Moderna- Der Verlauf des Aktienkurses in Form einer Odyssee
Ich werde in diesem Beitrag meine Beobachtungen bzgl. der Enwicklung des Aktienkurses von Moderna darlegen. Auch BioNTech-Investierte sollen im zweiten Teil auf ihre Kosten kommen, wenn ich mich an einer Gegenüberstellung beider Biotechs als Chance und Risiko versuche. Abschließend gibt es noch einen Ausblick auf die milestones bis zum Jahresende.
Sentiment bei den Pharma-Aktien
Beginnen möchte ich mit der passenden Analyse von Goldman Sachs von Anfang Juli mit folgendem Resümee zum ersten Halbjahr im Pharma-Sektor:
„Der Gesundheitssektor hatte einen düsteren Start ins Jahr 2023, eine der schlechtesten Leistungen im ersten Halbjahr seit mindestens drei Jahrzehnten. Dazu haben viele Faktoren beigetragen, darunter regulatorische Bedenken und Wachstumsbedenken sowie externe Faktoren wie Marktrotationen und die gut dokumentierte Anlegerpräferenz für Large-Cap-Technologieaktien. Die Stimmung bleibt bestenfalls vorsichtig, und die Mehrheit der Befragten unserer Investorenumfrage geht davon aus, dass sich der Sektor für den Rest des Jahres entweder im Einklang mit dem Markt oder schlechter entwickeln wird.“
Dennoch sticht der Kursverlauf von Moderna hier nochmal besonders hervor.
Moderna stand Mitte Januar nach der Verkündung der PCV Daten im Dezember noch bei $ 200 und hat an diesem Mittwoch (16.08.2023) ein neues Jahrestief bei $95 erreicht. Was hat sich also seit Jahresbeginn geändert?
Der Kursverlauf von Moderna- eine Odyssee seit Jahresbeginn
Hierzu lohnt es sich etwas weiter auszuholen. Am 12.10.2022 haben Moderna und Merck verkündet, dass Merck die Option zur Fortführung der Kollaboration mit Moderna und damit an der Fortführung an der Forschungsarbeit am „Krebsimpfstoff“ (englisch personilized cancer vaccine, kurz pcv) mit dem Kürzel mRNA-4157/V940 gezogen hat. Die Zusammenarbeit in diesem Bereich begann im Jahr 2016 und eine Vergleichsstudie mit Keytruda von Merck wurde initiiert.
Studienforscher untersuchen hierbei, ob die Kombination das Risiko des Todes oder eines erneuten Auftretens von Hautkrebs nach einer chirurgischen Entfernung eines Tumors verringert wurde. Dieses Kennwert, der als „rezidivfreies Überleben“ (RFS) bekannt ist, wurde ausgewertet, nachdem alle Patienten die Studie 12 Monate lang durchlaufen hatten und mindestens 40 Probanden eine Krankheitsprogression hatten oder verstarben. Am 13.12.2022 erfolgte dann die Pressemitteilung seitens Moderna und Merck mit einem größeren Daten-Update zur Phase 2 Studie mit dem Ergebnis, dass durch mRNA-4157/V940 das Risiko eines erneuten Auftretens oder Todes des bei den Probanden im Vergleich zu Keytruda alleine um 44 % reduziert werden konnte.
Diese Daten sind phänomenal und bis hierin einzigartig in Anbetracht des Studiendesigns. Am 13.03.2023 erfolgte dann eine Investorenkonferenz bei der auch ein beschleunigtes Zulassungsverfahren (accelerated approval) zu Sprache kam. Die Datenlage wurde danach bei der großen Onkologie-Konferenz AACR am 16.04.2023 in Orlando noch einmal bestätigt und weiter ausgeführt.
Nach der Konferenz schrieben einzelne Analysten davon, dass durch die Planung einer 3. Studienphase und den aktuell verfügbaren Daten noch an kein beschleunigtes Zulassungsverfahren zu denken sei und der Zeithorizont eher bei 4-5 weiteren Jahren bis zu einer möglichen Zulassung liegen würde. Von $ 157 (Tagesschlusskurs am 14.04.2023) fiel der Kurs in der Woche nach der Konferenz auf unter $ 140. In den Folgemonaten sank der Kurs weiter ab und steht heute bei knapp $106. Was hat sich seit Bekanntgabe der Daten am 13.12.2022 geändert? Aus meiner persönlichen Sicht sind die Daten durch eine weitere Auslese und Bekanntgabe der DMFS- Werte( distant metastasis-free survival) zur ASCO Konferenz am 05.06.2023 als „secondary endpoint“ noch ermutigender geworden.
Das eine abschließende 3. Studienphase erforderlich ist, wurde nie abgestritten und ist gerade in Anbetracht der noch geringen Auswahl zugelassener mRNA Therapien logisch und nachvollziehbar.
Beschleunigte Zulassung
Dennoch gehe ich davon aus, dass sich bisher nur die wenigsten Analysten und Aktionäre mit der neuen „Draft Guidance“ (1) für beschleuinigte Zulassungen bei Krebstherapien der FDA vom 24.03.2023 auseinander gesetzt haben. Ich möchte hier nur die wichtigsten Punkte aufgreifen und bitte bei Interesse die weiteren Punkte durch Lektüre selbst zu vertiefen.
Der beschleunigte Zulassungsweg wird häufig für die Zulassung von Krebsmedikamenten verwendet, teilweise aufgrund der schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Natur von Krebs und aufgrund der verfügbaren klinischen Zwischenendpunkte, die wahrscheinlich einen klinischen Nutzen vorhersagen.
Hierzu heißt es in dem Dokument: „Der Leitlinienentwurf erörtert das Design klinischer Studien und Möglichkeiten zur Verbesserung, der zum Zeitpunkt der beschleunigten Zulassung verfügbaren Daten und zur Verringerung der klinischen Unsicherheit für Patienten durch rechtzeitige Einleitung von Bestätigungsstudien nach dem Inverkehrbringen. Der Leitlinienentwurf befasst sich insbesondere mit dem Design und der Durchführung und Analyse von Daten durch zwei randomisierte klinische Studienansätze – die Durchführung zweier separater randomisierter kontrollierter klinischer Studien oder die Verwendung einer Studie sowohl zur beschleunigten Zulassung als auch zur Überprüfung des klinischen Nutzens. Der Leitlinienentwurf enthält auch Überlegungen für Sponsoren, um die Angemessenheit einarmiger Studien zu bestimmen und einen Zulassungsanrtrag zu unterstützen.Für Arzneimittel mit beschleunigter Zulassung waren Bestätigungsstudien nach dem Inverkehrbringen erforderlich, um den erwarteten klinischen Nutzen zu überprüfen und zu beschreiben. Im Leitlinienentwurf wird ein potenzieller Vorteil randomisierter klinischer Studien im Vergleich zu einarmigen Studien erörtert, indem hervorgehoben wird, dass die Verwendung des Ein-Studien-Ansatzes in geeigneten Fällen möglicherweise keine separaten klinischen Studien erfordert, da die Nachbeobachtung in derselben Studie über einen längeren Zeitraum erfolgt könnte eine Post-Marketing-Anforderung zur Überprüfung des klinischen Nutzens erfüllen. Darüber hinaus führen Bestätigungsstudien, die zum Zeitpunkt der beschleunigten Zulassung laufen, mit größerer Wahrscheinlichkeit zu einer zeitnahen Überprüfung des klinischen Nutzens, wodurch die Zeit der Unsicherheit für Patienten minimiert wird.“
Für mich sind bereits einige Voraussetzungen für eine beschleunigte Zulassung erfüllt. Eine 3.Studienphase ist auch danach erforderlich um weitere Daten zu generieren und den "klinischen Nutzen" zu bestätigen. Eine Zulassung ist hiernach auch schon weit vor Studienende möglich. Dementsprechend deute ich auch Kommentare von Merck und auch Moderna bezüglich des weiteren Fortgangs und ersten Gesprächen über den Zulassungsweg mit der FDA zum Jahresende.
Kommerzielles Potenzial von mRNA-4157/V940
Da die meisten Aktionäre vor allem an Zahlen interssiert sind, hier eine kurze Einschätzung. Keytruda generiert einen jährlichen Umsatz von über $ 20 Milliarden US Dollar. Sollte Moderna den Erfolg mit weiteren Daten zur Melanom-Studie bestätigen und auch in weiteren folgenden Studien, etwa Lungenkrebs, erfolgreich sein, liegen die jährlichen wiederkehrenden Einnahmen im Multi-Milliarden Bereich. Alleine der Einsatz von mRNA-4157/V940 mit Keytruda bei Hautkrebs wird auf jährlich etwa $ 2 Milliarden geschätzt.
Warum ich Aktien von Moderna und BioNTech halte
Ich lese immer wieder Diskussionen über den Vergleich der Kursstände und etwaige KGV Vergleiche. Zunächst möchte ich zum KGV erwähnen, dass hier vollkommend außer Acht gelassen wird, dass Moderna dieses Jahr ca. die doppelte Summe in die Entwicklungs- und Forschungsarbeit investiert mit über $ 4 Milliarden US Dollar. BioNTech hat gerade zum Quartalsbericht angekündigt diese Summe auf ca. € 2.0-2.2 Milliarden Euro zu kürzen. Durch die viel höheren Ausgaben in Forschung und Entwicklung leidet natürlich auch das KGV. Ein Vergleich des KGV erachte ich deshalb nicht als zielführend. Ich finde beide Vorgehensweisen spannend und enthalte mich hier einer Bewertung, hoffe aber dass dieser Gedanke hierzu nachvollzogen werden kann.
Ich möchte im Folgenden noch einige Punkte anführen , wieso ich beide Investitionen als sinnvoll erachte und sich ein Investment hier keineswegs ausschließt.
Moderna | Positiv (+) | Negativ (-) |
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BioNTech | Positiv (+) | Negativ (-) |
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Fahrplan bis zum Jahresende für Moderna und BioNTech
Zum Abschluss noch die wichtigsten milestones von Moderna, die bis zum Jahresende zu erwarten sind:
Moderna:
- Influenza-Programm: P303-Update, das die HAI-neutralisierenden Titer gegen die B-Antigene bis Zum Ende dieses Quartals erhöhen soll. Außerdem wird ein Wirksamkeitsupdate zu P302 erwartet.
- „Krebsimpfstoff“: Weitere Updates zu ihrer Phase-III-Studie beim „R&D day“ am 13.09.2023 nächsten Monat. Die nächste wichtige Onkologiekonferenz, ESMO, findet im Oktober statt. Lavina Talukdar (Moderna): „Da ESMO im Herbst stattfindet, würden einige zusätzliche Daten anfallen, aber es wird einen cutoff geben, so dass es möglicherweise nicht genau auf den Daten liegt, denn während wir die Daten sammeln, wird es eine gewisse cutoff-Zeit geben. Punkt. Das ist es, was wir wahrscheinlich zeigen wollen.“
- Therapeutische Pipeline: Stephan Hauge (Moderna): „Nun, ich bin sehr gespannt auf ein Update im September. Wir erwarten das Update dieses Jahr, da letztes Jahr genau dieses Jahr war. Die entscheidende Frage für uns ist, ob wir das in eine entscheidende Studie integrieren können.“ oder Erweiterungsstudie (unhörbar), eine einarmige Studie, die zum Beweis führen würde. Das wird das erste Mal sein, dass wir bei chronischer Dosierung nachweisen, dass wir bei vielen dieser Patienten weit über ein Jahr, 18 Monate, 2 Jahre sind. Und jeder Teilnehmer dieser Studie hat sich dafür entschieden, über alle Dosierungen hinweg in der offenen Verlängerung zu bleiben.“
- HIV: William Schief (IAVI): „Der nächste Schritt in diesem Versuch besteht darin, festzustellen, ob der heterologe Boost die Reifung in Richtung bNAb steigert, wie ich erklärt habe, und wir sind gespannt darauf, dorthin zu gelangen. Wir haben dazu noch keine Daten.“ , aber wir sollten es in den nächsten sechs Monaten schaffen (Anmerkung: Stand April 2023).
Da Moderna auch von möglichen Daten von BioNTech beeinflusst wird (und vice versa), hier auch mögliche Katalysatoren von
BioNTech:
- Daten-Update zu einer iNeST Phase-2-Studie BNT122: Hier gab es Verzögerungen bzgl. der Rekrutierung während der Pandemie und die Datenauslese wurde vom letzten Jahr auf dieses Jahr verlegt. Hierbei handelt es sich auch um eine individualisierte Krebstherapieform (pcv). Der Ansatz geht hier noch etwas weiter, als der von Moderna und Merck. Deswegen sind die Daten auch nur begrenzt vergleichbar.
- Bekanntgabe der Phase-3-Studiendaten für den Influenza Impfstoff durch Pfizer bis zum Jahresende. Hier gilt es die Daten von Moderna im September zu analysieren. Die Daten von Pfizer (lizenziert durch BioNTech) sollten ähnlich ausfallen.
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