Abwertung Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Abwärtstrend Nächster Begriff: Abzinsung

Ein bedeutender Begriff in der Finanz- und Wirtschaftspolitik

Der Begriff "Abwertung" bezeichnet die gezielte Herabsetzung des Wertes einer Währung im Verhältnis zu anderen Währungen. Dies kann durch eine bewusste Entscheidung einer Regierung oder Zentralbank erfolgen und wird oft als wirtschaftspolitisches Instrument eingesetzt, um verschiedene makroökonomische Ziele zu erreichen. Abwertungen können erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft eines Landes, den internationalen Handel und die Finanzmärkte haben.

Arten der Abwertung

  1. Offizielle Abwertung:

    • Diese erfolgt durch eine bewusste Entscheidung der Regierung oder Zentralbank eines Landes, den offiziellen Wechselkurs der eigenen Währung gegenüber anderen Währungen zu senken.
    • Beispiel: Eine Zentralbank legt fest, dass 1 Einheit der eigenen Währung nun weniger wert ist im Vergleich zu einer ausländischen Währung als zuvor.
  2. Marktbedingte Abwertung:

    • Diese tritt auf, wenn die Währung eines Landes auf dem Devisenmarkt aufgrund von Angebot und Nachfrage an Wert verliert.
    • Ursachen können wirtschaftliche Probleme, politische Unsicherheiten oder eine ungünstige Handelsbilanz sein.

Ursachen der Abwertung

  1. Wirtschaftspolitische Maßnahmen:

    • Regierungen können eine Abwertung vornehmen, um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Exporte zu erhöhen. Ein schwächerer Wechselkurs macht Exporte billiger und attraktiver für ausländische Käufer.
  2. Inflation:

    • Hohe Inflationsraten können zu einer Abwertung führen, da die Kaufkraft der Währung sinkt und Investoren das Vertrauen in die Währung verlieren.
  3. Handelsbilanzdefizite:

    • Ein chronisches Handelsbilanzdefizit, bei dem die Importe die Exporte übersteigen, kann Druck auf die Währung ausüben und eine Abwertung erforderlich machen.
  4. Politische und wirtschaftliche Unsicherheiten:

    • Instabile politische Verhältnisse oder wirtschaftliche Krisen können das Vertrauen in eine Währung mindern und zu einer Abwertung führen.

Auswirkungen der Abwertung

  1. Positive Effekte:

    • Steigerung der Exporte: Durch die Abwertung werden heimische Waren im Ausland billiger, was die Exportnachfrage ankurbeln kann.
    • Reduzierung der Importe: Importierte Güter werden teurer, was die Nachfrage nach inländischen Produkten erhöhen und die Handelsbilanz verbessern kann.
    • Wirtschaftswachstum: Eine gesteigerte Exportnachfrage und eine stärkere Inlandsnachfrage können das Wirtschaftswachstum fördern und die Beschäftigung erhöhen.
  2. Negative Effekte:

    • Inflation: Teurere Importe können die inländischen Preise erhöhen und zu Inflation führen.
    • Schuldenlast: Wenn ein Land Schulden in Fremdwährung hat, wird die Bedienung dieser Schulden teurer, was die finanzielle Belastung erhöhen kann.
    • Verlust von Vertrauen: Eine Abwertung kann das Vertrauen internationaler Investoren in die Währung und die Wirtschaft des Landes schwächen, was zu Kapitalabflüssen führen kann.

Beispiele aus der Praxis

  1. Argentinien 2001: Argentinien führte eine dramatische Abwertung seiner Währung durch, um aus einer tiefen wirtschaftlichen Krise herauszukommen. Dies führte zu einem massiven Anstieg der Inflation, aber auch zu einer Verbesserung der Handelsbilanz.
  2. China: China hat seine Währung, den Renminbi, in der Vergangenheit abgewertet, um seine Exporte zu fördern und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Diese Maßnahmen wurden oft kritisch betrachtet und haben zu Spannungen im internationalen Handel geführt.
  3. Großbritannien 1992: Großbritannien verließ das Europäische Währungssystem (EWS) und ließ das Pfund abwerten, was als "Schwarzer Mittwoch" bekannt wurde. Dies führte zu einer Verbesserung der britischen Exportbedingungen, aber auch zu kurzfristigen wirtschaftlichen Turbulenzen.

Mechanismen der Abwertung

  1. Direkte Interventionen: Zentralbanken können direkt auf den Devisenmärkten intervenieren, indem sie ihre eigene Währung verkaufen und Fremdwährungen kaufen.
  2. Zinssatzsenkungen: Durch die Senkung der Zinssätze kann die Zentralbank die Attraktivität der Währung für ausländische Investoren verringern, was den Wechselkurs drückt.
  3. Anpassung der Wechselkurspegs: Länder, die ihre Währung an eine andere Währung gekoppelt haben, können die Parität ändern, um eine Abwertung durchzuführen.

Fazit

Die Abwertung einer Währung ist ein bedeutendes wirtschaftspolitisches Instrument, das tiefgreifende Auswirkungen auf die Wirtschaft eines Landes und seine Stellung im internationalen Handel haben kann. Während eine Abwertung Exporte fördern und die Handelsbilanz verbessern kann, bringt sie auch Risiken wie Inflation und eine erhöhte Schuldenlast mit sich. Regierungen und Zentralbanken müssen daher sorgfältig abwägen, wann und wie sie eine Abwertung vornehmen, um die gewünschten wirtschaftlichen Ziele zu erreichen und gleichzeitig die negativen Auswirkungen zu minimieren.