PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Eine erfreuliche Inflationsentwicklung in den USA hat am Mittwoch auch die europäischen Börsen beflügelt. Die schwächere Teuerung habe allerorten für ein Kursfeuerwerk gesorgt, denn sie "öffnet die Tür zur Zinswende" in der weltgrößten Volkswirtschaft, kommentierte Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Von der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed an diesem Abend erwartet er sich zwar noch keine Änderung, im weiteren Jahresverlauf aber durchaus.

Der EuroStoxx 50 ging mit plus 1,40 Prozent auf 5034,43 Punkte aus dem Handel. Damit schloss der Eurozonen-Leitindex nur knapp unter seinem Tageshoch. Für den französischen Cac 40 ging es um 0,97 Prozent auf 7864,70 Punkte aufwärts und der britische FTSE 100 kletterte um 0,83 Prozent auf 8215,48 Punkte nach oben.

"Heute dürfte die Fed die Zinssätze erst einmal nicht antasten, alles andere wäre selbst nach den positiven Inflationsdaten eine faustdicke Überraschung", sagte Oldenburger. Umso spannender sei daher die Frage, wie sich die Notenbank für das zweite Halbjahr positionieren werde und ob eine Zinssenkung im Herbst realistisch bleibe. Sollte die Fed an diesem Abend entsprechende geldpolitische Signale aussenden, könnte sich ihm zufolge die frisch angelaufene Börsenrally "noch ein paar Tage und Wochen fortsetzen".

Die Inflationsdaten haben für die Fed eine entscheidende Bedeutung. Wegen der hartnäckigen Teuerung halten die Währungshüter nach wie vor an ihrer straffen Geldpolitik fest. Die langgehegten Hoffnungen auf Zinssenkungen in diesem Jahr verschoben sich entsprechend immer weiter nach hinten.

Die Aussicht auf möglicherweise bald schon sinkende Zinsen in den USA gab vor allem der Immobilien- und auch der Technologiebranche Auftrieb. Sie waren die Favoriten im Branchentableau. Der Techsektor profitierte zudem auch von der guten Stimmung dank Apple und Oracle . Nach der am Montag vorgestellten KI-Strategie des iPhone-Herstellers hatten sich tags darauf zahlreiche Analysten positiv geäußert. Software-Hersteller Oracle indes überzeugte zur Vorlage seiner Geschäftsjahreszahlen mit hohen Buchungen für seine Programme sowie mit Partnerschaften.

Unter den Nebenwerten blieben Atos im Fokus, die um 20,6 Prozent einbrachen und auf ein Rekordtief fielen. Der hoch verschuldete IT-Dienstleister hat eine Übernahmeofferte des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky ausgeschlagen und den Rettungsvorschlag des Atos-Großaktionärs David Layani angenommen. Der Plan umfasst neues Eigenkapital und eine Reduzierung der Schulden./ck/ngu