PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben sich nach ihrer jüngsten Stabilisierung am Mittwoch kräftig von ihrer vorangegangenen Talfahrt erholt. Sie folgten damit der guten Kursentwicklung in Asien und den USA. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 2,03 Prozent höher mit 4.668,06 Punkten. Der britische FTSE 100 gewann 1,75 Prozent auf 8.166,88 Punkte. Für den schweizerischen Leitindex SMI ging es um 2,89 Prozent auf 11.843,18 Zähler bergauf.

Geldpolitische Signale aus Japan stießen bei den Anlegern auf ein positives Echo. "Eine kleine Beruhigungspille verabreichte heute der stellvertretende Gouverneur der japanischen Notenbank den immer noch hochnervösen Anlegern rund um den Globus", so Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. "Auch wenn er lediglich versprach, bei einer instabilen Marktlage die Zinsen nicht zu erhöhen, führte der in diesem Fall wohl überwiegende Placebo-Effekt zu einem schwächeren Yen und sich weiter erholenden Aktienkursen in Tokio."

Vergangene Woche hatte die Bank of Japan ihre Leitzinsen überraschend erneut erhöht, auch um den Verfall der Landeswährung Yen zu stoppen. Der Zinsschritt und der darauf folgende starke Kursanstieg des Yen hatten zur Folge, dass spekulative Geschäfte an den Devisen- und Aktienmärkten aufgelöst wurden. Dies gilt neben der Sorge über eine mögliche Rezession in den USA als einer der wesentlichen Gründe für den jüngsten Kursabsturz an den Aktienmärkten.

Zudem sollten die politischen Risiken nicht unterschätzt werden. "Ein Angriff des Iran auf Israel ist ein Risiko, das viele Investoren weiterhin davon abhalten dürfte, bei den vermeintlich billigeren Kursen bereits wieder zuzugreifen", fügte Molnar hinzu.

Die deutlichste Erholung in Europa zeigte am Mittwoch der Bankensektor - er war nach einem zuvor guten Lauf die vergangenen Tage besonders heftig unter Druck geraten. Uneinheitlich aufgenommene Zahlen der Branchenvertreter Commerzbank und ABN Amro spielten derweil kaum eine Rolle.

Die wieder gewachsene Zuversicht an den Börsen spiegelte sich in den deutlichen Gewinnen konjunktursensibler Sektoren wie Bau und Industrie wider. Aus dem Einzelhandelssektor überzeugte EuroStoxx-50-Spitzenreiter Ahold Delhaize mit einem Kursplus von 5,1 Prozent. Der Supermarktbetreiber hatte im zweiten Quartal dank besserer Geschäfte in Europa leicht zugelegt. Er schnitt besser ab als von Analysten erwartet.

Die Papiere von Glencore erholten sich im freundlichen Branchenumfeld um weitere 2,8 Prozent, obwohl der Rohstoff- und Bergbaukonzern Pläne zur Abspaltung des Kohlegeschäfts verworfen hat. Die Entscheidung sei allerdings keine Überraschung, kommentierte Goldman-Analyst Matt Greene. Mäßige Halbjahreszahlen konnten dem Aktienkurs ebenfalls nichts anhaben.

Einziger Verlierer in Europa war der Pharmasektor . Die Aktien des Schwergewichts Novo Nordisk verloren nach Quartalszahlen 6,7 Prozent. Der Pharmakonzern hatte die Umsatzprognose angesichts steigender Lieferungen seiner Kassenschlager zwar angehoben. Allerdings senkten die Dänen die operative Gewinnprognose. Auch die Zahlen waren nicht ganz makellos. Die Gewinne hätten zwar den Erwartungen entsprochen, doch umsatzseitig habe das Unternehmen enttäuscht, stellten die Analysten des Investmenthauses Jefferies fest.

Bei der dänischen Fracht-Reederei Moller-Maersk lassen derweil Aktienrückkäufe weiter auf sich warten. Konzernchef Vincent Clerc kündigte stattdessen ein Investitionsprogramm bis zum Ende des Jahrzehnts an. Zudem halte er die Augen für Kaufoptionen offen. Bei Anlegern kam das nicht gut an: Die Aktien verloren mehr als 2 Prozent./gl/he