WASHINGTON (dpa-AFX) - Er soll eine Alternative zum "Crew Dragon" der Raumfahrtfirma SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk sein: Seit Jahren entwickelt das US-Luft- und Raumfahrtunternehmen Boeing im Auftrag der Nasa den "Starliner", der US-Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) bringen soll. Doch während der "Crew Dragon" mittlerweile weitgehend ohne Probleme Mensch und Technik zur ISS befördert, kämpft Boeing immer wieder mit Schwierigkeiten.

Der "Starliner" ist das größte jemals gebaute Raketensystem der Raumfahrtgeschichte. Er ist ein teilweise wiederverwendbares Raumfahrzeug, das aus einer rund drei Meter hohen Kapsel für die Besatzung und einem Servicemodul besteht und im Unterschied zum "Crew Dragon" nicht auf dem Wasser, sondern auf der Erde landet.

Nach Herstellerangaben kann der "Starliner" ähnlich einem autonomen Fahrassistenten im Auto selbstständig fliegen. Nach der Rückkehr des Besatzungsmoduls per Fallschirm auf die Erde dauert es demnach etwa ein halbes Jahr, bis dieses wieder einsatzbereit wäre. Es könne bis zu zehnmal wiederverwendet werden, so Boeing.

Immer wieder Probleme und Verzögerungen

Nach ersten Plänen sollten Boeing und SpaceX schon 2017 mindestens einen Testflug zur ISS mit Nasa-Astronauten an Bord absolviert haben. Damals wird ein möglicher Auftragswert von 4,2 Milliarden US-Dollar für Boeing und 2,6 Milliarden Dollar für SpaceX festgehalten. Doch gerade beim "Starliner" kommt es in der Folge immer wieder zu Verzögerungen.

Während Konkurrent SpaceX bereits seit 2020 acht Crews zur ISS geschickt hat, bringt der erste bemannte "Starliner"-Testflug nach mehreren Verschiebungen schließlich erst am 6. Juni 2024 zwei US-Astronauten vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral sicher auf die ISS. Doch wegen unvorhergesehener Probleme beim Hinflug steht der eigentlich für eine Woche später geplante Rückflug weiterhin aus.

Schon im Dezember 2019 scheitert der erste große Härtetest. Nach dem Start mit einer unbemannten Raumkapsel an Bord treten durch einen falsch laufenden Timer Probleme bei der automatischen Zündung der Antriebe auf. In der Folge verbraucht das Raumschiff so viel Treibstoff, dass es nicht mehr zur ISS gelangen kann. Bereits zwei Tage nach dem Start setzt das Raumschiff rund eine Woche vor der ursprünglich vorgesehenen Rückkehr wieder auf der Erde auf.

Im Mai 2022 schließlich absolviert der "Starliner" erstmals einen erfolgreichen unbemannten Flug zur ISS - und verbringt dort vier Tage. Für die Zukunft ist geplant, dass das Raumschiff nach erfolgreich absolvierten Tests regelmäßig zur ISS und zurück fliegt./sfi/DP/ngu