Encavis und der Krieg
Mittlerweile sind mehr als 100 Tage seit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine vergangen; noch immer herrscht Krieg, und ich gehe leider nicht davon aus, dass sich daran so schnell etwas ändern wird. Das daraus folgende menschliche Leid können wir täglich in den Nachrichten sehen. In diesem Artikel möchte ich auf die Folgen des Krieges für Encavis eingehen.
Die unmittelbare Folge betraf nicht nur Encavis, sondern fast den gesamten Erneuerbare-Energien-Sektor (EE). Schnell war klar, dass die fossilen Energien, insbesondere Öl und Gas, als Waffe eingesetzt werden. Die EE sind nun sowohl als Mittel gegen den Klimawandel als auch sicherheitspolitisch gewünscht. So stieg denn auch Encavis innerhalb weniger Wochen von ca. 12 Euro auf über 20 Euro je Aktie. Zuletzt schien es so, als ob die Anleger wieder eher die Spreu vom Weizen trennen und nicht mehr blind in EE rennen. Das leidgeprüfte Nordex zum Beispiel knüpfte wieder an den Vorkriegs-Abwärtstrend an. Encavis blieb vergleichsweise stabil, weshalb es in Kürze wieder in den MDAX zurückkehren wird.
Es ist traurig genug, dass es eines Krieges bedurfte, um das Bewusstsein für die Wichtigkeit von EE zu stärken. Gleiches gilt nebenbei bemerkt auch für unsere Bundeswehr. Richtig gefährlich aber wird es, falls wir alle uns an diesen Krieg gewöhnen und mit ihm auch das Bewusstsein für die notwendigen Änderungen wieder verblassen würde. Ich hoffe, dass das nicht geschieht.
Fundamental spielt es meiner Meinung nach für Encavis sowieso keine Rolle, ob die EE laut Medien oder Politik gerade im Fokus stehen oder nicht. Die Realität ist, dass EE auch ohne Subventionen wettbewerbsfähig sind; dass Encavis darin europaweit nicht nur ein großer Player ist, sondern auch eine gut gefüllte Projektpipeline für weiteres Wachstum hat; und dass nachhaltiges Wirtschaftswachstum ohne EE in Zukunft nicht funktionieren wird. Realitäten wie diese zwingen den Markt früher oder später zur Einsicht.
Im Zuge des Krieges stiegen auch die Energie- und Strompreise noch stärker. Encavis profitiert davon, denn immerhin 25% des erzeugten Stroms aus den großen neueren PV-Anlagen werden zu den aktuellen Preisen verkauft (75% zu fixen Preisen über die PPA-Verträge). Da ich davon ausgehe, dass sich an den hohen Energiepreisen so schnell nichts ändern wird, rechne ich mit mindestens einer Runde, in der Encavis die Umsatz- und Ergebnisprognose für 2022 deutlich nach oben korrigieren wird.
Man könnte sich durchaus auch negative Folgen des Krieges vorstellen, z.B. Cyberangriffe auf das Stromnetz oder auf die EE-Anlagen. Oder steigende Inflation und steigende Zinsen. Trotzdem war ich in den 13 Jahren, in denen ich hier schon investiert bin, noch nie so optimistisch bzgl. Encavis wie aktuell. Denn nach heutigem Stand erscheint die künftige Nachrichtenpipeline für das Unternehmen wegen guter Wachstums- und Renditeaussichten sehr positiv. Hinzu kommt: Das Wetter in 2022 läuft bislang eher EE-freundlich, zuletzt war der Mai in fast ganz Europa überdurchschnittlich sonnig (Quelle: https://www.dwd.de/DE/leistungen/rcccm/int/rcccm_int_sun.html). Die zurückliegende Hauptversammlung sowie verschiedene Interviews der Vorstände haben gezeigt, dass das Unternehmen hervorragend geführt wird. Im Aufsichtsrat läuft gerade ein behutsamer Generationenwechsel, und das Unternehmen scheint immer auf Solidität und nie auf die reißerische Überschrift aus zu sein.
Was das für die Kursentwicklung der Encavis-Aktie bedeutet, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht denken andere genau so und dieser Optimismus ist bereits in den aktuellen Kursen eingepreist. Dagegen spricht allerdings die immer noch hohe Anzahl der EE-Skeptiker um mich herum. Ich denke, dass viele Marktteilnehmer selbst in diesen Zeiten des Kriegs das enorme Potenzial und die schiere Notwendigkeit der Energiewende immer noch nicht voll erfasst haben.
Werte zum Blogbeitrag
Name | Aktuell | Diff. | Börse |
---|---|---|---|
Encavis | 17,13 EUR | ±0,00 % | Lang & Schwarz |
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