Block.one Börsenlexikon Vorheriger Begriff: EOS-Blockchain Nächster Begriff: Initial Coin Offerings (ICOs)

Ein ehemals zentrales Unternehmen in der Frühphase der Blockchain-Evolution, das mit dem EOSIO-Protokoll und dem bislang größten ICO aller Zeiten hohe Erwartungen in die Blockchain-Welt getragen hat

Block.one ist ein Technologieunternehmen, das vor allem durch die Entwicklung der EOS-Blockchain und die damit verbundene Rekordfinanzierung über ein Initial Coin Offering (ICO) weltweit bekannt wurde. Gegründet im Jahr 2017 mit Sitz auf den Kaimaninseln, hat sich Block.one das Ziel gesetzt, leistungsfähige Blockchain-Infrastrukturen zu schaffen, die kommerzielle Anwendungen auf globalem Niveau ermöglichen. Das Unternehmen war maßgeblich verantwortlich für die Entwicklung des EOSIO-Protokolls, auf dem zahlreiche Blockchain-Projekte basieren.

Dieser Text beleuchtet die Geschichte, Ziele, wirtschaftlichen Aktivitäten, Kritikpunkte und die aktuelle Rolle von Block.one im Krypto-Ökosystem.

Ursprung und Vision von Block.one

Block.one wurde von Brendan Blumer (CEO) und Dan Larimer (CTO, bis 2020) gegründet. Die beiden Unternehmer vereinten technisches Know-how mit einem ausgeprägten unternehmerischen Gespür. Ziel von Block.one war es, eine Blockchain-Architektur zu schaffen, die:

  • Hoch skalierbar

  • Effizient und benutzerfreundlich

  • Für den Masseneinsatz geeignet

  • Wirtschaftlich nachhaltig

ist. Das Ergebnis war das EOSIO-Protokoll, ein leistungsfähiges Blockchain-Framework, das vor allem durch seine hohe Transaktionsgeschwindigkeit und geringe Latenz beeindruckte.

Das EOS-ICO: Rekordverdächtige Kapitalbeschaffung

Im Zeitraum von Juni 2017 bis Juni 2018 führte Block.one ein ICO (Initial Coin Offering) zur Finanzierung der Entwicklung durch. Dabei wurden EOS-Token verkauft, die später im EOS-Hauptnetzwerk nutzbar sein sollten.

Die Zahlen waren beispiellos:

  • Gesamterlös: Rund 4 Milliarden US-Dollar

  • Dauer: 350 Tage

  • Tokenverteilung: 1 Milliarde EOS (10 % für Block.one reserviert)

Das EOS-ICO gilt bis heute als das finanziell erfolgreichste Tokenangebot in der Geschichte der Blockchain-Industrie.

Entwicklung von EOSIO

Mit dem eingeworbenen Kapital entwickelte Block.one das EOSIO-Protokoll, das im Juni 2018 veröffentlicht wurde. EOSIO ist ein modulares, Open-Source-Blockchain-Protokoll, das auf Delegated Proof of Stake (DPoS) basiert. Es wurde in C++ programmiert und unterstützt Smart Contracts, die über die EOS Virtual Machine (EOS VM) ausgeführt werden.

Hauptmerkmale von EOSIO:

  • Blockzeiten von 0,5 Sekunden

  • Hohe Skalierbarkeit (theoretisch > 4.000 TPS)

  • Flexible Governance-Strukturen

  • Ressourcenbasiertes Gebührenmodell (CPU, NET, RAM)

EOSIO wurde als Open-Source-Software unter MIT-Lizenz veröffentlicht und diente nicht nur dem EOS-Netzwerk, sondern auch anderen Projekten wie WAX, Telos oder Ultra als Grundlage.

Beteiligungen und Projekte von Block.one

Mit dem enormen Kapital aus dem ICO baute Block.one ein beachtliches Portfolio an Beteiligungen und Projekten auf:

1. Voice

  • Soziales Netzwerk auf Blockchain-Basis

  • Sollte Transparenz, Echtheitsverifikation und werbefreie Monetarisierung bieten

  • Wurde mehrfach umstrukturiert und letztlich in seiner geplanten Form eingestellt

2. Bullish Global

  • Gründung einer regulierten Krypto-Börse unter dem Namen Bullish

  • Fokus auf institutionelle Kunden

  • Mischung aus zentraler Plattform und Blockchain-Technologie

  • Geplantes SPAC-Börsenlisting wurde 2022 abgesagt

3. Investments in Krypto-Projekte

  • Beteiligungen an Startups, Infrastrukturprojekten und Krypto-Fonds

  • Förderung von Entwicklern, Hackathons und dApps im EOS-Ökosystem

Block.one war nicht nur Softwareentwickler, sondern auch ein strategischer Investor mit globalem Fokus.

Kritik an Block.one

Trotz technologischer Fortschritte war Block.one häufig Gegenstand scharfer Kritik. Die Vorwürfe betreffen insbesondere:

1. Intransparente Verwendung der ICO-Mittel

  • Trotz der enormen Finanzierung wurde wenig von den 4 Mrd. USD sichtbar ins EOS-Ökosystem reinvestiert

  • Viele Community-Mitglieder forderten mehr Unterstützung für Entwickler und Infrastruktur

2. Fehlende operative Verantwortung im EOS-Netzwerk

  • Block.one gab die Kontrolle über das EOS-Mainnet nach dem Start vollständig ab

  • Die dezentrale Community sollte das Netzwerk betreiben, ohne dass Block.one aktiv involviert blieb

3. SEC-Strafe in den USA

  • Die US-Börsenaufsicht (SEC) verhängte 2019 eine Geldstrafe von 24 Millionen USD

  • Grund: Unregistriertes Wertpapierangebot durch das ICO

4. Rückzug von Dan Larimer

  • Der technologische Kopf hinter EOS, Dan Larimer, verließ das Unternehmen Anfang 2021

  • Dies führte zu Unsicherheit und Enttäuschung innerhalb der Community

5. Entkoppelung von der EOS-Community

  • 2021 entzog die EOS-Community Block.one offiziell die Unterstützung durch die EOS Network Foundation (ENF)

  • Forderung nach mehr Transparenz, Kontrolle über den Code und Ressourcenverwendung

Trennung von EOS und Block.one

Ein entscheidender Wendepunkt war die Gründung der EOS Network Foundation (ENF) durch Yves La Rose im Jahr 2021. Diese Stiftung erklärte öffentlich, dass Block.one dem Netzwerk langfristig nicht dienlich sei. Die wichtigsten Schritte:

  • Code-Governance wurde von der Community übernommen

  • Entwicklung eines neuen Protokollzweigs namens Antelope

  • Aufbau einer unabhängigen Entwicklerbasis

  • Forderungen an Block.one, Mittel aus dem ICO zurückzugeben

Die ENF strebt eine Dezentralisierung und Rezentralisierung der Verantwortung innerhalb des EOS-Ökosystems an – ohne Block.one.

Aktuelle Rolle und Positionierung

Block.one ist heute nicht mehr als technischer Betreiber oder direkter Entwicklungsakteur für EOS tätig. Das Unternehmen konzentriert sich stattdessen auf:

  • Investitionen im Blockchain-Sektor

  • Entwicklung der Bullish-Börsenplattform

  • Verwaltung seiner EOS-Bestände und Beteiligungen

Obwohl Block.one noch große Mengen EOS-Token besitzt, ist seine Einflussnahme auf das EOS-Protokoll drastisch gesunken.

Fazit

Block.one war ein zentrales Unternehmen in der Frühphase der Blockchain-Evolution, das mit dem EOSIO-Protokoll und dem bislang größten ICO aller Zeiten hohe Erwartungen in die Blockchain-Welt getragen hat. Technologisch war EOS ein Meilenstein – insbesondere in Bezug auf Skalierbarkeit und Governance. Doch mangelnde Transparenz, strategische Fehlentscheidungen und der Rückzug aus der aktiven Netzwerkteilnahme führten zu einem Vertrauensverlust.

Heute ist Block.one ein Kapital- und Technologieträger im Hintergrund, während die EOS-Community zunehmend eigene Wege geht. Die Geschichte von Block.one ist ein Paradebeispiel dafür, wie entscheidend Transparenz, Kommunikation und Community-Einbindung für den langfristigen Erfolg eines Blockchain-Projekts sind.