Average Directional Index (ADX) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Advisory Fee Nächster Begriff: Amsterdam Exchange Index (AEX)
Ein leistungsstarker Indikator für Trader, die den Trendstatus eines Marktes objektiv messen möchten
Der Average Directional Index (ADX) ist ein technischer Indikator, der entwickelt wurde, um die Stärke eines Trends an den Finanzmärkten zu messen – unabhängig davon, ob der Trend nach oben oder unten verläuft. Der ADX wurde in den 1970er Jahren von J. Welles Wilder eingeführt und gehört zur Familie der Trendfolgemodelle.
Der Indikator ist besonders nützlich für Trader, die entscheiden möchten, ob sie trendfolgende Strategien anwenden oder sich bei schwachen Trends aus dem Markt heraushalten sollten. Während der ADX die Stärke eines Trends misst, zeigen die begleitenden Indikatoren +DI (Positive Directional Indicator) und -DI (Negative Directional Indicator) die Richtung des Trends an.
Merkmale des ADX
- Misst die Stärke eines Trends, nicht dessen Richtung.
- Bewegungen über 25 Punkte deuten auf einen starken Trend hin.
- Kombination aus drei Linien:
- ADX-Linie → Trendstärke
- +DI (Positive Directional Indicator) → Aufwärtstrend-Komponente
- -DI (Negative Directional Indicator) → Abwärtstrend-Komponente
- Funktioniert in allen Märkten: Aktien, Forex, Rohstoffe, Kryptowährungen.
- Besonders effektiv in Märkten mit klaren Trends, weniger hilfreich bei Seitwärtsbewegungen.
Berechnung des ADX
Die Berechnung des ADX erfolgt in mehreren Schritten. Sie basiert auf der Analyse von Preisschwankungen über einen bestimmten Zeitraum (meist 14 Tage).
1. Berechnung der Directional Movements (DM)
-
Positive Directional Movement (+DM):
(Nur, wenn das heutige Hoch höher ist als das gestrige; sonst 0)
-
Negative Directional Movement (-DM):
(Nur, wenn das heutige Tief niedriger ist als das gestrige; sonst 0)
2. Berechnung der True Range (TR)
Die True Range misst die größte Handelsspanne und wird berechnet als:
3. Berechnung der Directional Indicators (DI)
-
Positive Directional Indicator (+DI):
-
Negative Directional Indicator (-DI):
4. Berechnung des Directional Movement Index (DX)
5. Berechnung des ADX
Der ADX ist der 14-Tage-Durchschnitt der DX-Werte:
Interpretation des ADX
- ADX < 20 → Kein signifikanter Trend, Seitwärtsbewegung (schwacher Trend).
- ADX zwischen 20 und 25 → Beginn eines neuen Trends möglich.
- ADX zwischen 25 und 50 → Starker Trend (Long- oder Short-Positionen sind gerechtfertigt).
- ADX zwischen 50 und 75 → Sehr starker Trend, oft in volatilen Märkten.
- ADX > 75 → Extrem starker Trend, oft vor einer Umkehrphase.
+DI und -DI Interpretation:
- Wenn +DI über -DI liegt → Aufwärtstrend (Long-Positionen bevorzugt).
- Wenn -DI über +DI liegt → Abwärtstrend (Short-Positionen bevorzugt).
- Kreuzungen zwischen +DI und -DI liefern potenzielle Kauf- oder Verkaufssignale.
Anwendungsbereiche des ADX
1. Trendstärken-Bestimmung
- Der ADX gibt an, ob es sich lohnt, eine trendfolgende Strategie zu verfolgen.
- Bei starken Trends (ADX > 25) werden Long-Positionen in einem Aufwärtstrend oder Short-Positionen in einem Abwärtstrend bevorzugt.
2. Vermeidung von Seitwärtsmärkten
- Wenn der ADX unter 20 liegt, deutet dies auf einen seitwärts gerichteten Markt hin → In dieser Phase sind trendbasierte Strategien weniger effektiv.
3. Bestätigung von Ausbrüchen
- Steigt der ADX plötzlich stark an, bestätigt dies einen Ausbruch aus einer Konsolidierungsphase oder einem wichtigen Unterstützungs-/Widerstandsniveau.
4. Kombination mit anderen Indikatoren
- Der ADX wird oft zusammen mit Indikatoren wie dem Relative Strength Index (RSI), MACD oder Bollinger-Bändern verwendet, um die Eintritts- und Austrittspunkte zu optimieren.
Beispiele für Handelssignale mit dem ADX
Kaufsignal
- Der +DI kreuzt den -DI von unten nach oben.
- Der ADX liegt über 25, was auf einen starken Trend hinweist.
- Unterstützung durch steigendes Handelsvolumen.
Verkaufssignal
- Der -DI kreuzt den +DI von unten nach oben.
- Der ADX liegt über 25, was auf einen starken Abwärtstrend hindeutet.
- Bestätigung durch fallendes Handelsvolumen.
Trendloser Markt (Keine Position)
- Der ADX liegt unter 20 → Kein signifikanter Trend erkennbar.
- Seitwärtsbewegungen sind wahrscheinlich → Trendfolgende Strategien sollten vermieden werden.
Vorteile des ADX
- Universell einsetzbar: Funktioniert in verschiedenen Märkten wie Aktien, Forex, Rohstoffen oder Kryptowährungen.
- Klare Trendstärkesignale: Ermöglicht eine objektive Messung der aktuellen Marktbedingungen.
- Vermeidung von Fehlsignalen: Hilft dabei, Seitwärtsphasen zu erkennen, in denen Trendfolge-Strategien ineffektiv sind.
- Kombinierbarkeit mit anderen Indikatoren: Lässt sich gut mit Momentum- oder Volatilitätsindikatoren kombinieren.
Nachteile des ADX
- Verzögerte Signale: Da der ADX auf gleitenden Durchschnitten basiert, treten Signale mit einer Verzögerung auf.
- Keine Trendrichtung: Der ADX misst nur die Stärke, nicht aber die Richtung eines Trends.
- Weniger geeignet für kurzfristigen Handel: Besonders bei schnellen Marktbewegungen liefern andere Indikatoren oft schnellere Signale.
- Empfindlich gegenüber volatilen Märkten: In sehr volatilen Märkten kann der ADX Fehlsignale liefern.
Unterschied zwischen ADX und anderen Trendindikatoren
Merkmal | ADX | Moving Average | MACD |
---|---|---|---|
Metrik | Trendstärke | Trendrichtung und Durchschnittspreise | Momentum und Trendwechsel |
Trendrichtung | Nein | Ja | Ja |
Anwendungsbereich | Trendfolgende Strategien | Langfristige Trendbestätigung | Erkennung von Divergenzen und Umkehrungen |
Empfohlene Zeiteinheit | Mittel- bis langfristig | Mittel- bis langfristig | Kurz- bis mittelfristig |
Fazit
Der Average Directional Index (ADX) ist ein leistungsstarker Indikator für Trader, die den Trendstatus eines Marktes objektiv messen möchten. Durch die Kombination von Trendstärke (ADX-Linie) und Trendrichtung (+DI/-DI) liefert er präzise Signale für Ein- und Ausstiege in trendstarken Märkten.
Während der ADX am besten für Trendfolgestrategien geeignet ist, sollte er immer in Verbindung mit anderen Indikatoren verwendet werden, um Fehlsignale zu minimieren und die Handelseffizienz zu verbessern. In trendlosen Märkten hilft der ADX, Fehleinstiege zu vermeiden und somit Verluste zu reduzieren.