(neu: Mehr Details, Aussagen aus Konferenzen, Kurs, Analystenstimme zu China.)
WOLFSBURG (dpa-AFX) - Europas größter Autokonzern Volkswagen
Die Volkswagen-Vorzugsaktie fiel am Nachmittag am Dax
Der Finanzmittelzufluss (Cashflow) im Konzern sei im Quartal schwach ausgefallen, schrieb Analyst Jose Asumendi von der US-Großbank JPMorgan. Wenn Einmaleffekte herausgerechnet würden, untermauere jedoch das operative Ergebnis die Profitabilitätsziele des Konzerns für das Gesamtjahr.
Nach dem ersten halben Jahr kappte der Konzern angesichts der mauen Wirtschaftslage seine Ziele für die Auslieferungen. So sollen 2023 nun zwischen 9 und 9,5 Millionen Fahrzeuge an die Kunden gehen. Die Wolfsburger waren bisher von rund 9,5 Millionen Stück ausgegangen, nach 8,3 Millionen im Vorjahr. Fachleute hatten ohnehin Zweifel, ob VW
Blume versuchte in einer Telefonkonferenz, Sorgen um die Auftragslage in Westeuropa zu zerstreuen. Derzeit liege der Auftragsbestand hier weiter bei 1,65 Millionen Fahrzeugen, davon mehr als 200 000 Vollelektroautos. Auch wenn wegen gekürzter Förderungen im europäischen Geschäft eine Abkühlung bei der Elektronachfrage zu verspüren gewesen sei, habe der Konzern seit Mai wieder eine gewisse Belebung bei den Bestellungen erfahren - konkreter wurde Blume nicht. Die Drosselung der E-Produktion etwa in Emden folge der Nachfrage, VW wolle schließlich nicht mehr auf Halde produzieren.
Insgesamt sieht der Manager den Konzern auf gutem Weg. "Die Absatzzahlen in Nordamerika ziehen an, in China festigen wir unsere Position durch technologische Partnerschaften und zusätzlich geht der Trend bei unseren vollelektrischen Fahrzeugen in die richtige Richtung", sagte er.
Beim Jahresumsatz bleibe VW ohnehin voll auf Kurs, das gesteckte Ziel von 10 bis 15 Prozent Plus und damit 307 bis 321 Milliarden Euro Erlös zu erreichen, hieß es. Auch die Prognose für die operative Gewinnmarge bleibt unangetastet, auch weil das Spar- und Ergebnisprogramm bei den Massenmarken im zweiten Halbjahr Wirkung zeigen soll.
Im abgelaufenen zweiten Quartal erzielte VW einen Umsatzanstieg von gut 15 Prozent auf 80,1 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern fiel wegen höherer Steuern um gut 3 Prozent auf 3,79 Milliarden Euro.
Das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis stieg zwar um fast 19 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro, lag damit aber unter der Durchschnittsschätzung von Experten. Wie im ersten Quartal belastete die Bewertung von Rohstoffsicherungsgeschäften, diesmal fielen dafür 1,2 Milliarden Euro an. Der Ausstieg aus dem Russlandgeschäft kostete noch einmal 0,4 Milliarden Euro. VW hat für den Verkauf der russischen Tochtergesellschaften nur einen Verkaufspreis von 125 Millionen Euro erzielt. Der Konzern hatte bereits vor einem Jahr infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine viel auf die russischen Geschäfte abschreiben müssen.
Vor allem das schwächelnde Chinageschäft bei Elektroautos macht den Managern derzeit Sorgen. Um wieder an Schwung zu gewinnen, verkündete VW am Vortag den Einstieg beim chinesischen Elektroautobauer Xpeng
Zwar will VW laut Blume die teuer entwickelten eigenen Elektro-Plattformen weiter nutzen - für die beiden neuen Modelle mit Xpeng komme aber deren Plattform G9 zum Zuge, bestätigte er. Perspektivisch soll die Marke VW in China mit Xpeng und auch Audi mit seinem lokalen Partner SAIC zudem neue Elektro- und Softwareplattformen für die Zukunft auf die Beine stellen. In der Zwischenzeit solle auch die eigene MEB-Elektroplattform in China wettbewerbsfähiger werden, sagte Finanzchef Arno Antlitz. Dazu hatte VW bereits ein neues Entwicklungszentrum und weitere Investitionen angekündigt.
In diesem Jahr hat der Konzern vor allem wegen mauer Verkäufe von Elektroautos seine jahrzehntelange Marktführerschaft im Land an den Elektroautohersteller BYD
VW gestehe mit dem China-Deal teilweise eine Niederlage ein, schrieb Deutsche-Bank-Analyst Tim Rokossa. Technologie von anderen Herstellern einzukaufen, sei sehr untypisch für VW. Er beurteilte den Schritt aber positiv, denn Blume habe damit die Bereitschaft unterstrichen, wirklich Partnerschaften einzugehen und Geld zu sparen.
Bei den Massenmarken (VW Pkw, Seat/Cupra, Skoda, VW Nutzfahrzeuge) sollen im zweiten Halbjahr die anvisierten Sparprogramme greifen. Zwar besserte sich das Bild gegenüber dem schwachen Vorjahreszeitraum im ersten Halbjahr deutlich. Doch die Kernmarke VW Pkw erzielte in den ersten sechs Monaten eine operative Umsatzrendite von lediglich 3,8 Prozent - sprich von 100 Euro Umsatz blieben im Tagesgeschäft nur rund 3,80 Euro Betriebsgewinn./men/mne/jha/