AMSTERDAM/RÜSSELSHEIM (dpa-AFX) - Der Opel-Mutterkonzern Stellantis hat im vergangenen Jahr deutlich mehr verdient und dabei von höheren Verkaufspreisen und Einsparungen profitiert. Der Nettogewinn kletterte auf 16,8 Milliarden Euro und damit um gut ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr, wie der weltweit viertgrößte Autokonzern am Mittwoch mitteilte. Der Umsatz zog um 18 Prozent auf 179,6 Milliarden Euro an - obwohl Stellantis mit Marken wie Peugeot, Fiat, Chrysler und Opel mit 5,7 Millionen Auslieferungen rund zwei Prozent weniger Fahrzeuge verkaufte. Den größten Schub gaben höhere Preise und Wechselkurseffekte infolge des schwächeren Euros.

Die Stellantis-Aktie stieg am Nachmittag in Paris um 1,2 Prozent auf 16,06 Euro. Von den Tiefs bei teils unter 12 Euro im vergangenen Sommer und Herbst hat sich der Kurs bereits wieder spürbar erholt. Der Konzern habe sich im zweiten Halbjahr widerstandsfähiger erwiesen als erwartet und besser abgeschnitten als gedacht, schrieb Jefferies-Analyst Philippe Houchois.

Stellantis gab zudem am Mittwoch geplante Dividendenzahlungen von zusammen 4,2 Milliarden Euro - 1,34 Euro je Papier und damit 30 Cent mehr als zuletzt - sowie ein Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro bekannt. Diese Zahlungen kommen den Anteilseignern direkt oder indirekt zugute. Das Rückkaufprogramm sei eine positive Überraschung, merkte Experte George Galliers von Goldman Sachs an.

Stellantis war im Tagesgeschäft unerwartet profitabel. So stieg der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern um 29 Prozent auf 23,3 Milliarden Euro. Vom Umsatz blieben damit 13 Prozent als operativer Gewinn hängen, 1,2 Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor. Konzernchef Carlos Tavares hatte mit der Prognose mindestens 12 Prozent in Aussicht gestellt. 2023 soll die operative Marge zumindest wieder zweistellig ausfallen.

Der Konzern, der Anfang 2021 aus der Fusion des Peugeot-Herstellers PSA und Fiat Chrysler hervorgegangen war, hat sein wichtigstes Geschäft in Nordamerika. Dort stieg die operative Gewinnspanne um 0,1 Punkte auf 16,4 Prozent. In Europa lag sie bei 9,9 Prozent nach 9,1 Prozent im Vorjahr. Auch Opel und seine britische Schwestermarke Vauxhall konnten in der EU etwas von steigenden Preisen profitieren. Finanzielle Details zum Abschneiden von Opel veröffentlichte Stellantis nicht.

Beim Verkauf vollelektrischer Autos legte Stellantis im vergangenen Jahr um 41 Prozent auf 288 000 Fahrzeuge zu. Die Palette an E-Autos werde von aktuell 23 auf 47 Modelle bis Ende 2024 erhöht. Stellantis habe die Wirksamkeit seiner Elektrifizierungsstrategie in Europa unter Beweis gestellt, sagte Konzernchef Carlos Tavares. "Wir verfügen nun über die Technologie, die Produkte, die Rohstoffe und das komplette Batterie-Ökosystem, um die gleiche Transformation auch in Nordamerika zu vollziehen."

Die rund 13 000 Stellantis-Beschäftigten in Deutschland erhalten erneut eine Jahresprämie von 2000 Euro. "Das ist die vierte Auszahlung in Folge für unsere Mitarbeiter und der höchste Betrag für ein Kalenderjahr. Die Gewinnbeteiligung ist mit dem Betriebsrat vereinbart und berücksichtigt die bei Opel gesetzten Ziele", sagte Personalchef Ralph Wangemann am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Mit den Zahlungen werde die Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im vergangenen Jahr anerkannt. Bereits 2021 hatte es für die Beschäftigten in Deutschland eine gleich hohe Prämie gegeben, die aber einen längeren Zeitraum berücksichtigte. Weltweit steigerte Stellantis die Mitarbeiter-Ausschüttungen für 2022 um 200 Millionen auf 2 Milliarden Euro. Darin enthalten sind Gewinnbeteiligungen und variable Boni. "Wenn es dem Unternehmen gut geht, geht es allen Mitarbeitenden gut", erklärte dazu Konzernchef Tavares./men/evs/ceb