(neu: Aussagen Vorstandschef, Kurs aktualisiert.)

MAINTAL (dpa-AFX) - Der Verbindungstechnikhersteller und Autozulieferer Norma Group will sich durch den Verkauf seiner Sparte für das Wassermanagement künftig vor allem stärker auf die allgemeine Industrie konzentrieren. Das Unternehmen hat einen Verkaufsprozess auf den Weg gebracht, wie es im hessischen Maintal mitteilte. An der Börse sorgte die Entscheidung am Freitag für Begeisterung: Die zuletzt schwach gelaufene Norma-Aktie sprang in der Spitze um fast 23 Prozent nach oben.

Zuletzt lag sie noch mit knapp 18 Prozent im Plus. Damit kletterte das Papier über die 100-Tage-Durchschnitts-Linie. Seit dem Jahresbeginn hat die Aktie allerdings immer noch einen Kursrückgang von rund 13 Prozent zu verkraften. Aktionäre mit einem mittelfristigen Anlagehorizont haben ebenfalls das Nachsehen: Innerhalb der letzten drei Jahre hat sich das Norma-Papier um rund 57 Prozent verbilligt.

"Wir wollen das Industriegeschäft zu einem signifikanten Umsatzanteil ausbauen", sagte Konzernchef Guido Grandi im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Der Manager sieht in dem Bereich ein Margenpotenzial von 15 Prozent. Das Geschäft mit Be- und Entwässerungssystemen hatte bei der Profitabilität zuletzt bereits auf diesem Niveau gelegen und sich damit von der Situation bei den Kunden aus der allgemeinen Industrie und in der Autobranche abgekoppelt.

An der Börse seien die Perspektiven in der Industriesparte noch nicht auf diese Weise wahrgenommen worden, sagte Grandi - zudem wolle das Unternehmen nicht mehr als Konglomerat gesehen werden. Finanzexperten an der Börse versehen Unternehmen mit unterschiedlichen Geschäftsteilen vielfach mit Bewertungsabschlägen, weil deren gemeinsame Kostenvorteile oft gering sind.

Experten lobten die Pläne des Managements weitgehend. In einem Kommentar der Investmentbank Oddo BHF hieß es, mit dem Schritt werde enorm Wert geschaffen. Analyst Felix Kruse von Hauck Aufhäuser Investment Banking schrieb, dies könnte Norma helfen, die Kundenbeziehungen auszubauen, die Abhängigkeit von Großhändlern zu verringern und den Industriebereich näher an die angestrebte Marge heranzuführen. Zudem könnten die Verkaufserlöse den Gesamtwert des Unternehmens auf Basis des gestrigen Schlusskurses von 11,82 Euro übersteigen, ergänzte der Experte mit Blick auf die durchschnittliche Branchenbewertung.

Etwas vorsichtiger klang Analystin Yasmin Steilen von der Privatbank Berenberg. Die Expertin bemerkte, dass Norma dabei sei, seine "Kronjuwelen" zu verkaufen. Das Management müsse nun eine vernünftige Strategie für die Reinvestition des Geldes aus dem Verkauf des Wassergeschäfts vorlegen. Ihrer Ansicht nach war dessen Wachstum bislang ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie gewesen.

"Als Unternehmen ist es unser höchstes Interesse, den größten Teil der Verkaufserlöse wieder in das Industriegeschäft zu investieren", sagte Grandi im Gespräch mit dpa-AFX. "Dort wollen wir stärker wachsen und Synergien herausarbeiten."

Wie viel Norma dann in Zukäufe und Investitionen stecken wird, steht noch nicht fest. "Wenn es dann soweit ist, werden wir alle Stakeholder berücksichtigen, neben den Investoren gehören natürlich auch die Banken dazu - ganz schuldenfrei sind wir ja auch nicht", sagte Grandi.

Die Bereiche, die im Unternehmen verbleiben sollen, verfügen Norma zufolge über viele Synergien. Es handle sich vielfach um ähnliche oder identische Produktgruppen, die in denselben Werken produziert werden könnten. Zu den Produkten zählen demnach Metallschellen, Rohrkupplungen, Kunststoffsteckverbinder, Leitungssysteme und weitere Verbindungselemente. Sie werden unter anderem in der allgemeinen Industrie und im Autobau verwendet.

"Im Automobilgeschäft konzentrieren wir uns auf Bereiche, wo wir uns deutlich von Wettbewerbern unterscheiden, etwa unsere Verbindungstechnik für alle Antriebsarten", sagte Grandi. Derzeit ächzen die Zulieferer unter schwierigen Bedingungen in der Branche.

Unter anderem lastet der schwache Verkauf von Elektroautos auf den Autobauern und Zulieferern. "In Europa und Deutschland dürfte sich der Knoten im kommenden Jahr wieder etwas lösen, weil die Autobauer unter starkem Druck stehen, ihre CO2-Ziele einzuhalten", machte Grandi etwas Hoffnung. "Gift ist natürlich die schlechte Planbarkeit, da wäre eine verlässliche Richtung der Politik schon hilfreich."

Ausgang und Ergebnis des Verkaufsprozesses für die Wassersparte seien offen, hieß es von Norma am Vorabend. Norma hatte sich ab 2012 durch Zukäufe ein Standbein in der Be- und Entwässerungstechnik aufgebaut. Kunden kommen hier etwa aus der Landwirtschaft, aber auch aus anderen Bereichen wie dem Hochwasserschutz. Mit dem Wassermanagement machte Norma 2023 rund ein Viertel des Umsatzes von 1,2 Milliarden Euro./men/ngu/stk