Rüstungsaktien - Superzyklus oder Strohfeuer?

vom 01.10.2022, 18:44 Uhr
TexthausLauer
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Mit Ausbruch des Ukraine-Krieges Anfang diesen Jahres feierte der „Eiserne Vorhang“ ein trauriges Comeback. Ein weiteres Mal steht Europa im Zentrum einer globalen Blockbildung. Zumindest was die Solidarität mit der Ukraine angeht, ist man im Westen geeint wie selten zuvor und neben finanzieller fließt nun auch militärische Unterstützung. Ein Freifahrtschein für Rüstungsaktien?

 

Willst du Frieden, …

… verschenke Schutzhelme! Mittlerweile ist die deutsche Bundesregierung von ihrem Dogma abgewichen und hat neben den 5.000 Schutzhelmen auch schweres Kampfgerät in die Ukraine geliefert. Bis zu diesem Richtungswechsel vergingen jedoch Monate. Monate, in denen Hunderte, wenn nicht gar Tausende, Menschen den Tod fanden. Auch aktuell reißt die Kritik nicht ab: Zu bürokratisch, zu langwierig, zu dürftig gestalte sich die Unterstützung aus Deutschland, urteilt man in Kiew. Stichwort Ringtausch. Selbstverständlich hagelt es auch aus dem Kreml Kritik! Hier sieht man neben den Waffenlieferungen insbesondere die wirtschaftlichen Sanktionen als offenen Affront.

Die Unterstützung für die Ukraine bietet Diskussionspotenzial und die Ereignisse auf dem Boden des EU-Beitrittskandidaten sind ebenso traurig wie katastrophal, keine Frage. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass nicht wenige Anleger überlegen, in Rüstungskonzerne zu investieren. Die Nachfrage nach Panzer, Raketen und Satelliten soll Experten zufolge in den nächsten Jahren weiter steigen.

Lohnen sich nun, ein halbes Jahr nach Beginn der „militärischen Spezialoperationen“, immer noch beziehungsweise wieder Rüstungsaktien? Die Marktkapitalisierung vieler Konzerne aus dem Militärwesen haben sich bereits vervielfacht, doch die derzeitigen Entwicklungen in der Ukraine lassen eine weitere Eskalation befürchten. Das Unternehmensblatt widmet sich dem Thema aus der Vogelperspektive, gewohnt kritisch und objektiv.

 

Rüstung? Nein Danke!

Aktien von Rüstungskonzernen gehören für viele Investoren neben solchen von Unternehmen aus den Branchen Tabak, Kernkraft und Glücksspiel zu den absoluten No-Gos. Wer hier investiert, zieht Profit aus dem Leid Anderer, so die weitverbreitete Meinung. Tatsächlich verfolgen Konzerne wie Tabakproduzenten und Online-Casino-Betreiber alles andere als „soziale“ Ziele. Menschen, Tiere und nicht zuletzt die Umwelt können unter den Produkten dieser Unternehmen stark leiden. Militärgüter stellen hier keine Ausnahme dar: Letzten Endes dienen diese Mittel der Tötung. Im schlimmsten Fall gehören nicht nur unmittelbar Beteiligte, sondern auch Unschuldige, Zivilisten beispielsweise, zu den Opfern.

Wer also Rüstungsaktien kauft und somit den Kurs eines börsennotierten Unternehmens in die Höhe treibt, muss sich bewusst sein, dass er das Risiko tödlicher Auseinandersetzungen steigert. Stabile Aktienkurse bringen Unternehmen schließlich nicht nur Reputation, sondern auch Finanzierungsmöglichkeiten ein. Durch Kapitalerhöhungen (Ausgabe neuer Aktien) können sich die Konzerne Mittel für neue Investitionen sichern, was wiederum die Entwicklung neuer Waffensysteme beziehungsweise die Steigerung der Produktionskapazitäten vereinfacht. Der Investor nimmt den Tod seiner, wenn auch in weiter Ferne lebenden, Mitmenschen wortwörtlich in Kauf.

Rüstungsaktien kaufen? Die beliebtesten Wertpapiere im Check

Sie haben sich dazu entschlossen, ein Investment in Rüstungsfirmen zu tätigen? Wir stellen Ihnen zwei börsennotierte Konzerne vor, die im Militärwesen tätig sind und deren Aktien auch auf dem deutschen Markt rege gehandelt werden.

Rheinmetall AG

Mit Bekanntgabe des frisch geschaffenen Sondervermögens für die Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro konnte sich die Aktie der Rheinmetall AG (ISIN: DE0007030009) mehr als verdoppeln. Der Konzern gilt als das Aushängeschild der deutschen Militärlandschaft: Die Modelle „Puma“ und „Leopard“ werden als weltweite Kassenschlager im Panzer-Business gehandelt. Hinzu kommen verschiedenste Munitionstypen und Flugabwehrsysteme. Sogar Drohnen gehören zur Produktpalette der Düsseldorfer. Ferner beliefert man die europäische Automobilbranche mit zahlreichen Komponenten, in erster Linie Antriebe für Elektrofahrzeuge. Der Schwerpunkt macht mit einem Umsatzanteil von knapp 70 Prozent allerdings nach wie vor der Verkauf von Militärgütern aus.

 

Ungeachtet der unmittelbaren Teilhabe am kürzlich beschlossenen Sondervermögen tut sich die Aktie der Rheinmetall AG aktuell schwer. Denn: Der Konzern befindet sich unter staatlicher Aufsicht! Jeder Export muss demzufolge genehmigt werden! Ein Vorgang, der sich mit dem jahrelangen Ausbau des Bürokratie-Apparats sukzessive in die Länge gezogen hat. Hierzu passt die Meldung, mit der Rheinmetall seine Aktionäre im August verschreckte: Bestellungen hätten sich, angeblich aufgrund von Lieferkettenengpässen, deutlich verschoben. Als Folge rechnet man nun nicht mehr mit Umsatzerlösen von 13 bis 15 Milliarden Euro, sondern mit einem Umsatz von rund elf Milliarden Euro für das laufende Jahr. Die Geschäftsführung betont allerdings, dass es sich bei der Auftrags-Problematik nicht um eine Stornierung, sondern lediglich um eine Verzögerung handle. Dementsprechend sollten die Umsatzerlöse in den ersten Quartalen 2024 überproportional zulegen.

 

Für Anleger, die einen „soliden“ Global Player im Rüstungswesen suchen, scheint die Rheinmetall AG ein attraktives Investment zu sein. Auf dem Schirm sollten Interessierte beziehungsweise bereits Investierte allerdings nicht nur die Auftragslage haben: Das Unternehmen konzentriert sich voll und ganz auf die Produktion von Hardware, sprich Fahrzeuge und Munition. Dementsprechend ist man stark von Energie- und Rohstoffpreisen abhängig. Die Nettomarge des Konzerns liegt derweil bei 7,14 Prozent, könnte bei einer Verschärfung der Energiekrise jedoch deutlich schrumpfen. Immerhin: Die Rheinländer sind schuldenfrei und beteiligen ihre Aktionäre mit einer Dividende von zuletzt 4,16 Euro pro Anteilschein.

 

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Rwe 28,24 EUR ±0,00 % Lang & Schwarz
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