PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte sind gut erholt von den Freitagsverlusten in die neue Woche gestartet. Die wichtigsten Indizes zogen am Montag teils deutlich an. Sie reagierten damit auf die Nachricht vom Wochenende, dass US-Präsident Joe Biden aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur 2024 ausgestiegen ist. Ein Ereignis wie dieses würde normalerweise Unsicherheit und Marktvolatilität bei den Anlegern hervorrufen, dieses Mal jedoch nicht, bemerkte Analyst Pierre Veyret vom Handelshaus Activtrades. Schließlich war Biden nach einem desaströsen Auftritt bei einem Fernsehduell gegen den Ex-Präsidenten Donald Trump Ende Juni extrem in die Kritik geraten.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 1,45 Prozent auf 4897,44 Punkte, nachdem er in der Vorwoche um mehr als 4 Prozent abgesackt war. Der französische Leitindex Cac 40 gewann zum Wochenstart 1,16 Prozent auf 7622,02 Zähler. Für den britischen FTSE 100 ("Footsie") ging es um 0,53 Prozent auf 8198,78 Punkte nach oben.

Biden will bei der Wahl im November nicht länger für eine zweite Amtszeit antreten und schlug seine Stellvertreterin Kamala Harris als Ersatzkandidatin vor. Diese sagte, dass sie Präsidentschaftskandidatin werden wolle. Nach dem Attentat auf Trump vor einer Woche schienen dessen Chancen zuletzt gestiegen zu sein. Nun werden die Karten neu gemischt.

"Die Demokraten haben mit der designierten Kandidatin Kamala Harris das Momentum auf ihrer Seite", schrieb Dirk Chlench, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. Auch könnten die Demokraten angesichts einer 59-jährigen Spitzenkandidatin den Spieß herumdrehen und jetzt ihrerseits aufgrund des hohen Alters von Donald Trump dessen geistige Fitness in Zweifel ziehen. Daher habe die Wahrscheinlichkeit eines Trump-Wahlsieges nach dem Abgang von Joe Biden abgenommen.

Europaweit standen Technologiewerte am Montag in der Anlegergunst ganz oben. Sie stoppten damit ihren massiven Verlust der vergangenen Handelstage. Die Unsicherheit um die politische Zukunft von Joe Biden war neben den weltweiten IT-Problemen ein Grund dafür, warum die Branche in der Vorwoche stark unter Druck geraten war. Der Sektorindex Stoxx Europe 600 Technology stieg um 1,8 Prozent.

Am anderen Ende des Branchentableaus waren Papiere aus dem Freizeit- und Reisesektor mit einem Minus von 2,4 Prozent zu finden. Hier belastete ein Kurseinbruch von mehr als 17 Prozent bei den Aktien von Ryanair . Sie reagierten damit auf enttäuschende Quartalszahlen und einen eingetrübten Ausblick des Billigfliegers.

Ryanair habe selbst die negativsten Analystenschätzungen verfehlt und sei nun für die Ticketpreise im laufenden Quartal deutlich pessimistischer als bisher, schrieb Analyst Harry Gowers von der US-Bank JPMorgan. Dementsprechend dürften die Markterwartungen für den Nettogewinn deutlich sinken. Im Sog von Ryanair sackten am "Footsie"-Ende die Papiere des Wettbewerbers Easyjet um 7,1 Prozent ein. Davor folgen die Aktien von International Consolidated Airlines , die 3,4 Prozent einbüßten.

An der "Footsie"-Spitze zogen die Papiere von Rentokil um 7,8 Prozent an. Die "Sunday Times" hatte berichtet, dass Philip Jansen, der frühere Vorstandsvorsitzende des Telekomkonzerns BT Group, Gespräche mit Private-Equity-Firmen über den Kauf des Schädlingsbekämpfers führe.

Die Anteilscheine von Coloplast stiegen im Kopenhagen um 2,4 Prozent, nachdem sich Analyst Hassan Al-Wakeel von der britischen Investmentbank Barclays positiv zu den Titeln geäußert hatte. Der Experte verwies auf das steigende Ertrags- und Renditepotenzial des dänischen Medizinprodukte-Herstellers./la/he