ESSENBACH (dpa-AFX) - Gut ein halbes Jahr nach dem Abschalten des Atomkraftwerks Isar 2 nahe Landshut steht fest: Die Anlage kann nicht mehr hochgefahren werden. Das sagte Guido Knott, Geschäftsführer des Betreibers PreussenElektra, am Mittwochabend in Essenbach.

"Die Vorbereitungen für den Rückbau laufen auf Hochtouren und die für einen Betrieb erforderlichen Kollegen stehen uns schlichtweg nicht mehr zur Verfügung. Das Thema Wiederinbetriebnahme ist für uns damit definitiv vom Tisch", so Knott. Damit erteilte er Spekulationen um einen Neustart der Anlage eine Absage.

Am 15. April um kurz vor Mitternacht war der deutsche Atomausstieg mit dem Abschalten der letzten drei noch laufenden Meiler vollzogen worden. Neben Isar 2 waren dies das Atomkraftwerk Emsland in Niedersachsen sowie Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg.

Die offizielle Rückbaugenehmigung für Isar 2 steht noch aus, die zuständige Behörde ist das bayerische Umweltministerium. In dem Kraftwerk laufen aber seit April Vorbereitungen für den Rückbau. Der Meiler Isar 1 war bereits 2011 vom Netz genommen worden, die Rückbaugenehmigung wurde 2017 erteilt. Die Kosten für den gesamten Rückbau hatte der Betreiber im Frühjahr mit rund 2,2 Milliarden Euro beziffert. Insgesamt seien mit den Meilern Isar 1 und 2 in den vergangenen 44 Jahren 600 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt worden, hieß es.

Kraftwerksleiter Carsten Müller erläuterte am Mittwochabend, dass für den Rückbau beider Anlagen künftig die Mitarbeiterteams von Isar 1 und Isar 2 zusammengelegt werden sollen, um Synergien zu schaffen. Im Meiler Isar 1 soll im Januar 2024 mit dem Zerlegen des Reaktordruckbehälters begonnen werden.

In der Anlage Isar 2 sind den Angaben zufolge als eine der vorbereitenden Maßnahmen inzwischen alle Brennelemente aus dem Reaktordruckbehälter entnommen und in das Brennelemente-Lagerbecken eingestellt worden. Im nächsten Schritt sollen nach und nach alle Brennelemente in Behälter und anschließend in das Zwischenlager der Gesellschaft für Zwischenlagerung BGZ am Standort gebracht werden.

Nur einen Tag, nachdem Isar 2 vom Netz genommen worden war, hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gesagt, die Anlage in Landesverantwortung weiterbetreiben zu wollen und von der Bundesregierung eine Änderung des Atomgesetzes gefordert.

Dafür gab es umgehend Kritik. Der Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit nuklearer Entsorgung (BASE), Wolfram König, sagte damals: "Bundestag und alle Bundesländer einschließlich Bayern haben sich nicht nur auf den Ausstieg aus der Kernenergie verständigt, sondern auch die Endlagersuche nach wissenschaftlichen Kriterien auf den Weg gebracht." Der geforderte Sonderweg Bayerns widerspreche geltendem Recht und gefährde die Endlagersuche./fuw/DP/mis