Bezugsangebot Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Bewertungsniveau Nächster Begriff: Bezugsfrist
Ein Instrument zur Kapitalbeschaffung für Unternehmen, während es den bestehenden Aktionären die Möglichkeit bietet, ihre Beteiligung aufrechtzuerhalten
Ein Bezugsangebot ist ein Finanzbegriff, der sich auf das Angebot von neuen Aktien an bestehende Aktionäre eines Unternehmens bezieht. Dieses Angebot gibt den aktuellen Aktionären das Recht, neue Aktien des Unternehmens zu einem festgelegten Preis und in einem festgelegten Verhältnis zu ihren bestehenden Anteilen zu erwerben. Bezugsangebote werden häufig im Rahmen von Kapitalerhöhungen verwendet, um zusätzliches Eigenkapital zu beschaffen.
Merkmale und Funktionsweise eines Bezugsangebots
-
Bezugsrecht: Das Bezugsrecht gibt den bestehenden Aktionären das Recht, neue Aktien zu einem festgelegten Preis (Bezugs- oder Ausgabepreis) zu erwerben. Das Verhältnis, in dem die neuen Aktien angeboten werden, wird ebenfalls festgelegt, z.B. 1 neue Aktie für 5 bestehende Aktien.
-
Bezugsfrist: Das Bezugsangebot ist zeitlich befristet. Die Aktionäre müssen innerhalb einer bestimmten Frist entscheiden, ob sie ihre Bezugsrechte ausüben und die neuen Aktien kaufen möchten.
-
Handelbarkeit: Bezugsrechte können oft an der Börse gehandelt werden. Aktionäre, die ihre Bezugsrechte nicht ausüben möchten, können diese an andere Investoren verkaufen.
-
Verwässerung: Durch die Ausgabe neuer Aktien erhöht sich die Gesamtzahl der Aktien des Unternehmens, was zu einer Verwässerung des Anteils der bestehenden Aktionäre führen kann. Das Bezugsrecht soll diese Verwässerung ausgleichen, indem es den Aktionären ermöglicht, ihre prozentuale Beteiligung aufrechtzuerhalten.
Vorteile eines Bezugsangebots
-
Kapitalbeschaffung: Unternehmen können durch Bezugsangebote effektiv neues Eigenkapital beschaffen, um Investitionen zu finanzieren, Schulden abzubauen oder andere finanzielle Bedürfnisse zu decken.
-
Schutz der bestehenden Aktionäre: Das Bezugsrecht schützt die bestehenden Aktionäre vor Verwässerung ihrer Anteile, da sie die Möglichkeit haben, ihre Beteiligung proportional zu erhöhen.
-
Attraktiver Preis: Die neuen Aktien werden oft zu einem attraktiven Preis angeboten, der unter dem aktuellen Marktpreis liegt, was einen Anreiz für die Aktionäre darstellt, das Angebot anzunehmen.
Nachteile und Herausforderungen eines Bezugsangebots
-
Verwässerung: Aktionäre, die ihre Bezugsrechte nicht ausüben oder verkaufen, erleben eine Verwässerung ihrer Anteile und damit möglicherweise eine Verringerung ihres Stimmrechts und ihres Anteils am Gewinn.
-
Marktrisiko: Der Marktpreis der Bezugsrechte kann schwanken, was das Risiko für Aktionäre erhöht, die ihre Bezugsrechte verkaufen möchten.
-
Komplexität: Bezugsangebote können für einige Aktionäre kompliziert sein, insbesondere für diejenigen, die weniger erfahren im Umgang mit solchen Finanzinstrumenten sind.
Beispiel
Ein Unternehmen beschließt, eine Kapitalerhöhung durchzuführen und bietet ein Bezugsangebot an. Das Unternehmen hat derzeit 1 Million ausstehende Aktien und plant, 200.000 neue Aktien zu einem Bezugsverhältnis von 1:5 auszugeben (d.h., für jede 5 bestehenden Aktien kann 1 neue Aktie erworben werden) zu einem Preis von 10 Euro pro Aktie. Ein Aktionär, der 500 Aktien besitzt, erhält somit das Recht, 100 neue Aktien zu kaufen (500 / 5) und muss dafür 1.000 Euro (100 x 10 Euro) bezahlen, um seinen prozentualen Anteil aufrechtzuerhalten.
Fazit
Ein Bezugsangebot ist ein wichtiges Instrument zur Kapitalbeschaffung, das es Unternehmen ermöglicht, zusätzliches Eigenkapital zu generieren, während es den bestehenden Aktionären die Möglichkeit bietet, ihre Beteiligung proportional aufrechtzuerhalten und sich vor Verwässerung zu schützen. Obwohl es Vorteile wie den Schutz der Aktionäre und attraktive Preise bietet, bringt es auch Herausforderungen wie das Risiko der Verwässerung und die Komplexität des Handels mit Bezugsrechten mit sich. Eine sorgfältige Analyse und Planung sind daher entscheidend für den Erfolg eines Bezugsangebots.