DORTMUND (dpa-AFX) - Der Wachstumskurs des Elektrolysespezialisten Thyssenkrupp Nucera gerät immer stärker ins Stocken. So halten sich Kunden mit Investitionen beim Thema "grüner Wasserstoff" zunehmend zurück, auch weil weiterhin die Bedingungen zu Regulierung und Förderung unklar sind. Das zum Industriekonzern Thyssenkrupp gehörende Unternehmen strich daher am Freitagabend nach Börsenschluss die Umsatz- und Ergebnisprognose für das Wasserstoffgeschäft für das kommende Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende September).

"Bedauerlicherweise haben die bekannten Bremsfaktoren, wie etwa die Unsicherheiten bei der Regulatorik und der Förderung, nicht an negativer Kraft verloren", kommentierte Konzernchef Werner Ponikwa. Fortschritte auf der Regulierungsseite seien zwar erkennbar, aber gleichzeitig noch nicht ausreichend, um die Investitionsdynamik wieder zu beschleunigen. "Die Folge sind weitere Verzögerungen neuer Projekte auf Kundenseite."

Am Aktienmarkt wurde das Papier am Montagmorgen abgestraft - es sank um mehr als sechs Prozent auf ein Rekordtief. So strich das Bankhaus Metzler seine Kaufempfehlung für Nucera. Es sei enttäuschend, dass auch die Nische des Wasserstoffspezialisten - die Dekarbonisierung im Industriebereich - erneut Federn lasse, schrieb Analyst Guido Hoymann. Im Sog von Nucera verlor die Aktie von Thyssenkrupp knapp ein Prozent.

Zuletzt hatte Thyssenkrupp Nucera für das Geschäft mit der alkalischen Wasserelektrolyse (AWE) 700 bis 800 Millionen Euro Umsatz für 2024/25 ausgegeben. Bereits Mitte Mai zu den Zahlen des zweiten Geschäftsquartals hatte das Unternehmen seine Aussichten für das zuvor rasant wachsende Geschäft sowohl im laufenden als auch im kommenden Geschäftsjahr gesenkt.

Bereits damals hatte das Unternehmen die Diskrepanz in Europa und Nordamerika zwischen ursprünglich geplanten Projekten und finalen Investitionsentscheidungen moniert. Nucera kritisierte zudem das Tempo der Förderzusagen und forderte den Abbau solcher "Investitionshemmnisse".

Dagegen kommt das Unternehmen beim Abbau bestehender Aufträge voran und schnitt im dritten Quartal vorläufigen Berechnungen zufolge besser ab als vom Markt erwartet. So stieg der Umsatz der Gruppe um mehr als ein Viertel auf 236 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank um sechs Millionen auf eine Million Euro. Nucera steckt derzeit viel Geld in den Hochlauf seines Wasserstoffgeschäftes, was auf die Ergebnisse drückt. Analysten hatten im Schnitt mit einem operativen Verlust gerechnet.

Für das laufende Geschäftsjahr bestätigte das Unternehmen daher die Prognose und erwartet weiter einen Umsatz von 820 Millionen bis 900 Millionen Euro sowie einen operativen Verlust im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Auch die Umsatz-Prognose für das Wasserstoffgeschäft von 500 bis 550 Millionen Euro wurde bekräftigt.

Die vollständige Bilanz für das dritte Quartal will das Unternehmen am 13. August vorlegen./nas/mne/mis