitt des Kurses über einen bestimmten Zeitraum, in der Regel 20 Tage.

2. Oberes Band: Dieses Band verläuft über dem SMA und wird berechnet, indem man den SMA um das Produkt aus der Standardabweichung des Kurses und einem Faktor (meist 2) erhöht.

3. Unteres Band: Dieses Band verläuft unter dem SMA und wird berechnet, indem man den SMA um das Produkt aus der Standardabweichung des Kurses und einem Faktor (meist 2) verringert.

Berechnung der Bollinger-Bänder

Die Standardformel für die Bollinger-Bänder lautet:

• Mittleres Band (MB):

  \[ MB = SMA(n) \]

  wobei \( SMA(n) \) der einfache gleitende Durchschnitt über \( n \) Perioden ist.

• Oberes Band (OB):

  \[ OB = MB + (k \times \sigma) \]

  wobei \( \sigma \) die Standardabweichung des Kurses über n Perioden und \( k \) der Multiplikator ist, typischerweise 2.

• Unteres Band (UB):

  \[ UB = MB - (k \times \sigma) \]

Interpretation der Bollinger-Bänder

1. Volatilität: Die Bänder dehnen sich aus, wenn die Volatilität zunimmt, und ziehen sich zusammen, wenn die Volatilität abnimmt. Eine enge Bandbreite deutet auf eine bevorstehende erhöhte Volatilität hin.

2. Kaufsignale: Wenn der Kurs das untere Band berührt oder unterschreitet, kann dies als Signal für eine Überverkauft-Situation gewertet werden, was eine mögliche Kaufgelegenheit darstellt.

3. Verkaufssignale: Wenn der Kurs das obere Band berührt oder überschreitet, kann dies als Signal für eine Überkauft-Situation gewertet werden, was eine mögliche Verkaufsgelegenheit darstellt.

4. Trends: Bewegungen in Richtung des oberen Bandes können auf einen starken Aufwärtstrend hinweisen, während Bewegungen in Richtung des unteren Bandes auf einen starken Abwärtstrend hinweisen können.

Anwendung in der Praxis

1. Bestätigung von Trends: Bollinger-Bänder können verwendet werden, um bestehende Trends zu bestätigen. Wenn der Kurs in einem Aufwärtstrend kontinuierlich das obere Band berührt, bestätigt dies den Trend.

2. Reversal-Signale: Trader verwenden Bollinger-Bänder oft, um potenzielle Umkehrpunkte zu identifizieren. Ein Durchbruch durch das obere oder untere Band kann auf eine bevorstehende Trendwende hinweisen.

3. Volatilitätsstrategien: Die Bandbreite der Bollinger-Bänder kann als Maß für die Marktvolatilität verwendet werden. Enge Bänder können auf eine bevorstehende Volatilitätsexplosion hinweisen, während breite Bänder auf eine Konsolidierungsphase hindeuten können.

Beispiel

Ein Trader beobachtet die Bollinger-Bänder einer Aktie über einen Zeitraum von 20 Tagen. Der Kurs nähert sich dem unteren Band und die Bänder sind relativ eng, was auf geringe Volatilität hindeutet. Der Trader interpretiert dies als ein Zeichen dafür, dass die Aktie überverkauft ist und eine Umkehr bevorstehen könnte. Er entscheidet sich, eine Kaufposition einzugehen, in der Erwartung, dass der Kurs in Richtung des mittleren Bandes oder darüber hinaus steigen wird.

Fazit

Bollinger-Bänder sind ein vielseitiges und weit verbreitetes Werkzeug in der technischen Analyse, das Tradern hilft, die Volatilität eines Finanzinstruments zu messen und potenzielle Kauf- oder Verkaufssignale zu identifizieren. Durch die Kombination des einfachen gleitenden Durchschnitts mit den Bändern der Standardabweichung bieten Bollinger-Bänder wertvolle Einblicke in die Dynamik der Kursbewegungen und können als Teil einer umfassenden Handelsstrategie verwendet werden.