Die Machtlosigkeit des Feds und der EZB
Wer in den Foren mitliest versucht vermutlich sich zu informieren, denn viele dieser Marktbewegungen sind nicht mehr nachvollziehbar. Ich hoffe mit einem Schluck aus dem Gral der Erkenntnis etwas Verständnis zu vermitteln.
Inflation ist das Thema und wir können debattieren ob vorübergehend oder andauernd, was bloss auf eine Ungenauigkeit der Daten sowie deren Messbarkeit herausläuft und sich im Moment sowieso in Preisanstiegen bemerkbar macht. Das ist das einzige was uns als Konsument interessiert, egal ob vorübergehend oder anhaltend. Somit ist eher die entscheidende Frage, kann oder wird das Fed & EZB überhaut etwas dagegen machen (können)?
Stellen wir uns vor, ich wäre ein erfolgreicher Investor und verdiene eine Million pro Jahr und besitze nur ein Kg Gold. Von der Bank erhalte ich die Kreditwürdigkeit für mehrere Millionen und baue damit ein Haus etc.. alle sind guter Laune und verdienen ihren Teil. Der Glaube an meinen Job und die Kontinuität vermittelt das Vertrauen. Das Gleiche fand auch vor 1971 statt als Nixon den USD vom Gold loslöste. Man vertraute in die Wirtschaftsleistung der grossen westlichen Welt und sah kein Bedürfnis ja Notwendigkeit die Verpflichtungen auf die vorhandenen Goldmengen (Reserven) zu beschränken.
Geld hat die Funktion eines Wertspeichers (zeitlich begrenzt) und ist geeignet für den Transport. Das Element Vertrauen ist das wichtigste. Dies ist auch bei Crypto oder Gold notwendig. Der Unterschied in Forex und Geld ist eine Bewertungsangelegenheit unter Berücksichtigung der Wirtschaftsleistung, Schulden und Erwartung(Vertrauen). Solange die jeweilige Wirtschaft ein Wachstum aufweist, ist es möglich auch die Verpflichtungen/Sicherheiten auszuweiten. Seit 2008 hat man nicht wirklich Geld gedruckt sondern das Fed hat ein paar wenigen Banken die Reserven ausgedehnt.
Damit sollten diese Banken ihrerseits Kredite zum ankurbeln der Wirtschaft an die Industrie und Unternehmer weitergeben. Diese Kreditreserven sind gewaltig gross, aber zirkulieren nicht direkt in bar, ich kann damit keinen Einkauf tätigen oder ein Mittagessen bezahlen.
Wir müssen Wertansammlungen verstehen in einer Summe von Verpflichtungen die auf Vertrauen basieren. Der Wert einer Aktie, die Sicherheiten einer Bank zur Anderen, die Hypotheken, die Credit Default Swaps, Metall -käufe/verkäufe an der Comex, Corperate Bonds, Fremdwährungen etc... Diese Zusätzlichen Kredite gelangen aber auch und immer mehr als Derivate und an die Börse. Da diese immer höhere Kurse erlangen, entstehen auch immer höhere Bilanzwerte die noch mehr Sicherheiten verlangen um einen Absturz zu verhindern. Alle diese Werte finden sich in den wachsenden Bilanzen der Finanzinstitute wieder, weltweit übergreifend und bilden eine intransparente Verknüpfung die keine Zentralbank nur annähernd versteht geschweige steuern kann.
Wieviel Kredit gibt mir die Bank also, wenn ich eine Million im Jahr als Investor verdiene ? 2Mio, 5Mio, 10Mio und dagegen halte ich nur 1kg Gold, und einen Job ohne Erfolgsgarantie. In diesem Licht ist es ein Witz zu glauben, das Fed könnte etwas korrigieren. Alan Greenspan dachte er könne mit Viertel- und Halb- Prozenten Zins an/abstiegen so tun als würde er etwas steuern. Im Prinzip basiert die moderne Finanzpolitik auf der Wahrnehmung oder Beeinflussung der Erwartung. Schon nur der Name QE (Quantitatve Easing) soll das Gefühl von Entlastung vermitteln. Somit werden alle schlechten Daten so interpretiert, dass wir denken sie haben es unter Kontrolle und es ist nicht so schlimm wie wir es in der Schule gelernt haben. Werkzeuge und Instrumente mit denen die Inflation bekämpft werden kann, tönt besser als gestaffelter Zinsanstieg. Denn unsere Einstellung oder Erwartung bewirkt wie wir uns am Markt verhalten.
In diesem weltweiten, stagnierenden Wirtschaftswachstum, stellt sich die Frage wie gross ist das Vertrauen und wo ist das Limit. Wachstum, CPI, Handelsbilanz, Schulden, das sind messbare Zahlen aber auf der Zeitachse haben wir das Problem, a) keinen Zinsertrag für Erspartes, b) wo oder wann ist ein Staat wie die USA überschuldet oder wie hoch ist das Vertrauen ?
Um das System aufrecht zu halten, hat man die Kredite von Fed zu Banken dermassen ausgeweitet, dass es von Bank zu Bank keinen Geldverleih mehr gibt, dass risikobewertete Schulden und Collaterals als fungible Assets gehandelt werden, und mit diversen Finanzinstrumenten eine limitierte Anzahl von physischem Edelmetall oder Aktien um ein Mehrfaches in anderen Finanzprodukten gehandelt werden. Risiken und anders bewertete Collaterals dienen als Instrument gegen die grossen Kreditausweitungen, aber Riskiken bleiben Riskiken auch wenn sie schön global verteilt werden.
Was sich in der USA nicht geändert hat, ist die Vorstellung über die 10Jahres Anleihen, die sollten ca. 1.2-2% über der Inflation sein, die Hypos ca. 1.5-2% über den 10J Anleihen und die Kreditkarten ca. 2-4% über den Hypos. Da wir schon einige Zeit dies nicht mehr sehen, ist das Verlangen aus dem Kreditgeschäft für ein Tapering extrem gross und offensichtlich bei einer Inflation über 5% unmöglich für J.Powel dies auch nur annähernd umzusetzen. (Hypos wären dann by 7%-9%)
Vielleicht verstehen wir jetzt auch warum das Fed immer an diesem 2% Inflationsziel festhängt. Warum sollte überhaut eine Preis-Inflation stattfinden. Wäre es nämlich kontrollierbar, mit all diesen tollen Tools aus der Toolbox des Feds. Wäre es da nicht schön, wir hätten null Prozent Inflation ? Das Geld wird bei 0% Zins so angelegt und herausgegeben, dass durch die Preisinflation jeder die 2% Zins bezahlt. Wie praktisch.
Ok nach so viel Klugschmeissen, wie wird es weiter gehen ? Spielt Evergrande da eine Rolle ? Evergrande ist nicht mit Lehman vergleichbar, Evergrande kommt mit Voranmeldung, aber China spielt hier trotzdem mit, denn das Problem ist global. Aber wir müssen zuerst verstehen, dass Chn sich in den späten 70ern dem Kapitalismus anpassen musste, freie Kapitalzonen Shenyang Chengdu, Wuhan, etc.. Entscheid nicht wie die UDSSR zu zerfallen. Durch die Wirtschaftseinbrüche 2013-2015 musste Chn aber ihre eigenen Reserven aufwenden um nicht selber in einen sytemrelevanten Zerfall zu geraten. Man musste das kapitalistische Experiment laufen lassen, mit der Absicht es dann später wieder korrigieren zu können. Somit hat es ab 2013-2015 das ganze Weltwirtschaftssystem aufrecht gehalten. Aber 2013 erlaubte Chn auch Corperate Bonds Defaults um dem Auswuchs Einhalt zu gewähren. Auch Evergrande ist eine Reaktion auf die sukzessive Bemühung, die Kontrolle über die Schattenfinanzmacht zurückzugewinnen. Sonst verliert der Machtkomplex Regierung an den Machtkomplex Kapital.
Mit dem Aufblasen der verschiedensten Blasen (Stocks, Hypos, Repos, Collaterals) etc. entstehen vermehrte Ausweitungen der Bilanzen von Finanzinstitutionen, gleichzeitig wird aber kein Mehrwert generiert. Also nicht mehr Güter die von immer mehr in Geld bewerteten Verpflichtungen in Beziehung stehen. Eine Aktie von AutoHersteller-X steigt an, obwohl die Anzahl Autos nicht gekauft wurden um diesen Anstieg zu rechtfertigen. (nur ein (Teil)Bewertungsaspekt ich weiss). Aber insgesamt fliesst mehr Liquidität in den Markt und dereguliert die Preise oder eben die Bewertungen.
Wenn zB durch COVID oder durch Erholung ein erhöhter Absatz erwartet wird in Rohstoffen oder Aktien, dann werden über diese Kredite grosse Volumen an Oel, Gas, etc an den Futures gekauft und treiben die geringen Produktionen in die Höhe. Dies trägt zu den Preisanstiegen bei, die wir als Konsumenten wieder verspüren. Neben den COVID bedingten Engpässen.
Das grosse Problem ist nun, der Anstieg der Preise, obwohl es eigentlich nicht sollte, da nur wenig mehr Geld effektiv gedruckt wurde. Das erklärt wieso J.Powell so ungläubig wirkt, wenn er für die Inflation eine Erklärung sucht. Ich habe da meine eigene Annahme wie es sich entwickeln wird.
Meine Hypothese:
Es kommt wie es kommen muss.... denn sie wissen nicht was sie tun.
Kein oder minimales Tapering, Zinsanstieg um jeden Preis abwürgen um seinen eigenen Schuldenberg noch finanzieren zu können. Das Ausland wird da mitmachen, denn die meisten (auch Chn) halten Investitionen in USD. Ein Zinsanstieg wäre auch für die nicht finanzierbar.
Börsengeld wird in andere Segmente fliessen, solche die Wachstum generieren, wie zB Green Energy, Rohstoffe, etc..
Aber der kleinste schwarze Schwan der auftaucht, wenn es unerwartet ist, kann massive Verwerfungen verursachen. Auch ein globaler Stimmungskiller kann schon die ErwartungsPropaganda des Fed’s ins Schwanken bringen. Somit wird versucht ein anderer als J.Pwl im Februar an die Spitze zu bringen um neue Hoffnung zu vermitteln.
Aber auch ein Neuer kann den Zinsanstieg nur verhindern, indem er weiter Anleihen zurückkaufen kann, also das Tapering nur in Aussicht stellt. Also fliesst jetzt seit Ende 2019 Geld und die Bilanzen werden weiter aufgepumpt.
Die meisten Zentralbanken sichern sich mit Gold ab, denn dies wäre bei einem Übergang, die einzige messbare Sicherheit die Vertrauen bei allen Institutionen weltweit geniesst.
Nachtrag:
Auf jeder Webseite einer Nat.Bank sind Studien, die bestätigen, dass QE nicht die Ziele erreicht die beabsichitigt waren. Das Beispiel Japan zeigt, dass es seit 20 Jahren keine Verbesserung gebracht hatte. In der USA wird von Yellen das Beispiel Japan genommen um zu zeigen, dass es mit einer höhere Verschuldung nicht schlimmer werden kann für die USA. Sie ignoriert zumindest öffentlich, die bessere Export Bilanz von Japan gegenüber der USA, oder dass der Yenn keine Weltwährung ist, oder dass die Bevölkerung Ersparnisse hat und damit Regierungsanleihen kauft, oder dass Japan es sich noch leisten kann US Anleihen zu kaufen. Yellen beziffert die öffentlichen Schulden bei 105% des BSP(BruttoSozProd) und ignoriert die Soz.&Gesundheits Schulden, die der Gemeinden und Bundesstaaten die ebenfalls dem Schuldenberg zutragen.
Ich kenne keine passendere Definition für ein Ponzi System (Scheeballsystem) als mit nur neuem Geld (Schulden) bestehende alte Verpflichtungen zu begleichen um damit das System aufrecht zu erhalten.
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