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Basel III (2010 – 2017) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Dodd-Frank Act Nächster Begriff: CPMI-IOSCO

Eine umfassende Reform zur Stabilisierung des globalen Finanzsystems und eine wichtige Antwort auf die Schwachstellen, die durch die Finanzkrise 2008 aufgedeckt wurden

Basel III ist ein internationales Reformpaket zur Bankenregulierung, das zwischen 2010 und 2017 vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (Basel Committee on Banking Supervision, BCBS) entwickelt wurde. Es wurde als Reaktion auf die globale Finanzkrise von 2008 eingeführt, um Schwächen im bestehenden Regelwerk Basel II zu beheben und die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors zu stärken. Die neuen Vorschriften verschärften insbesondere die Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen für Banken, um künftige Krisen besser bewältigen zu können.

Hintergrund und Notwendigkeit von Basel III

Die globale Finanzkrise von 2008 zeigte deutliche Schwächen in der bestehenden Bankenregulierung. Obwohl Basel II bereits eine differenzierte Risikobewertung und verbesserte Bankenaufsicht eingeführt hatte, wurden einige zentrale Risiken nicht ausreichend berücksichtigt:

  • Zu niedrige Kapitalanforderungen: Viele Banken hielten nicht genügend Eigenkapital vor, um Verluste ausfallender Kredite aufzufangen.
  • Mangelhafte Liquiditätsreserven: Banken hatten oft nicht genug liquide Mittel, um kurzfristige Zahlungsausfälle zu überbrücken.
  • Systemische Risiken wurden vernachlässigt: Die starke Vernetzung von Banken führte dazu, dass der Zusammenbruch eines Instituts eine Kettenreaktion auslösen konnte.
  • Fehlanreize durch interne Risikomodelle: Banken nutzten interne Modelle, um ihre Kapitalanforderungen zu minimieren, was teilweise zu einer Unterschätzung von Risiken führte.

Basel III sollte diese Probleme beheben und das Bankensystem widerstandsfähiger gegenüber finanziellen Schocks machen.

Die wichtigsten Neuerungen von Basel III

Basel III umfasst mehrere Reformen, die sich auf vier zentrale Bereiche konzentrieren:

  1. Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen
  2. Einführung neuer Liquiditätsvorschriften
  3. Berücksichtigung systemischer Risiken
  4. Begrenzung der Verschuldung von Banken (Leverage Ratio)

1. Höhere Eigenkapitalanforderungen

Eine der wichtigsten Maßnahmen von Basel III war die Erhöhung der Mindestanforderungen an das Eigenkapital von Banken. Die neuen Vorschriften sehen vor:

  • Die harte Kernkapitalquote (Common Equity Tier 1, CET1) wurde von 2 % (Basel II) auf 4,5 % der risikogewichteten Aktiva angehoben.
  • Die Gesamtkapitalquote (bestehend aus hartem Kernkapital, zusätzlichem Kernkapital und Ergänzungskapital) wurde auf mindestens 8 % festgelegt.
  • Einführung eines Kapitalerhaltungspuffers von 2,5 %, sodass Banken in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf zusätzliche Reserven zurückgreifen können.
  • Einführung eines antizyklischen Kapitalpuffers von bis zu 2,5 %, der in Boomphasen aufgebaut werden soll, um in Krisenzeiten Verluste abzufedern.

Diese Maßnahmen stellten sicher, dass Banken über mehr hochwertiges Kapital verfügen, um Verluste aufzufangen und das Vertrauen in das Finanzsystem zu stärken.

2. Einführung neuer Liquiditätsvorschriften

Ein weiteres zentrales Problem der Finanzkrise 2008 war, dass viele Banken nicht über ausreichend liquide Mittel verfügten, um kurzfristige Verpflichtungen zu erfüllen. Basel III führte daher zwei neue Liquiditätskennziffern ein:

  • Liquidity Coverage Ratio (LCR): Banken müssen genügend hochliquide Vermögenswerte halten, um einen 30-tägigen Liquiditätsengpass überstehen zu können.
  • Net Stable Funding Ratio (NSFR): Banken müssen eine stabile Refinanzierung über einen Zeithorizont von mindestens einem Jahr sicherstellen, um übermäßige kurzfristige Verschuldung zu vermeiden.

Diese Vorschriften sollen verhindern, dass Banken in Stresssituationen illiquide werden und auf staatliche Rettungspakete angewiesen sind.

3. Berücksichtigung systemischer Risiken

Basel III führte spezielle Vorschriften für systemrelevante Banken ein, die aufgrund ihrer Größe oder Vernetzung eine besondere Gefahr für das Finanzsystem darstellen. Diese Banken müssen:

  • Zusätzliche Kapitalpuffer halten, um das Risiko eines systemischen Zusammenbruchs zu reduzieren.
  • Stärkere Stresstests durchführen, um sicherzustellen, dass sie auch unter extremen wirtschaftlichen Bedingungen stabil bleiben.
  • Sanierungs- und Abwicklungspläne vorlegen, um eine geordnete Abwicklung im Krisenfall zu gewährleisten.

Durch diese Maßnahmen soll verhindert werden, dass der Ausfall einer großen Bank eine Finanzkrise auslöst.

4. Einführung der Leverage Ratio

Eine weitere Neuerung von Basel III war die Einführung einer Verschuldungsquote (Leverage Ratio). Diese Kennzahl setzt das Eigenkapital einer Bank ins Verhältnis zu ihrer gesamten Bilanzsumme (ohne Risikogewichtung):

Leverage Ratio=EigenkapitalGesamtaktiva≥3%\text{Leverage Ratio} = \frac{\text{Eigenkapital}}{\text{Gesamtaktiva}} \geq 3\%

Diese Maßnahme verhindert, dass Banken durch exzessive Verschuldung zu hohe Risiken eingehen, und sorgt für eine stabilere Kapitalbasis.

Auswirkungen von Basel III

Die Umsetzung von Basel III hatte weitreichende Folgen für den Bankensektor:

  • Bessere Kapitalausstattung: Banken mussten ihr Eigenkapital deutlich erhöhen, was zu einem stabileren Finanzsystem führte.
  • Strengere Kreditvergabe: Aufgrund der höheren Kapitalanforderungen wurden Banken vorsichtiger bei der Vergabe von Krediten, insbesondere an riskante Unternehmen oder Privatpersonen.
  • Steigende Finanzierungskosten: Banken mussten sich stärker über Eigenkapital statt über Fremdkapital finanzieren, was zu höheren Kosten und niedrigeren Renditen führte.
  • Reduzierung systemischer Risiken: Die speziellen Vorschriften für systemrelevante Banken verringerten das Risiko eines Bankencrashs mit globalen Folgen.

Kritik an Basel III

Trotz der positiven Effekte gab es auch Kritik an Basel III:

  • Erhöhte Kosten für Banken: Die verschärften Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften führten zu höheren Finanzierungskosten, die teilweise an Kunden weitergegeben wurden.
  • Einschränkung der Kreditvergabe: Einige Experten befürchteten, dass die strengeren Anforderungen zu einer Kreditklemme führen könnten, insbesondere für kleine Unternehmen.
  • Komplexität der Regelungen: Die neuen Vorschriften machten das Bankensystem komplizierter und erhöhten den Verwaltungsaufwand für Banken und Aufsichtsbehörden.
  • Unzureichende Berücksichtigung neuer Risiken: Themen wie Kryptowährungen, Cyberrisiken und neue Finanzinstrumente wurden in Basel III nur begrenzt berücksichtigt.

Basel III final – Die endgültige Überarbeitung (2017)

2017 wurde Basel III durch eine endgültige Überarbeitung ergänzt, auch bekannt als Basel III final oder Basel IV. Wichtige Neuerungen waren:

  • Begrenzung des Einflusses interner Risikomodelle zur Berechnung der Eigenkapitalanforderungen.
  • Einführung eines Output Floors, der sicherstellt, dass Banken mindestens 72,5 % der Kapitalanforderungen des Standardansatzes einhalten.

Diese Anpassungen zielten darauf ab, die Vergleichbarkeit zwischen Banken zu verbessern und die Risiken durch kreative Bilanzierungspraktiken zu reduzieren.

Fazit

Basel III war eine umfassende Reform der internationalen Bankenregulierung, die als Reaktion auf die Finanzkrise 2008 entwickelt wurde. Durch höhere Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen, strengere Vorschriften für systemrelevante Banken und die Einführung einer Leverage Ratio wurde das Bankensystem stabiler und widerstandsfähiger gegen Krisen. Trotz einiger Kritikpunkte bleibt Basel III ein bedeutender Schritt zur Stärkung der globalen Finanzstabilität. Die endgültige Umsetzung von Basel III final wird voraussichtlich in den kommenden Jahren abgeschlossen sein und das Regelwerk weiter optimieren.