GRÜNHEIDE (dpa-AFX) - Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung des Tesla -Autowerks in Brandenburg rechnet das Unternehmen wegen Produktionsstillstands mit wirtschaftlichen Schäden im "hohen neunstelligen Bereich". Dies teilte Tesla-Vertreter André Thierig am Dienstag mit. Man gehe von einer mehrtägigen Unterbrechung der Stromversorgung aus. Es sei unklar, wann die Produktion wieder aufgenommen werde. Ob dies Anfang nächster Woche geschehen könne, werde sich in den nächsten Tagen zeigen.

"Wir sind tief, tief bestürzt über das, was heute passiert ist", sagte Thierig. Es sei bereits der zweite direkte Anschlag auf die Stromversorgung der Fabrik. Hinzu komme ein dritter Anschlag auf die Eisenbahnanlage in der Nähe. Tesla sei inzwischen sehr besorgt um die Sicherheit der Mitarbeiter. Dennoch habe es Tesla geschafft, die Anlagen kontrolliert zum Stillstand zu bringen. "Es gab zu keiner Zeit irgendeine Gefährdung, sei es für Mensch oder Umwelt." Es hätte jedoch sehr viel Schlimmeres passieren können, sagte der Manager.

Es handele sich aus Sicht von Tesla klar um einen "Anschlag auf diese Industrieansiedlung" in Brandenburg, sagte Thierig. Mehr als 12 000 Mitarbeiter könnten derzeit nicht beschäftigt werden. Derzeit herrsche eine sehr kritische Grundstimmung gegen Tesla. "Das finden wir überhaupt nicht schön, das wollen wir nicht", sagte Thierig. Ob dies Auswirkungen auf den weiteren Ausbau der Fabrik haben könnte, könne er derzeit nicht sagen. Aktuelle Drohschreiben habe es aber nicht gegeben.

Unbekannte hatten nach Angaben des Innenministeriums Brandenburg am frühen Dienstagmorgen einen Hochspannungsmast bei Steinfurt, einem Ortsteil von Gosen-Neu Zittau, in Brand gesetzt. Eine linksextremistische Gruppe bezichtigte sich selbst des Anschlags.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) betonte, das Land stehe klar zu Tesla an diesem Standort und werde alles tun - "soweit man das bei terroristischen Aktivitäten kann" - weitere Vorfälle dieser Art zu verhindern und die wirtschaftlichen Schäden in Grenzen zu halten. Von örtlichen Kritikern des Tesla-Werks forderte Steinbach eine eindeutige Distanzierung von dem Anschlag.

Der Brand am Strommast habe die ganze Region getroffen - Zehntausende Menschen in sechs Gemeinden sowie Krankenhäuser und Altenheime, wo Menschen teils auf Sauerstoffversorgung angewiesen seien, sagte der Minister. "Es ist von denjenigen, die diesen Anschlag verübt haben, billigend in Kauf genommen worden, dass Menschen dadurch verletzt werden. Ich glaube, das ist eine neue Qualität, die wir an der Stelle haben."/mow/vr/DP/nas