Encavis und die aktuelle Kursschwäche
Die im MDAX gelistete Aktie der Encavis AG befindet sich seit mehreren Monaten in einer Seitwärtsbewegung. Kurse unter 12 Euro werden wieder nach oben gekauft, Sprünge über 15 Euro gelingen nicht nachhaltig. Angesichts der besseren Kursentwicklung der meisten anderen Aktien im MDAX handelt es sich dabei allerdings eher um eine enttäuschende denn neutrale Nachricht. Relativ gesehen wird Encavis seit Monaten im Marktkapitalisierungs-Ranking nach hinten durchgereicht. Waren es vor einem Jahr noch Plätze zwischen 60 und 65, ist Encavis laut aktuellster Liste nur noch auf Platz 79 der größten deutschen Unternehmen zu finden.
Dabei geht es Encavis in der Erneuerbare-Energien-Branche nicht allein so. Auch Nordex zum Beispiel kann davon ein Lied singen, rangiert sogar noch hinter Encavis auf Rang 87. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass die akute Energiekrise überwunden und der unmittelbare Schrecken davor nicht mehr so präsent ist.
Die grundsätzliche Lehre daraus, nämlich dass wir mehr erneuerbare Energien brauchen, um unabhängiger von Diktaturen zu werden (und nebenbei noch die Klimaziele einzuhalten), ist nach wie vor valide. An politischer Unterstützung im Abstrakten mangelt es also auch nicht. Im Konkreten aber sieht es da schon anders aus. Trotz anderslautender Versprechen kommt der Bürokratieabbau wenig bis gar nicht voran. Dass genehmigte und fertig gebaute Photovoltaik- oder Windkraft-Anlagen nicht ans Netz gehen können, weil Behörden mit der Prüfung des Passierscheins A38 (Schalter XII, Stiege B, Korridor J) hinterherhinken, ist unfassbar.
Encavis selbst wird beweisen müssen, dass die selbst gesteckten Ziele dennoch erreicht werden. Die bisherige Performance bei den Schlüsselindikatoren Umsatz, EBIT, EPS, Cash Flow usw. ist dabei makellos. Auch die Kommunikation und das Erwartungsmanagement sind diesbezüglich vorbildlich. Man konnte sich in jedem Quartal, in jedem Halbjahr, darauf verlassen, dass die selbstgesteckten Indikatorziele (über-)erfüllt werden.
Meiner Meinung nach besteht einzig bei den kommunizierten Erwartungen zum Ausbau bzw. zur Ausbaugeschwindigkeit Verbesserungsbedarf. Für 2023 haben die meisten Marktteilnehmer, basierend auf den Äußerungen des Vorstands, gerade zum Schlussquartal hin sicher einen höheren Zubau von EE-Anlagen erwartet, und bereits 2022 wurden die vom Markt erwarteten Ausbauziele eher nicht erreicht. Wahrscheinlich ist eine gewisse Enttäuschung darüber auch ein Grund für die aktuelle Kursschwäche.
Wichtig wird also sein, dass das Unternehmen die bis 2027 selbstgesteckten Wachstumsziele erreicht und auch vorher schon einen dahin gerichteten nachhaltigen Wachstumspfad glaubhaft einschlägt. Dass es erklärt, wie die Ausbaupipeline aussieht und ob die Genehmigungsverfahren mittlerweile schneller laufen. Die nächste Gelegenheit, hierüber Klarheit zu schaffen, hat Encavis bei der Vorstellung des Konzernabschlusses 2023 am 26.03.2024. Ich bin schon gespannt.
Ist Encavis hier erfolgreich, dann wächst das Unternehmen, sollte der Aktienkurs weiter stagnieren, irgendwann mal von ganz alleine in eine derart günstige Marktbewertung rein, dass die Aktie auch der letzte Skeptiker haben will, der sie jetzt noch für zu teuer hält.
Werte zum Blogbeitrag
Name | Aktuell | Diff. | Börse |
---|---|---|---|
Encavis | 17,37 EUR | +0,23 % | L&S Exchange |
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