BERLIN (dpa-AFX) - Der Essenslieferdienst Delivery Hero hat sich mit der Ausgabe von neuen Wandelanleihen an institutionelle Investoren frisches Kapital besorgt. Der angestrebte Bruttoerlös von einer Milliarde Euro sei erzielt worden, teilte das im MDax notierte Unternehmen am späten Montagabend in Berlin mit. Die Papiere laufen bis Februar 2030. Wegen der erwartbaren Verwässerung der Zahl aller Aktien rutschten die Delivery-Hero-Anteilsscheine am Dienstagmorgen zuletzt um gut 4 Prozent auf 42,36 Euro.

Mit dem Kursrutsch setzt sich der jüngste Abwärtstrend seit dem Zwischenhoch von 57,82 Euro Anfang Februar fort, bis zu dem sich der Wert der Papiere ausgehend vom Oktober-Tief fast verdoppelt hatte. In den Blick könnte nunmehr die 40-Euro-Marke geraten, die im November und Dezember immer wieder Halt gegeben hatte.

Die Wandelanleihen wurden den Angaben zufolge unter Ausschluss der Bezugsrechte der Aktionäre im Rahmen einer Privatplatzierung an institutionelle Investoren ausgegeben. Sie können anfänglich in gut 17 Millionen neue oder bestehende Aktien gewandelt werden, wie Delivery Hero weiter mitteilte. Der anfängliche Wandlungspreis beträgt 57,75 Euro, dies ist ein Aufschlag von 40 Prozent auf den Referenzpreis von 41,25 Euro. Verzinst werden die Titel mit 3,25 Prozent jährlich.

Der Erlös soll zur Finanzierung des Rückkaufs ausstehender Wandelschuldverschreibungen und für allgemeine Unternehmenszwecke verwendet werden. Damit solle das Fälligkeitsprofil verbessert und eine starke Liquiditätsposition bewahrt werden, hieß es weiter.

Konzernchef Niklas Östberg dürfte damit Konsequenzen aus dem vergangenen Jahr ziehen, als neben einem vorsichtigen Ausblick auch Sorgen um die Refinanzierung von ausstehenden Wandelanleihen die Aktie an einem Tag deutlich im zweistelligen Prozentbereich abstürzen ließen. Investoren fragten sich zunehmend, wie die Konzernführung anhaltend hohe Investitionen und Rückzahlungen gleichzeitig stemmen will. Erst mit der Sicherung neuer Finanzmittel im Milliardenwert schaffte Östberg Klarheit und versöhnte damit Anleger.

Analysten reagierten auf die aktuellen Nachrichten mit gemischten Gefühlen. Während Bernstein-Experte William Woods eine Verbesserung bei den Fälligkeitsdaten der Anleihen hervorhob, fragte sich Jefferies-Branchenkenner Giles Thorne, warum Delivery Hero genau jetzt die Wandelanleihen platziert hat. Die Maßnahme komme aus dem Nichts und sei an sich nicht nötig: So habe der Konzern seine Liquidität zuletzt stark verbessert. Der Markt sei davon ausgegangen, dass sich das Management mit einer Entschuldung noch Zeit lassen werde./ngu/tav/stk