(neu: Aussagen Management, Kurs aktualisiert.)
STUTTGART (dpa-AFX) - Die VW
Das seit einigen Monaten unter Druck stehende Vorzugspapier stieg an der Indexspitze um fast acht Prozent auf 86,92 Euro. An die Börse gegangen war der Sportwagenbauer im September 2022 zu 82,50 Euro. Im Juni 2023 hatte der Kurs nach einem Höhenflug noch an der Marke von 120 Euro gekratzt. Probleme bei den Verkäufen im wichtigen Markt China belasteten den Kurs dann aber zusehends.
Dass Porsche ein Übergangsjahr bevorstehe, sei den Investoren bekannt, hieß es aus dem Handel. Das vierte Quartal sei besser ausgefallen als gemeinhin gedacht, schrieb Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies. Der Ausblick allerdings bleibe etwas hinter den Erwartungen zurück.
JPMorgan-Experte Jose Asumendi äußerte sich ähnlich. Er rechnet mit einem deutlichen Anziehen der Ergebnisse im zweiten Halbjahr und dann mit vollem Schwung im kommenden Jahr. Schon dieses Jahr dürften Preiserhöhungen zum Tragen kommen. Nach Ansicht von Goldman-Sachs-Analyst George Galliers konzentriert sich Porsche auf erfolgreiche Modellanläufe und die Qualität für die Kunden. Erhöhte Abschreibungen kämen noch hinzu.
Die operative Umsatzrendite - also was im Tagesgeschäft vom Umsatz als operativer Gewinn übrigbleibt - erwartet das Management um Blume 2024 in einer Bandbreite von 15 bis 17 Prozent. Das wäre weniger als die im Vorjahr bei 18 Prozent stabil gehaltene Marge und auch weniger, als sich Analysten zuvor ausgerechnet hatten. Beim Umsatz geht Porsche von 40 bis 42 Milliarden Euro aus. 2023 hatte das Unternehmen auch dank eines Auslieferungsanstiegs um gut drei Prozent beim Erlös 40,5 Milliarden Euro erwirtschaftet und damit knapp acht Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
In diesem Jahr bringt Porsche neue Versionen vom Panamera und dem Elektrosportwagen Taycan sowie den lange erwarteten vollelektrischen Macan auf den Markt. Zudem startete bereits spät im Jahr 2023 der neue Cayenne, das meistverkaufte Modell der Zuffenhausener. Auch der Sportwagenklassiker 911 wird im Frühsommer aufgefrischt.
Porsche hatte bereits angedeutet, dass die gestaffelten Produktanläufe herausfordernd sein würden. Die vielen Neuerungen sollen zwar die Angebotspalette verjüngen und über attraktivere Autos mehr Geschäftschancen eröffnen. Zunächst kostet das aber Geld. Blume sprach in der Pressekonferenz von Aktivierungskosten in den Märkten, also Aufwand für Werbung und Marketing. Zudem bleibe für eine gewisse Zeit bei den betroffenen Modellen das Volumen niedriger. Finanzchef Lutz Meschke sagte, den Hochlauf wolle das Unternehmen qualitätsgetrieben angehen und nehme sich daher Zeit dafür.
Mittel- und langfristig halte Porsche an seinen Renditeambitionen fest, sagte der Finanzchef. Porsche visiert in der mittleren Frist 17 bis 19 Prozent Marge an, langfristig soll sie sogar auf über 20 Prozent getrieben werden. Die Spitze bei den Ausgaben für Sachinvestitionen und für Forschung und Entwicklung werde Porsche in den Jahren 2025 oder 2026 erreichen.
Um langfristig die Marge deutlich zu steigern, hatte Porsche vor rund einem Jahr ein neues Ergebnisprogramm aufgesetzt. "Wir nehmen auch hier viel Geld in die Hand, um neue Erlösquellen zu erschließen", sagte Meschke. Dazu gehören den Angaben zufolge besonders exklusive Angebote und Services.
Porsche will in der Produktion weiter flexibel bleiben und Verbrenner, Plugin-Hybride und Vollelektroautos gleichzeitig bauen können. Vergangenes Jahr stieg der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge um 1,5 Prozentpunkte auf 12,8 Prozent an. Dieses Jahr soll er sich mit dem neuen Macan weiter erhöhen. Mitte des Jahrzehnts sollen perspektivisch ein vollelektrischer 718 hinzukommen sowie ein Elektro-SUV, das über dem Cayenne positioniert ist und damit hohe Verkaufspreise liefern soll.
Im vergangenen Jahr lief es vor allem im wichtigen und lukrativen Markt China schlechter. Blume führte aus, dass das Wirtschaftsumfeld dort insbesondere wegen der Immobilienkrise im Land ein Problem für Porsche sei. Viele wohlhabende Chinesen hätten in den Sektor investiert und daher Geld verloren. Mit der Verschiebung von Mengen auf andere Regionen habe das Unternehmen die Verkäufe insgesamt dennoch steigern können. Porsche hatte die Produktion für China im Angesicht der Probleme gedrosselt.
Ende 2024 oder 2025 soll sich das Umfeld in China nach Ansicht des Managements wieder verbessern. Mit den neuen Elektroprodukten stoße Porsche in China in attraktive Marktnischen, in denen das Unternehmen auch die ungeliebten Rabattschlachten nicht mitmachen müsse, stellte Blume in Aussicht. Der Manager hatte bereits mehrfach klargemacht, dass Porsche Rentabilität über die Absatzmenge stellt.
2023 stieg der Gewinn nach Steuern um knapp 4 Prozent auf 5,16 Milliarden Euro. Die Dividende soll von 1,01 Euro auf 2,31 Euro je Vorzugspapier zulegen. Die Vorzugsaktien sind zu rund einem Viertel im freien Streubesitz, der Rest gehört dem Volkswagen-Konzern. Die Stammaktionäre - derzeit ausschließlich der Wolfsburger Autoriese sowie die VW-Dachholding Porsche SE