Jetzt Tech-Aktien kaufen? Vier Punkte, die Sie beachten sollten.

vom 12.11.2020, 12:33 Uhr
Leeway
13354 Leser

Am Montag haben Pfizer und BioNtech verkündet, dass ihr Impfstoff zu 90 % wirksam sei. Am selben Tag sind nicht nur die Kurse der beiden Unternehmen gestiegen, auch Unternehmen in der Mobilitätsbranche machten einen Sprung nach oben. Auf andere Sektoren wirkten sich die Nachrichten jedoch negativ aus, darunter vor allem Tech-Unternehmen, die in den letzten Monaten Antworten auf die Herausforderungen von Kontaktbeschränkungen und Lockdown geliefert haben. Zusätzlich gehören dazu auch einige Chiphersteller und Unternehmen aus dem Halbleiter-Sektor. (Grund ist eine Rotation aus Wachstum und Corona-Gewinnern zu defensiveren Werte). 

Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in die Verlierer der Woche einzusteigen? Diese Frage wird in der Aktien-Community zur Zeit heiß diskutiert. Vier Punkte, die in diesem Kontext für Sie wichtig sind.



1. Der Tech-Sektor insgesamt ist immer noch teuer.

Auch wenn einige Unternehmen in Folge der Impfstoff-Ankündigung deutliche Kursverluste verzeichnen mussten, kann von einem starken Rückgang des Tech-Sektors nicht die  Rede sein. Der NASDAQ 100 hat seit seinen Höchstständen vor Corona über 20 % an Wert gewonnen. Seit den Tiefständen im März ist er um sagenhafte 106 % gestiegen. Um nach Kaufgelegenheiten aufgrund übertriebener Kursverluste zu suchen, muss man also einzelne, besonders abgestrafte Aktien des Sektors ausfindig machen. Besonders hart getroffen hat es beispielsweise Zoom (-22 %) und Hello Fresh (-15 %). Hier könnte sich aus diesem Blickwinkel ein zweiter Blick lohnen. (Finden Sie hier die Verlierer der Woche.) 

 

2. Ein Impfstoff  bedeutet nicht das sofortige Ende der Pandemie. 

Wissenschaftler äußern Zweifel daran, dass ein Impfstoff unmittelbar das Ende der Pandemie und die Wiederkehr zur Normalität zur Folge haben wird. 

Dafür gibt es verschiedene Gründe: Erst einmal, stellen sich immunologische Fragen nach der vollständigen Wirksamkeit und Immunitätsdauer durch den Impfstoff. Genauso relevant ist jedoch die praktische Herausforderung der Produktion und Verteilung des Impfstoffs. Denn dabei muss natürlich bedacht werden, dass die Covid-Pandemie globale Ausbreitung hat - Dimensionen, die klarmachen, dass eine schnelle Versorgung der Gesamtbevölkerung undenkbar ist.  

 

3. Verbraucher haben sich an die Nutzung von Online-Angeboten gewöhnt. 

Die Idee, Covid habe einen generellen Langzeittrend zur extremen Digitalisierung nur beschleunigt, mag ein wenig übertrieben sein. Während einige Branchen langfristig positive Auswirkungen erleben, werden diese Entwicklungen für andere Branchen und Unternehmen eher kurzfristig sein. Doch während sich in vielen Bereichen das Verhältnis von Online- und Offline-Angeboten wieder Richtung "pre-Covid Normalität“ einpegeln wird, werden Nutzer nicht auf einmal von digitalen Services für Video-Meetings, Online-Banking oder Lieferservices Abstand nehmen. Einen allgemeinen Trend zur Digitalisierung beobachten wir seit Jahren - unabhängig von Covid. 

 

4. Andauernde Rotation ist gefährlich für den Gesamtmarkt

Analysten zeigen sich teils skeptisch, ob die Rotation aus den Corona-Gewinnern in niedrig-bewertete Unternehmer und Corona-Verlierer gelingen kann. So sagt beispielsweise Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets, „ob die Stabübergabe von Technologie-Aktien als den Pandemie-Gewinnern zu Value-Aktien ohne Weiteres“ gelingen kann, sei ungewiss. „Wenn die Anleger auf die Idee kommen, die Amazons und Apples dieser Welt in großem Stil zu verkaufen, ist nicht gesagt, dass diese Erlöse eins zu eins in die von der Pandemie hart getroffenen und weit weniger wachstumsstarken Value-Aktien investiert werden.” Am Ende könnte eine Korrektur bei Tech-Aktien zum Risiko für den Gesamtmarkt werden, weil sich die angehäuften Kursgewinne auf nur wenige Aktien mit sehr hohem Börsenwert konzentrieren. Es gilt nun aufmerksam zu beobachten, ob der Richtungswechsel hin zu Value-Aktien anhalten wird. 

 

Fazit

Der Absturz von Tech-Aktien wird zum Teil übertrieben dargestellt. Eine ganze Reihe an Unternehmen aus dem Sektor konnte in den letzten Tagen Kursgewinne verzeichnen. Der NASDAQ 100 steht 4 % unter seinem Allzeithoch und hat seit Anfang des Jahres 35 % zugelegt.

Es ist unklar, ob die Neubepreisung nach den News schon abgeschlossen ist. In einer solchen Situation sollte man Nachrichten nicht überbewerten. Bisher dürfte jeder erkannt haben: Covid beherrscht die News und dominiert die Schlagzeilen - und der Markt reagiert darauf. Covid News lassen sich verkaufen, werden daher durch die Medien besonders stark gepusht und durch die Bevölkerung aufgenommen. Das hat Auswirkungen auf die Stimmung am Markt und damit die Kurse.

Alles in allem sollten Anleger momentan Ruhe bewahren und nicht vorschnell handeln. Die derzeitige Situation könnte dennoch eine gute Gelegenheit darstellen, die Augen nach niedrig bepreisten Unternehmen im zuvor weit gestiegenen Sektor der „Corona-Gewinner“ offenzuhalten. Auf der anderen Seite würde weitere Schwäche in diesem Bereich den Gesamtmarkt belasten, denn die großen Gewinne seit Corona ruhen Größtenteils auf den Schultern dieser Unternehmen.

 

 

Besuchen Sie unseren Blog, um mehr Artikel wie diesen zu lesen. 

 

Emma Philipp besitzt keine der erwähnten Aktien. PWP Leeway besitzt keine der erwähnten Aktien.

Autor: Emma Philipp, PWP Leeway, Geschäftsführerin 

Aktienhandel wird unkompliziert: www.leeway.tech

Werte zum Blogbeitrag
Name Aktuell Diff. Börse
Hellofresh 12,01 EUR ±0,00 % Lang & Schwarz
Zoom Video Communications Registered (a) 82,34 EUR +0,63 % Lang & Schwarz
Neue Blogbeiträge

Dis­clai­mer: Die hier an­ge­bo­te­nen Bei­trä­ge die­nen aus­schließ­lich der In­for­ma­t­ion und stel­len kei­ne Kauf- bzw. Ver­kaufs­em­pfeh­lung­en dar. Sie sind we­der ex­pli­zit noch im­pli­zit als Zu­sich­er­ung ei­ner be­stim­mt­en Kurs­ent­wick­lung der ge­nan­nt­en Fi­nanz­in­stru­men­te oder als Handl­ungs­auf­for­der­ung zu ver­steh­en. Der Er­werb von Wert­pa­pier­en birgt Ri­si­ken, die zum To­tal­ver­lust des ein­ge­setz­ten Ka­pi­tals füh­ren kön­nen. Die In­for­ma­tion­en er­setz­en kei­ne, auf die in­di­vi­du­el­len Be­dür­fnis­se aus­ge­rich­te­te, fach­kun­di­ge An­la­ge­be­ra­tung. Ei­ne Haf­tung oder Ga­ran­tie für die Ak­tu­ali­tät, Rich­tig­keit, An­ge­mes­sen­heit und Vol­lständ­ig­keit der zur Ver­fü­gung ge­stel­lt­en In­for­ma­tion­en so­wie für Ver­mö­gens­schä­den wird we­der aus­drück­lich noch stil­lschwei­gend über­nom­men. Die Mar­kets In­side Me­dia GmbH hat auf die ver­öf­fent­lich­ten In­hal­te kei­ner­lei Ein­fluss und vor Ver­öf­fent­lich­ung der Bei­trä­ge kei­ne Ken­nt­nis über In­halt und Ge­gen­stand die­ser. Die Ver­öf­fent­lich­ung der na­ment­lich ge­kenn­zeich­net­en Bei­trä­ge er­folgt ei­gen­ver­ant­wort­lich durch Au­tor­en wie z.B. Gast­kom­men­ta­tor­en, Nach­richt­en­ag­en­tur­en, Un­ter­neh­men. In­fol­ge­des­sen kön­nen die In­hal­te der Bei­trä­ge auch nicht von An­la­ge­in­te­res­sen der Mar­kets In­side Me­dia GmbH und/oder sei­nen Mit­ar­bei­tern oder Or­ga­nen be­stim­mt sein. Die Gast­kom­men­ta­tor­en, Nach­rich­ten­ag­en­tur­en, Un­ter­neh­men ge­hör­en nicht der Re­dak­tion der Mar­kets In­side Me­dia GmbH an. Ihre Mei­nung­en spie­geln nicht not­wen­di­ger­wei­se die Mei­nung­en und Auf­fas­sung­en der Mar­kets In­side Me­dia GmbH und de­ren Mit­ar­bei­ter wie­der. Aus­führ­lich­er Dis­clai­mer