HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr bleiben die Aussichten für den Sportartikelhersteller Adidas vorerst mau. Der neue Konzernchef Björn Gulden kündigte für 2023 ein "Übergangsjahr" an. So bleibt das wirtschaftlichen und politische Umfeld und die Auswirkungen auf die Konsumlaune unsicher; das Unternehmen sitzt wie die Branche auf hohen Lagerbeständen. Dazu beschäftigt das Ende der Kooperation mit Kanye West im vergangenen Jahr Adidas auch weiterhin. Der Konzern sitzt noch auf einem hohen Bestand an Yeezy-Produkten, die er derzeit nicht verkaufen kann.

Die Adidas-Aktie verlor am Mittwoch zum Handelsbeginn 2,4 Prozent. Zuletzt konnte sie die Verluste dann auf gut ein Prozent reduzieren, gehörte aber weiterhin zu den schwächsten Titeln im Dax . Marktteilnehmer zeigten sich zunächst enttäuscht von der Dividende und den bestätigten Ausblick für das laufende Jahr. Die endgültigen Zahlen deckten sich weitgehend mit denen im Februar bereits veröffentlichten, notierte Analyst Piral Dadhania von der kanadischen Bank RBC. Die Angaben zu den Lagerbeständen zeigten einen Anstieg um fast die Hälfte. Sie lägen mit 6 Milliarden Euro über seiner Annahme, schrieb der Experte.

"2023 wird ein Übergangsjahr sein, um die Basis für 2024 und 2025 zu legen", sagte Adidas-Chef Gulden bei der Vorlage der Jahreszahlen am Mittwoch in Herzogenaurach. Das Unternehmen müsse Lagerbestände abbauen und Rabatte zurückfahren. "Im Jahr 2024 können wir dann wieder mit dem Aufbau eines profitablen Geschäfts beginnen", sagte der Manager, der zu Jahresbeginn vom Lokalrivalen Puma zu Adidas gewechselt war.

Unterdessen kommt es zu erheblichen Veränderungen im Vorstand. Der für den Vertrieb zuständige Roland Auschel wird Adidas nach 33 Jahren verlassen, von denen er allein zehn Jahre als Vorstandsmitglied bei dem Konzern verbracht hat. Nachfolger soll zum 1. April Arthur Hoeld werden, der auch bereits 25 Jahre bei Adidas ist. Ebenfalls seinen Posten abgeben wird Produkt- und Marketing-Vorstand Brian Greevy, dessen Aufgaben Konzernchef Gulden übernimmt. Der Vertrag des seit 2017 amtierenden Finanzvorstands Harm Ohlmeyer wurde hingegen um drei weitere Jahre verlängert.

Auf Gulden und sein Team warten große Aufgaben. Vor allem der Ärger um die Yeezy-Produkte lastet auf Adidas. Das Unternehmen hatte die Kooperation aufgekündigt, unter anderem wegen Antisemitismus-Vorwürfen gegen den Rapper. Für 2023 erwartet der Konzern allein daraus Umsatzeinbußen von 1,2 Milliarden Euro.

Bereits im Schlussquartal 2022 fielen Erlöse von etwa 600 Millionen Euro durch die Kündigung der Kooperation weg. Noch prüft Adidas, ob und wie die Produkte noch verwendet werden könnten. Bereits im Februar hatte das Unternehmen jedoch im schlechtesten Fall eine Abschreibung von einer halben Milliarde angekündigt und einen Betriebsverlust von 700 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Mögliche Abschreibungen und Sondereffekte herausgerechnet, dürfte das Ergebnis an der Gewinnschwelle liegen.

2022 hatte Adidas deutliche Gewinneinbußen verzeichnet. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft brach von knapp 1,5 Milliarden auf 254 Millionen Euro ein. Der Sportartikelhersteller bestätigte seine bereits vorgelegten vorläufigen Zahlen. Im vierten Quartal stand sogar ein Verlust von 482 Millionen Euro zu Buche nach 123 Millionen Euro Gewinn ein Jahr zuvor. Die Aktionäre müssen daher auf eine deutlich geringere Dividende einstellen: Sie sollen für 2022 eine Zahlung von 0,70 Euro je Aktie erhalten nach 3,30 Euro im Vorjahr, wie Adidas weiter mitteilte.

Adidas hatte im vergangenen Jahr mehrfach die Prognose senken müssen. Der frühere Chef Rorsted, dessen Vertrag ursprünglich bis 2026 lief, musste gehen. Er erhält inklusive Entschädigungszahlungen insgesamt bis zu knapp 16 Millionen Euro, davon zwölf Millionen Euro als einmalige Abfindung./nas/mis/stw