Bewertungsmethode Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Betriebliche Erträge Nächster Begriff: Bewertungsniveau
Ein unverzichtbares Werkzeuge im Finanzwesen, das dazu dient, den Wert von Vermögenswerten, Unternehmen und Finanzinstrumenten zu bestimmen
Die Bewertungsmethode ist ein zentraler Begriff im Finanzwesen und bezieht sich auf die verschiedenen Ansätze und Techniken, die verwendet werden, um den Wert eines Unternehmens, eines Vermögenswerts oder eines Finanzinstruments zu bestimmen. Bewertungsmethoden sind entscheidend für Investitionsentscheidungen, Unternehmensbewertungen, Finanzberichterstattungen und viele andere finanzielle Analysen. Je nach Kontext und Zielsetzung können unterschiedliche Bewertungsmethoden angewendet werden.
Arten von Bewertungsmethoden
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Ertragswertmethode (Discounted Cash Flow - DCF-Methode):
- Diese Methode basiert auf der Idee, dass der Wert eines Vermögenswerts oder Unternehmens durch die Summe der zukünftigen erwarteten Cashflows bestimmt wird, die auf den heutigen Wert abgezinst werden.
- Es werden Prognosen über zukünftige Einnahmen und Ausgaben erstellt, und diese Cashflows werden mit einem Diskontsatz abgezinst, der das Risiko und die Zeitpräferenz berücksichtigt.
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Marktwertmethode:
- Diese Methode verwendet den aktuellen Marktpreis vergleichbarer Vermögenswerte oder Unternehmen, um den Wert des zu bewertenden Objekts zu bestimmen.
- Typische Ansätze sind das Vergleichswertverfahren, bei dem vergleichbare Transaktionen oder Börsenbewertungen herangezogen werden.
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Substanzwertmethode:
- Hierbei wird der Wert eines Unternehmens durch die Summe seiner Einzelteile bestimmt, also durch die Addition der aktuellen Marktwerte aller Vermögenswerte abzüglich der Schulden.
- Diese Methode wird häufig bei der Liquidation von Unternehmen verwendet.
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Multiplikatormethode:
- Diese Methode basiert auf der Verwendung von Multiplikatoren, die aus dem Verhältnis von Marktwerten zu bestimmten finanziellen Kennzahlen (wie Gewinn, Umsatz oder EBITDA) abgeleitet werden.
- Typische Multiplikatoren sind das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder das Unternehmenswert-zu-EBITDA-Verhältnis (EV/EBITDA).
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Optionspreismodelle:
- Diese Methode wird verwendet, um den Wert von Optionen und anderen derivativen Finanzinstrumenten zu bestimmen.
- Das Black-Scholes-Modell und das Binomialmodell sind gängige Ansätze zur Bewertung von Optionen.
Auswahl der Bewertungsmethode
Die Wahl der geeigneten Bewertungsmethode hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Art des Vermögenswerts: Unterschiedliche Vermögenswerte erfordern unterschiedliche Bewertungsmethoden. Immobilien werden oft anders bewertet als Finanzinstrumente oder Unternehmen.
- Verfügbaren Daten: Die Verfügbarkeit und Qualität der Daten beeinflussen die Wahl der Bewertungsmethode. Für die DCF-Methode sind beispielsweise detaillierte Cashflow-Prognosen erforderlich.
- Zweck der Bewertung: Der Zweck der Bewertung kann ebenfalls die Wahl der Methode beeinflussen, z.B. für eine Investitionsentscheidung, eine Unternehmensfusion oder eine steuerliche Bewertung.
Beispiel
Ein Unternehmen möchte den Wert eines Start-ups ermitteln, in das es investieren möchte. Es entscheidet sich für die DCF-Methode, da es detaillierte Prognosen über die zukünftigen Cashflows des Start-ups hat. Das Unternehmen schätzt die zukünftigen Cashflows für die nächsten fünf Jahre und diskontiert diese mit einem Diskontsatz, der das Risiko des Start-ups widerspiegelt. Der heutige Wert der diskontierten Cashflows gibt dann den Wert des Start-ups an.
Vorteile und Nachteile der Bewertungsmethoden
Ertragswertmethode:
- Vorteile: Berücksichtigt zukünftige Ertragskraft, flexibel anpassbar.
- Nachteile: Stark abhängig von Prognosen und Annahmen, kann bei unsicheren Cashflows schwierig sein.
Marktwertmethode:
- Vorteile: Basiert auf aktuellen Marktpreisen, einfache Anwendung.
- Nachteile: Kann bei fehlenden vergleichbaren Transaktionen schwierig sein, Marktschwankungen beeinflussen die Ergebnisse.
Substanzwertmethode:
- Vorteile: Einfach zu berechnen, insbesondere bei Liquidationen.
- Nachteile: Berücksichtigt nicht die zukünftige Ertragskraft, eher konservativ.
Multiplikatormethode:
- Vorteile: Einfach und schnell anzuwenden, basierend auf Marktdaten.
- Nachteile: Kann ungenau sein, wenn die Vergleichbarkeit der Unternehmen eingeschränkt ist.
Fazit
Bewertungsmethoden sind unverzichtbare Werkzeuge im Finanzwesen, die dazu dienen, den Wert von Vermögenswerten, Unternehmen und Finanzinstrumenten zu bestimmen. Die Wahl der geeigneten Methode hängt von vielen Faktoren ab, einschließlich der Art des zu bewertenden Objekts, der verfügbaren Daten und des Zwecks der Bewertung. Ein fundiertes Verständnis der verschiedenen Bewertungsmethoden und ihrer Vor- und Nachteile ist entscheidend für die Durchführung präziser und zuverlässiger Bewertungen.